Geschichten erzählen in 3D, Scanner für Privatheit und Maßnahmen gegen App-Benachrichtigungen

Förderpreise des „Cologne Broadcasting Center“ für herausragende Abschlussarbeiten der Medieninformatik

26.11.2020 - Mit Freude und Erleichterung konnten Institutsleiter Prof. Hans Kornacher und Förderpreiskoordinator Prof. Dr. Kristian Fischer vom Campus Gummersbach der TH Köln verkünden, dass auch im Corona-Jahr die Förderpreise des „Cologne Broadcasting Center“ (CBC) für herausragende Abschlussarbeiten der Medieninformatik (MI) vergeben werden. Die meisten Förderpreisvergaben am Gummersbacher Campus waren in diesem Jahr ausgefallen oder auf 2021 verschoben worden.

Statt am CBC-Firmensitz in Köln fand die Verleihung am Campus Gummersbach statt, natürlich unter Beachtung der Hygiene- und Abstandsvorschriften. In der Hybrid-Veranstaltung saßen einige wenige Personen mit ihren Mund-Nase-Bedeckungen im großen Seminarraum, die anderen waren per Video-Konferenz zugeschaltet, man konnte sie auf dem großen Wandbildschirm des Medieninformatik-Studios sehen.

Preise im Gesamtwert von 2250 Euro spendiert das CBC jährlich seit 2008. Das Unternehmen betreut die Technik für die „RTL Group Deutschland“ in Köln, es arbeitet seit Jahren eng mit dem Studienbereich Medieninformatik am Campus Gummersbach der TH Köln zusammen und hat schon einige MI-Absolventen übernommen.

Zuschauerführung in drei Dimensionen

Über den ersten Preis und 1000 Euro konnte sich in diesem Jahr Nathalie Kuhn aus Overath freuen. Das Thema ihrer Bachelorarbeit war “Zuschauerführung im Storytelling von Virtual Reality im Kontext der Markenkommunikation“. Ihr Thema war das „Geschichtenerzählen“ in der Markenwerbung. Um das Publikum im Internet oder im Fernsehen für die eigenen Produkte zu begeistern, setzen die Unternehmen vielfach „Storytelling“ als Marketingstrategie ein. Die Werbung für das Produkt wird in eine anschauliche, berührende oder amüsante kleine Geschichte eingebaut.

Mit „Virtual Reality“ (VR), dem Erleben einer Story in drei Dimensionen mit einer VR-Brille, eröffnen sich neue Möglichkeiten für die Markenwerbung. Nathalie Kuhn untersuchte in Ihrer Bachelorarbeit „zahlreiche Aspekte der Aufmerksamkeitsführung im Storytelling von Virtual Reality und belegt diese konsequent mit gut ausgewählten Quellen aus den verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen.“, lobt Betreuer Prof. Hans Kornacher die Abschlussarbeit. 

Am konkreten Beispiel eines herkömmlichen 2D-Markenvideos zeigte die junge Informatikerin die Möglichkeiten einer Umsetzung in einen dreidimensionalen Film auf. Dabei stellt sie die besonderen Chancen, aber auch die auftretenden Probleme und Widersprüche, die bei einer Virtual Reality Anwendung als Markenvideo auftreten können, heraus. Auch der zweite Betreuer der Arbeit, Prof. Dr. Gerhard Hartmann, bewertete die Studie mit der Note 1,0. Frau Kuhn hat inzwischen das Masterstudium Medieninformatik am Campus Gummersbach begonnen, die Hochschule konnte sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin mit halber Stelle gewinnen.

Wie misst man Privatheit?

Auf den zweiten Platz (750 Euro Preisgeld) kam Dennis Jaeger aus Gummersbach mit seiner Masterarbeit „Messung von Privacy - Konzeption und Proof of Concept“.
Nutzer*innen „bezahlen“ den Einsatz von Kommunikations- und Informationsdiensten mit der Preisgabe privater Daten, ihnen fehlt aber meist eine Orientierung im Spannungsfeld zwischen dem Wunsch nach Privatheit und möglichst umfassender Dienstnutzung. Dabei sind Erfassungsmöglichkeiten für den Grad der Privatheit in der Wissenschaft bisher wenig erforscht, Herr Jaeger betrat also weitgehend Neuland mit seiner Studie. Er erstellte zunächst ein Konzept, um den Privacy-Bedrohungsgrad kritischer Objekte messen zu können. Im zweiten Schritt entwickelte er ein technisches Verfahren, das dem Nutzer mit den drei Farben eine Ampel den Grad der Bedrohung für das auf dem Rechner ermittelbare Nutzungsprofil anzeigt. Der „Privacy-Scanner“ ist auf der Internet-Plattform „Github“ unter der Bezeichnung „denjae/PrivacyScanner-PoC“ zu finden. Prof. Dr. Stefan Karsch, Erstprüfer der Masterarbeit, lobte besonders die „selbständige, systematische Herangehensweise des Masterabsolventen an die sehr komplexe und abstrakte Aufgabenstellung“. Prof. Karsch vergab zusammen mit dem Zweitprüfer Prof. Hans Ludwig Stahl die Note 1,0. Dennis Jaeger arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Campus Gummersbach. 

Wenn das Smartphone nervt

Auf den dritten Platz (500 Euro) kam der Masterabsolvent Kristian Czepluch aus Ratingen mit seiner „Explorativen Studie zur regelbasierten Kontrolle von Smartphone Notifications“.  Der Begriff „Notification“ steht für optische und akustische Benachrichtigungen, die die Apps auf einem Smartphone an den Nutzer richten. Wegen ihrer Vielzahl können sie beim Nutzer auch Verärgerung, Stress, Ablenkung oder Unterbrechung anderer Aufgaben bewirken. Mit einer Umfrage unter 80 Smartphone-Nutzern konnte der junge Informatiker über 85000 Benachrichtigungs-Erlebnisse erfassen und auswerten. Die Erkenntnisse der Studie setzte er um in eine Erweiterung der existierenden Android-App „AppDetox“. Prof. Dr. Matthias Böhmer, Betreuer der Arbeit, lobte Czepluch für „sein selbstständiges Vorgehen, seine hohen praktischen und wissenschaftlichen Kompetenzen und sein überdurchschnittlich hohes Maß an Selbstreflexion“. Prof. Böhmer und der Zweitprüfer Prof. Christian Noss vergaben die Note 1,0.

Kristian Czepluch arbeitet inzwischen bei einer Software-Firma in Düsseldorf.

November 2020

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