Genderaspekte in der MINT-Nachwuchsförderung von Mädchen und Frauen - Impulse für die Praxis
Die Schweizerische Akademie der Technischen Wissenschaften SATW als wichtigstes Expertennetzwerk dieser Art in der Schweiz hat am 29.01.2019 in Bern die Tagung „Frauen in Technik und Informatik – Potenzial nutzen“ veranstaltet. Prof. Dr. Renate Kosuch hat bei dieser zweisprachigen Tagung den Hauptvortrag gehalten und den dort vorgestellten Projekten Rückmeldung gegeben.
Siehe auch:
- Tagungsbericht (PDF) azu in IT business 1/2019 von Béatrice Miller
- Tagungsbericht im SATW blog von Alexandre Luyet 01.02.2019
- Die Folienpräsentation des Impulsreferats
- Gespräch mit Prof. Dr. Renate Kosuch für den Artikel „Geschlechterstereotype enttarnen“ Von Anna Walser, siehe S.16 – 18 („verschiedene Genderbrillen aufsetzen“)
Das Referat in fünf Thesen…
- Was unter Geschlecht verstanden wird, bedarf der Differenzierung (psychisch, körperlich, sozial, sexuell), damit Nachwuchsförderung nicht zur Stereotypisierung beiträgt, statt sie zu überwinden.
- Projekte sind nachhaltiger, wenn gewählte Ansatzpunkte nicht ohne den Kontext gesellschaftlicher, (fach)kultureller und interaktionsbezogener Einflüsse bearbeitet werden. Insgesamt sollte eine Projektlandschaft an allen Phasen beruflicher Sozialisation und an allen Einflussfaktoren ansetzen.
- Das Ausmaß an bereichsbezogenem Zutrauen ist ausschlaggebender für die Wahl eines MINT-Studienfaches als das Ausmaß an Kenntnis oder Interesse.
- Schülerinnen/MINT-Studentinnen schließen von fachlicher Ebenbürtigkeit auf soziale Gleichwertigkeit. Machen sie negative Erfahrungen sozialer Ungleichheit, suchen sie die Ursachen bei sich selbst. Das schwächt Selbstbewusstsein und Zutrauen.
- Die eigene Geschlechtszugehörigkeit muss in Interaktionen bewiesen werden - das eigene Geschlecht abgesprochen zu bekommen kann kränkend sein. Weiblichkeit kann z.B. durch Distanzierung von MINT inszeniert werden, Männlichkeit durch Abwertung von Frauen und anderen Männern. Diesen Unterstrom des „Doing Gender“ gilt es zu berücksichtigen.
…und fünf Impulsen für Veränderung
- Den Blick mithilfe von Genderbrillen für relevante Prozesse schulen
- gendersensible, selbstwirksamkeitssteigernde Haltung entwickeln;
- Genderwissen thematisieren zur Steigerung von Widerstandsfähigkeit gegenüber selbstwirksamkeits- und selbstwertschwächenden Prozessen bei allen Geschlechtern;
- Geschlecht entdramatisieren.
- Um Potentialen zur Entfaltung zu verhelfen, mit der Vorstellung innerer Pluralität in die Interaktion gehen.
Juli 2019