Wie arbeiten Führungsstäbe im Bevölkerungsschutz?
Damit Einsätze im Bevölkerungsschutz erfolgreich sind, muss die Führung von Einsatzmaßnahmen hervorragend funktionieren. Über die Arbeit in den Stäben ist allerdings nur wenig bekannt. Das Forschungsvorhaben „Stabsarbeit der Zukunft_Experiment“ (SDZ_E) mit Beteiligung des Instituts für Rettungsingenieurwesen zielt daher darauf ab, Stabsarbeit unter Laborbedingungen beobachtbar zu machen.
Einen ersten Test der neu entwickelten Methoden führten die Projektpartner Anfang 2023 am Standort des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Berlin-Adlershof durch. Das DLR betreibt dort an seinem Optical Technologies for Situational Awareness Lab einen Simulations-Stabsraum, in dem sich die Arbeit von Leitungskräften beobachten lässt. Drei Stäbe spielten jeweils drei unterschiedliche Szenarien durch.
Rettungseinsätze in „Thal“
Alle Szenarien spielten in der kleinen fiktiven Kommune „Thal“. Die Proband*innen aus dem Rettungswesen erhielten dabei die Aufgabe, unterschiedliche Szenarien in dieser Kommune zu bewältigen. Der sogenannte Experimentalstab hatte die Aufgabe, die Probleme und Herausforderungen zu lösen, die sich in Szenarien ergaben. Ihm war ein Simulationsstab gegenübergestellt, der die Außenwelt darstellte und Informationen in den Experimentalstab einspielte. Insgesamt waren somit mehr als 50 Personen an dem Methodentest beteiligt, die entweder in dem Experimental- oder Simulationsstab gearbeitet, beobachtet oder technische Unterstützung geleistet haben.
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Dort bearbeiteten die Mitglieder des Experimentalstabs Szenarien in der fiktiven Kommune "Thal". (Bild: DLR)
Ein Simulationsstab bildete die Außenwelt ab und spielte dem Experimentalstab Informationen zu. (Bild: DLR)
Beobachtungstechnik und -konzept der TH Köln
Das Institut für Rettungsingenieurwesen stellte für den Methodentest die Beobachtungstechnik bereit und war federführend für das Beobachtungskonzept verantwortlich. Dafür wurden der Arbeitsraum des Experimental- sowie des Simulationsstabs mit Kameras und Mikrofonen versehen. Zudem trug jede Person, die in dem Experimentalstab mitwirkte, eine personengebundene Kamera sowie ein Mikrofon. Diese Ausstattung macht eine genaue wissenschaftliche Beobachtung auch noch nach Abschluss der eigentlichen Simulationen möglich. Mit der Software des Labors werden nun die Video- und Tonaufnahmen analysiert und ausgewertet.
Wenn die Validierung der angewendeten Methode erfolgreich ist, sollen in Zukunft weitere Versuche durchgeführt werden, die sich mit Fragestellungen zur Stabsarbeit beschäftigen. Dies soll es langfristig ermöglichen, die Führung und Leitung durch Stäbe stetig zu optimieren und an die sich verändernden Bedingungen anzupassen. Optimierungspotenziale können etwa in neuen Strukturen von Abläufen, der Einbindung neuer Prozesse oder dem Einsatz neuer Technologien liegen, die den Stab bei der Durchführung seiner Arbeit unterstützen.
Über das Projekt Stabsarbeit der Zukunft_Experiment
An dem Vorhaben „Stabsarbeit der Zukunft_Experiment“ sind neben dem Institut für Rettungsingenieurwesen (IRG) der TH Köln die Akkon Hochschule Berlin sowie das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt beteiligt. Unter der Leitung von Prof. Dr. Ompe Aimé Mudimu arbeiten am IRG Lennart Landsberg, Christopher Munschauer sowie Konrad Barth an dem Vorhaben.
Die Durchführung des Methodentests wurde von der Bundesakademie für Bevölkerungsschutz und Zivile Verteidigung des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe finanziert. Die Firma Eurocommand GmbH unterstützte umfassend durch die Bereitstellung einer für die Simulation abgewandelten Version der Einsatzführungssoftware CommandX sowie beim notwendigen technischen Support.
März 2023