Mit Forschungsergebnissen auf Reise
Doktorandin Julia Sachs sucht neue Wirkstoffkandidaten, um multiresistente Tumore wieder sensitiver für die Chemotherapie zu machen. Die renommierte Fachkonferenz Gordon Research Conference "Multi-Drug Efflux Systems" hat sie nach Texas eingeladen, in einem Vortrag über ihre Forschung zu berichten.
Seit gut zweieinhalb Jahren beschäftigt sich die Biologin Julia Sachs am Campus Leverkusen mit der Multiresistenz von Tumoren. Denn Tumore entwickeln im Laufe einer Behandlung eine Widerstandsfähigkeit, so dass sie nicht mehr auf Chemotherapeutika reagieren. Durch Transporterproteine, deren Vorkommen in den Tumorzellen und Metastasen stark erhöht sein kann, werden die Arzneistoffe direkt wieder aus der Tumorzelle ausgeschleust und somit in ihrer Wirkung unschädlich gemacht. Um diese Transporter zu hemmen, sucht ein interdisziplinäres Forscherteam, bestehend aus einer Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Nicole Teusch an der TH Köln, zwei Teams der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und einem Unternehmen nach neuen Wirkstoffen. Julia Sachs vom neuen Forschungsinstitut InnovAGe (Innovative Arzneistoffe für eine alternde Gesellschaft) der Fakultät für Angewandte Naturwissenschaften, hat sich dabei auf Goniothalamin spezialisiert. Der Naturstoff wird aus der Pflanzengattung Goniothalamus gewonnen, die in Südostasien verbreitet ist.
Die pharmakologische Wirkung dieses Naturstoffs auf Tumorzellen ist bereits wissenschaftlich untersucht. Noch nicht erforscht ist, inwieweit die an der Heinrich-Heine-Universität entwickelten Derivate die Transporter der Tumorzellen hemmen. Ein Derivat ist ein chemisch vereinfachter, abgeleiteter Stoff der Grundsubstanz, also in diesem Fall des Goniothalamins. Julia Sachs untersucht, wie die unterschiedlichen Strukturen der einzelnen Derivat-Varianten die Wirkung auf die Transporter beeinflussen. Mittlerweile hat sie bereits ein Derivat identifiziert, das einen Transporter in der Form hemmt – so dass Chemotherapeutika bei multiresistenten Darmkarzinomzellen wieder Wirkung zeigen.
Mit diesen Ergebnissen im Gepäck ist sie nun zur Gordon Research Conference "Multi-Drug Efflux Systems" im US-amerikanischen Texas gereist. Im Bereich der Krebsforschung ist die Fachkonferenz über multiresistenz-assoziierte Transportsysteme eine der hochrangigsten weltweit auf diesem Gebiet. "Die Teilnahme an einer Gordon Research Conference erfolgt nur auf Einladung. Das ist vergleichbar mit der Champions League im Fußball", sagt ihre Betreuerin Prof. Dr. Nicole Teusch. Für ihr dort eingereichtes Abstract zu "Pharmacological inhibition of the P-gp transporter by goniothalamin derivatives sensitizes resistant cancer cells to chemotherapy" wurde die 28-jährige Doktorandin eingeladen, einen Vortrag zu halten. Diese Ehre erhalten gerade einmal rund ein Dutzend der ausgewählten Teilnehmerinnen und Teilnehmer.
Julia Sachs ist nicht nur mit ihrer Leistung sehr zufrieden: "Ich konnte auch aus der anschließenden Diskussion viel Input mitnehmen". Auch sonst hat ihr der sechstägige Aufenthalt auf Galveston Island im Golf von Mexiko sehr gut gefallen. "Die Konferenz fand in einem Hotel statt, in dem auch alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer untergebracht waren. Dadurch konnte man sehr gut Kontakte knüpfen und einen Großteil der Freizeit miteinander verbringen. Ein paar Freundschaften haben sich auch entwickelt."
Bis zum Herbst wird Julia Sachs noch ihre Untersuchungen abschließen und neue Experimente mit weiteren Derivaten durchführen. Dann wird sie ihre Promotion abschließen. Vorher möchte sie aber noch ihre dritte Publikation veröffentlichen, die überwiegend die biologischen Daten thematisiert, die zum Wirkstoff Goniothalamin generiert wurden. Danach kann sich Julia Sachs durchaus vorstellen, als Postdoc an einer Hochschule zu arbeiten. "Aber langfristig möchte ich in der Industrie tätig sein."
April 2017