Fachtagung Innovationspark Erneuerbare Energien: Konkrete Planungen vorangetrieben
Energiewende und Strukturwandel im Bereich des Tagebaus Garzweiler: Wissenschaft, Wirtschaft, Verbände und Politik diskutieren über Teilprojekte des Innovationsparks.
Das Rheinische Revier soll eine der wichtigsten Energieregionen Deutschlands bleiben: Wo früher Braunkohle abgebaut wurde, soll künftig der „Innovationspark Erneuerbare Energien“ entstehen. Wie die Energiewende, der Strukturwandel sowie die Gewerbe- und Stadtentwicklung in einem der größten Braunkohlereviere Deutschlands weiter vorangetrieben werden können, diskutierten 75 Fachleute der Energiewirtschaft, Wissenschaft, Politik, Landwirtschaft sowie Behördenvertreterinnen und -vertreter in Jüchen. Auf rekultivierten Flächen der Stadt Jüchen sollen große Teile des geplanten Innovationsparks realisiert werden. Der Zweckverband LANDFOLGE Garzweiler hatte gemeinsam mit der TH Köln und dem Wuppertal Institut als Partner im Projekt zum fachlichen Austausch über den aktuellen Projektstand und anstehende Schritte geladen.
„Der Innovationspark Erneuerbare Energien soll beispielhaft zeigen, wie Energiewende vor Ort funktioniert. Damit kann es ein Vorreiterprojekt in Deutschland werden und Nachahmer nicht nur in Europa, sondern auch darüber hinaus finden“, sagte Michael Geßner, Abteilungsleiter Energie im NRW-Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie in einem Grußwort. Das Rheinische Revier steht in den kommenden Jahren vor einer bedeutenden Transformation. Mit dem Innovationspark soll im Bereich des Tagebaus Garzweiler ein innovatives integriertes System entstehen, in dem Energieerzeugung, -speicherung, -verteilung und -nutzung Hand in Hand gehen. Die bisherigen Planungen entstammen einer Konzeptstudie, die die Projektpartner 2021 veröffentlicht haben. Sie dient als Fahrplan für die Entwicklung des Projektes.
Chancen und konkrete Umsetzung der Teilprojekte
Derzeit befindet sich der Innovationspark in der zweiten Projektphase, in der die Projekte mit Machbarkeitsstudien in die Umsetzung geführt werden sollen. Diese Phase läuft bis Frühjahr 2027. Volker Mielchen, Geschäftsführer des Zweckverbandes: „Große Teile des geplanten Projektraumes sind rekultiviert. Wir wissen, dass es vielfältige Potenziale für erneuerbare Energien in den Tagebaufolgelandschaften gibt. Jetzt geht es darum, die Teilprojekte unter technischen, rechtlichen, aber auch wirtschaftlichen Aspekten näher zu konzipieren, um Partner für die Umsetzung zu gewinnen. Damit sind wir in zwei ersten Machbarkeitsstudien gestartet.“
Insgesamt sollen fünf Aspekte im Innovationspark miteinander verbunden werden: Energieproduktion aus erneuerbaren Energien, Speicherung und Umwandlung von Strom, Integration der Energieerzeugung in landwirtschaftliche Nutzungen, Verknüpfung mit neuen Entwicklungsstandorten für Wohnen, Industrie und Gewerbe sowie Forschung und Entwicklung in einem großräumigen Reallabor. Der jetzige Projektschritt wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz sowie vom Land NRW gefördert.
Bestehende Hürden für die Realisierung kennenlernen
Professor Dr. Thorsten Schneiders, Leiter des Virtuellen Instituts Smart Energy der TH Köln, ging in seinem Vortrag auf die Zukunftsaussichten der emissionsfreien Stromerzeugung ein. Sein Fazit: Die Investitionskosten für die Umrüstung auf erneuerbare Energien werden mittelfristig deutlich sinken. Gleichzeitig seien dabei noch einige Hürden zu überwinden wie ein noch nicht konsistenter Rechtsrahmen oder die teilweise fehlende lokale Akzeptanz. „Ein innovatives Energiesystem hat nicht einzelne Gebäude oder Verbraucher im Blick, sondern ganze Quartiere und dabei intelligent gesteuert die regenerative Erzeugung, Speicherung, Verteilung, Nutzung. Es geht um integrierte Systeme und eine ganzheitliche Betrachtung. Wir begleiten die Schritte im Innovationspark wissenschaftlich, um für weitere Projekte daraus zu lernen. Denn die Energiewende erfordert neue Energielösungen.“
Vertrauen und Akzeptanz erforderlich
Katja Witte, kommissarische Abteilungsleiterin und Co-Leiterin des Forschungsbereichs Strukturwandel und Innovation am Wuppertal Institut unterstrich in ihrem Vortrag, wie wichtig es ist, dabei alle Akteurinnen und Akteure zusammenzubringen: „Große Infrastrukturprojekte benötigen auch große Akzeptanz. Besonders für neue Ansätze und innovative Projekte ist es erforderlich, Vertrauen bei den verschiedenen Interessengruppen zu schaffen, die es betrifft. Dies ist auch für potenzielle Investoren bedeutsam. Hierbei sind Information, Beteiligung und Dialog wichtig.“ Das Wuppertal Institut deckt diesen Part im Innovationspark Erneuerbare Energien wissenschaftlich ab, um ebenfalls für künftige Projekte daraus Schlüsse ziehen zu können.
Fünf Teilprojekte im Innovationspark
Im Rahmen des Innovationsparks werden fünf Teilprojekte entwickelt: Eine „Energielandschaft“ südlich von Jüchen zielt darauf ab, Energieerzeugung durch Windkraft und Photovoltaik mit der landwirtschaftlichen Nutzung und der Verbesserung der Biodiversität zu verbinden. Das zweite Teilprojekt – die so genannten Solarautobahnen – dient der Energieerzeugung im großen Maßstab: Lärm- sowie Windschutzanlagen entlang der Bundesautobahnen 46 bei Jüchen und 44n sollen dabei mit Photovoltaik-Anlagen ausgestattet werden.
Zwei weitere Teilprojekte sind als große Energieabnehmer die geplante Siedlungserweiterung Jüchen-Süd für bis zu 3.000 Menschen sowie das interkommunale Gewerbe- und Industriegebiet Elsbachtal auf dem Gebiet von Grevenbroich und Jüchen. Das fünfte Pilotprojekt ist ein „Green Energy Hub“ genannter Autohof der Zukunft, an dem unter anderem im großen Stil regenerativ erzeugter Wasserstoff sowie Strom zum Tanken zur Verfügung stehen wird. Zu jedem der Teilprojekte fand bei der Fachtagung ein Workshop statt. Hierbei stand in Vorbereitung auf die Machbarkeitsstudien im Vordergrund, existierende und weitere Ideen für Realisierungsansätze zu sammeln und potenzielle Hürden für die Umsetzung zu diskutieren.
Unter www.innovationspark-erneuerbare-energien.de finden sich weitergehende Informationen.
November 2023