Europe at the Crossroads: The Future of the Euro Area and Europe
Gelingt es Europa, die Euro-Krise endgültig zu überwinden? Über die Zukunft der EU und des Euros diskutierten an der TH Köln vier renommierte Gäste.
Willem Noë von der Europäischen Kommission, Prof. Hans-Helmut Kotz, ehemaliges Vorstandsmitglied der deutschen Bundesbank, Prof. Dr. András Inotai, langjähriger Direktor des Institute for World Economy an der Ungarischen Akademie der Wissenschaften und Prof. Dr. Alojzy Nowak, Prorektor der Universität Warschau. Eingeladen zur Podiumsdiskussion „Europe at the Crossroads“ hatte der von der Europäischen Kommission an der TH Köln eingerichtete Jean-Monnet-Lehrstuhl von Prof. Dr. Harald Sander.
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Eingeladen zur Podiumsdiskussion „Europa at the Crossroads“ hatte der Jean-Monnet-LehrstuLehrstuhl von Prof. Dr. Harald Sander. (Bild: Heike Fischer/TH Köln)
Hans-Helmut Kotz, ehemaliges Vorstandsmitglied der deutschen Bundesbank. (Bild: Heike Fischer/TH Köln)
Willem Noë von der Europäischen Kommission sieht die Zukunft des Euros optimistisch. (Bild: Heike Fischer/TH Köln)
Prof. Dr. Alojzy Nowak, Prorektor der Universität Warschau stellte die provokante Frage, ob nicht besser Deutschland aus dem Euro austreten sollte. (Bild: Heike Fischer/TH Köln)
Sahen die Medien in den vergangenen Monaten die Stabilität des Euros so gefährdet wie noch nie und wurde dabei die Grexit-Gefahr wieder diskutiert, beurteilen die Ökonomen Hans-Helmut Kotz und Willem Noë die Zukunft deutlich optimistischer: „Ich kann mich nicht erinnern, wann der Euro seit seiner Einführung nicht in der Krise war“, so Noë. „Man kann nicht raus aus dem Euro. Die EU ist bisher immer sehr kreativ mit diesen Krisen umgegangen, das wird auch jetzt so sein. Was wir brauchen sind neue, verbindliche Strukturen.“
Den Euro aufzugeben bedeute ein Rückfall in alte Zeiten
„In den USA gibt es Staaten wie Nevada, Kalifornien und Illinois, die finanziell noch schlechter da stehen als Griechenland“, ergänzte Kotz. „Aber niemand würde auf die Idee kommen, sie auszuschließen.“ Letztlich ginge es bei der Einführung des Euros darum, die Stabilität der D-Mark auf die anderen europäischen Währungen zu übertragen. Den Euro aufzugeben bedeute deshalb ein Rückfall in alte Zeiten, mit instabilen Währungen und hohen Inflationsraten.
Prof. Dr. Alojzy Nowak stellte die provokante Frage in den Raum, ob nicht vielleicht Deutschland aus dem Euro aussteigen sollte. Es sei eines der wenigen Länder, das wirklich von den Strukturen der Währungsunion profitiert habe. Einig waren sich die Gäste in der eigentlichen Gefahr: die verschiedenen nationalstaatlichen Interessen unterwanderten den europäischen Gedanken und die Währungsunion. Dringend benötigte neue Strukturen würden boykottiert, weil sich einzelne Staaten in ihrer Souveränität bedroht fühlen.
Verlust der europäischen Idee
Prof. Dr. András Inotai betonte den Verlust der europäischen Idee. Die Gewinner und Verliererstaaten des zweiten Weltkriegs hätten gewusst, das Frieden und Stabilität nichts Gegebenes ist, sondern das man verantwortlich sei für deren Erhalt. „Für die jüngeren Generationen müssen wir dringend wieder eine gemeinsame europäische Identität aufbauen.“ Damit appellierte Inotai auch an das Publikum im Mevissensaal: Viele der internationalen Studierenden stammen aus europäischen Staaten, aber auch aus China, den USA, Australien und Lateinamerika.
Der Jean Monnet-Lehrstuhl der TH Köln wird von der Europäischen Kommission über drei Jahre mit insgesamt 50.000 Euro gefördert. Der Lehrstuhl konzentriert sich auf Lehre und Forschung zur europäischen Wirtschaft und will nachhaltige Forschungsnetzwerke in Europa und zwischen Europa und anderen Kontinenten etablieren. Ziel des Lehrstuhls ist die Förderung und Verbreitung vertiefter Kenntnisse über die europäische Wirtschaft.
Text: Monika Probst
Januar 2016