Erfolgreicher Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis
Erste Forschungswerkstatt des Verbundprojekts RaisoN vernetzte Akteur:innen der Bildungs- und Beratungsarbeit im Themenbereich von Verschwörungsideologien.
Die Mitarbeiter:innen des Verbundprojektes RaisoN (Radikalisierungsprozesse durch Verschwörungsideologien: Auswirkungen auf den sozialen Nahraum als Herausforderung für die Bildungs- und Beratungsarbeit) der TH Köln und der Universität zu Köln führten am 2. Juni 2023 an der TH Köln eine erste Forschungswerkstatt mit Praxispartner:innen aus der Bildungs- und Beratungsarbeit durch. An dem erfolgreichen Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis nahmen die Praxispartner*innen des Forschungsprojekts teil: die Amadeu Antonio Stiftung (Berlin), der Bundesverband Mobile Beratung e.V., Demokratie im Dialog (Solingen), das Informations- und Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit in Nordrhein-Westfalen (IDA-NRW), JUMP (Distanzierungs- und Ausstiegsarbeit in Mecklenburg-Vorpommern), die m*power (Mobile Beratung für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt in Rheinland-Pfalz), veritas (Beratungsstelle für Betroffene von Verschwörungserzählungen) in Berlin sowie zebra, die Zentrale Beratungsstelle für Weltanschauungsfragen in Baden-Württemberg.
Die Teilnehmer:innen stellen eine weiterhin hohe Relevanz von Verschwörungsideologien fest, sowohl gesamtgesellschaftlich als auch für die konkrete Beratungs- und Bildungsarbeit. Gleichzeitig weisen sie darauf hin, dass mit der abnehmenden öffentlichen Aufmerksamkeit für den Themenbereich Corona sukzessive wieder weitere Motive in verschwörungsideologischen Diskursen an Bedeutung gewinnen, wie etwa der Angriffskrieg gegen die Ukraine. Auch sind Verschwörungsnarrative in anderen Themenfeldern präsent wie etwa die Leugnung des Klimawandels und der Reichsbürger:innen-Ideologie. Eine besondere Gefahr stellt die Tendenz von Verschwörungsideolog:innen dar, Verschwörungsnarrative aus verschiedenen Kontexten zu kombinieren und daraus eine große Verschwörungserzählung zu kreieren, wie etwa die Verschwörungserzählung des "Großen Austauschs". Hierbei werden verschiedene Ideologien der Ungleichwertigkeit wie etwa Rassismus, Antisemitismus, Antifeminismus sowie Queerfeindlichkeit zusammengeführt.
In der Forschungswerkstatt werden neben Problemanalysen auch Forderungen und Bedarfe für die Bildungs- und Beratungsarbeit im Kontext der Auswirkungen von Verschwörungsideologien auf den sozialen Nahraum formuliert. So begrüßten die Akteur:innen aus der Praxis eine stärkere wissenschaftliche Begleitung und Untersuchung der Bildungs- und Beratungsarbeit , um Praxiserfahrungen, gute Praxen und erfolgreiche Methoden gesamtgesellschaftlich sichtbar und nutzbar zu machen und gleichzeitig Impulse für die weitere Entwicklung der Arbeit zu erhalten. Für die Wissenschaft sind indes die Erfahrungen und Kenntnisse der Praxispartner:innen eine wertvolle Quelle für die empirische Forschung und damit unverzichtbar, um Radikalisierungsprozesse durch Verschwörungsideologien adäquat zu analysieren. Planungen zum weiteren Wissenschafts-Praxis-Transfer - eine tragende Säule des Forschungsprojekts - rundeten die Forschungswerkstatt ab.
Juni 2023