Entscheiden als Aspekt professioneller Kompetenz angehender Fachkräfte der Sozialen Arbeit
Modellierung und empirische Überprüfung eines Konstrukts
Der Kompetenzdiskurs und die Kompetenzforschung gewinnen in der Hochschulbildung zunehmend an Bedeutung. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit werden Verbindungen zwischen der interdisziplinären Bildungsforschung im Hochschulsektor und dem Professionsdiskurs im Fach Soziale Arbeit hergestellt. Darauf aufbauend wird ein vignettenbasiertes Kompetenz-Assessment für Studierende der Sozialen Arbeit entwickelt und erprobt.
Die Kompetenzforschung gewinnt in der Hochschulbildung zunehmend an Bedeutung. Im Fach Soziale Arbeit, das zu den am häufigsten gewählten Studienfächern zählt, sind bisher nur wenige Versuche unternommen worden, fachspezifische Kompetenzen mithilfe quantitativer Methoden zu untersuchen. An diesem Punkt setzt die Arbeit an und richtet sich auf die Untersuchung von Entscheidungsprozessen angehender Fachkräfte der Sozialen Arbeit. Entscheidungsfähigkeit wird als Facette professioneller Kompetenz verstanden, die zwischen kognitiven Dispositionen und Performanz vermittelt. Ausgangspunkt der empirischen Untersuchung ist ein vignettenbasiertes Testinstrument, das aus vier Fallszenarien besteht, die von Studierenden unterschiedlicher Fachsemester an der TH Köln in Freitextform bearbeitet werden. Die situationsspezifischen Entscheidungsprozesse der angehenden Fachkräfte werden quantitativen Inhaltsanalysen unterzogen und auf der Basis theoretischer Entscheidungsmodelle kodiert. Im Mittelpunkt der Analyse steht die Informationsverarbeitung im Kontext von Entscheidungssituationen. Die Testskalierung erfolgt auf Grundlage eines IRT-Modells. Davon ausgehend wird der Modell-fit untersucht. Im Rahmen einer Regressionsanalyse wird der Einfluss kompetenzrelevanter Faktoren (z. B. Art der Hochschulzugangsberechtigung, Anzahl studierter Fachsemester, Praxiserfahrung) auf die Personenfähigkeit überprüft. Die Ergebnisse zeigen, dass den Entscheidungsprozessen eine eindimensionale latente Fähigkeit zugrunde liegt, die situationsübergreifende Gültigkeit beanspruchen kann. Die Berücksichtigung von Konsequenzen der Entscheidung und der Einbezug der nicht gewählten Optionen bei der Abwägung sind ein Ausweis hoch ausgeprägter Fähigkeit. Die Art der Hochschulzugangsberechtigung und die Anzahl der studierten Fachsemester haben einen positiven Einfluss auf die Entscheidungsfähigkeit wohingegen fachbezogene Praxiserfahrung vor und während des Studiums keine signifikanten Effekte zeigen.
AutorInnen/HerausgeberInnen: Dipl. Päd. Dr. phil. Alf Scheidgen, Technische Hochschule Köln
Erscheinungsjahr: 2019
ISBN: 978-3-86388-814-5
Buderich UniPress
Juli 2019