Wandmalereien in Not
Das Emmauskloster in der Prager Neustadt besticht durch einen herausragenden Zyklus gotischer Wandmalereien aus dem 14. Jahrhundert. Doch die fortschreitende Zeit und Umwelteinflüsse bedrohen die Meisterwerke. Ein Team des Instituts für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaft erarbeitet daher mit deutschen und tschechischen Partnern ein Erhaltungskonzept.
„Der Kreuzgang des Klosters weist auf 22 Gewölbefeldern Wandmalereien auf, die aufgrund ihrer Komplexität und künstlerischen Qualität sowie des historischen Kontexts der Zeit Kaiser Karls IV. herausragen. Darstellungen aus dem Alten und Neuen Testament in ähnlicher Weise haben in Mitteleuropa Seltenheitswert“, beschreibt Projektleiter Prof. Adrian Heritage den Forschungsgegenstand.
Neben der natürlichen Alterung belasten Umwelteinflüssen wie Salze, mikrobiologischer Befall und atmosphärische Verschmutzungen sowie die Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs die Bilder. Zudem wurden diese teils mehrfach übermalt, überdeckt und wieder freigelegt. „Etwa die Hälfte der Gewölbefelder ist von diesen Veränderungen betroffen, einige sind nur noch in Fragmenten erhalten. Im gegenwärtigen Zustand sind die Malereien weiter gefährdet“, erläutert Bachelorstudentin Chari Juliane Tihanyi, die mit drei Kommilitoninnen im Projekt arbeitet.
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Untersuchung der Kunstwerke und ihrer Umgebung
Ziel des Vorhabens, das von der nationalen und lokalen tschechischen Denkmalpflege begleitet wird, ist ein Konzept zur präventiven Konservierung, Sicherung und Bewahrung der Wandmalereien. „Um herauszufinden, wie der Umgang künftig aussehen können, benötigen wir umfassende Hintergrundinformationen. Daher liegen die Schwerpunkte darauf, kunstgeschichtliche, materialwissenschaftliche sowie restaurierungs- und konservierungstechnische Untersuchungen vor Ort durchzuführen“, sagt Heritage.
Diese Untersuchungen sollen ohne oder mit nur sehr wenigen Eingriffen in die Werke auskommen, also nicht-invasiv und mikro-invasiv erfolgen. Zum Einsatz kommt dabei die Hyperspektralkamera „Rainbow“, die hochauflösende Bildserien im Bereich von 350 bis 1000 Nanometer generiert und damit Hinweise gibt zu den verwendeten organischen und anorganischen Materialien wie Pigmenten und Bindemittel, zu Eingriffen wie Übermalungen sowie zu sonstigen Veränderungen. Eine Umwelt- und Umfeldanalyse soll parallel dazu dabei helfen, Schadensprozesse zu verstehen und zu bewerten sowie umweltbasierte Ursachen zu ermitteln.
Risikoanalyse nach der ABC-Methode
Die Untersuchungsergebnisse fließen in eine auf der sogenannten ABC-Methode basierenden Risikoanalyse ein, die vom Canadian Conservation Institute entwickelt wurde. Dabei erfolgen Kontextrecherchen und Befragungen der beteiligten Interessensgruppen, um die kulturelle Bedeutung und Risiken zu evaluieren sowie die vor Ort verfügbare Ressourcen zu ermitteln. Dies ermöglicht schließlich, das Ausmaß von Risiken für ein Kulturgut zu berechnen. Zum Abschluss des Projektes wird ein internationales Kolloquium stattfinden, bei dem die Untersuchungsergebnisse und Analysen vorgestellt und diskutiert werden, um gemeinsam aus den Bewertungen Empfehlungen für eine konkrete Umsetzung zu geben.
Der Fachbereich Wandmalerei des Instituts für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaft der TH Köln arbeitet in dem Forschungsprojekt mit der staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart sowie der staatlichen Universität Pardubice aus Tschechien zusammen. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) fördert das Vorhaben „Konzept zur präventiven Konservierung, Sicherung und Bewahrung für den Wandmalerei-Zyklus im Kreuzgang des Emmausklosters in Prag“ über drei Jahre.
Juli 2023