Ein Kubus für den Löwenbrunnen – Konzepte aus dem studentischen Wettbewerb „Zeiträume“ umgesetzt
Im vergangenen Jahr lobte die TH Köln gemeinsam mit dem Förderverein der Hochschule den studentischen Wettbewerb „Zeiträume“ aus. Ziel: Die bewegte Vergangenheit des Löwenbrunnens und seiner unmittelbaren Umgebung einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen. Die mit dem ersten und zweiten Preis prämierten Ideen sind nun von den Teams realisiert und vorgestellt worden.
Der Löwenbrunnen im Treppenhaus der Claudiusstraße wurde 1907 im deutschen Kaiserreich als Zierbrunnen erbaut, in der NS-Diktatur zu einem „Opfertisch“ umfunktioniert, in der Folgezeit überbaut und im Laufe der Jahrzehnte fast vergessen. Nach 75 Jahren entdeckten Mitarbeiter den Brunnen schließlich wieder; er wurde freigelegt und saniert. Im studentischen Wettbewerb „Zeiträume“ haben rund 100 Studierende aus den Bereichen Design, Architektur, Medientechnologie, Code & Context, Terminologie und Sprachtechnologie sowie Restaurierungs- und Konservierungswissenschaften Konzepte zur Gestaltung und Nutzung des Brunnens entwickelt. Die Konzepte „Time Cube“ und „(un)erzählt“, die den ersten und zweiten Platz belegten, konnten nun umgesetzt und bei der Veranstaltung „,Zeiträume‘ – Menschen machen Geschichte“ vorgestellt werden.
Bilder der Veranstaltung
Die mit dem ersten und zweiten Preis prämierten Ideen, die im Zuge des studentischen Wettbewerbs "Zeiträume" entwickelt worden sind, konnten nun umgesetzt und im Zuge einer Veranstaltung in der Claudiusstraße vorgestellt werden. (Bild: Thilo Schmülgen/TH Köln)
Prof. Dr. Stefan Herzig, Präsident der TH Köln, betonte, dass es wichtig sei, an die wechselhafte Vergangenheit des Gebäudes und des Löwenbrunnens zu erinnern, um daraus zu lernen. (Bild: Thilo Schmülgen/TH Köln)
Prof. Dr. Daniel Lohmann von der Fakultät für Architektur (vorne rechts) stellte das Konzept "Time Cube" vor. (Bild: Thilo Schmülgen/TH Köln)
Die Idee: Eine Black Box verhüllt den Löwenbrunnen und bringt ihn dadurch verstärkt zur Wahrnehmung. (Bild: Thilo Schmülgen/TH Köln)
An einigen Stellen erhalten Betrachterinnen und Betrachter durch Schächte Einblicke in den Kubus, ... (Bild: Thilo Schmülgen/TH Köln)
... welche die Aufmerksamkeit auf Details lenken und die damit verbundenen geschichtlichen Ereignisse erzählen. (Bild: Thilo Schmülgen/TH Köln)
Der schwarze Kubus steht in deutlichem Kontrast zu dem verschnörkelten Raum des Haupttreppenhauses. (Bild: Thilo Schmülgen/TH Köln)
Prof. Dr. Stefan Herzig, Präsident der TH Köln, betonte mit Blick auf die Kölner Bücherverbrennung am 17. Mai 1933 in der Claudiusstraße den Wert der Erinnerungskultur: „Das Gebäude und auch der Löwenbrunnen blicken auf eine sehr lange und wechselhafte Geschichte zurück. Wir als Hochschule fühlen uns dazu verpflichtet, an diese zu erinnern und Orte der Reflexion und des Diskurses wie das Bodendenkmal zu schaffen, um aus der Vergangenheit zu lernen. Die jetzt umgesetzten Konzepte greifen diesen Gedanken besonders gut auf. Es freut mich daher sehr, dass sie nun realisiert wurden.“ Auch Dr. Ulrich Soénius, Direktor der Stiftung Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv zu Köln, Mitglied im Kuratorium der TH Köln und Teil der Jury des Wettbewerbs „Zeiträume“, betonte, wie wichtig es sei, sich zu erinnern und Haltung zu zeigen.
Geschichtliche Ereignisse und Biographien im Mittelpunkt
Die Studierenden Ivan Falkenstern, Ann-Kristin Heiser, Jasmin Strauch und Arwin Yousefein entwickelten in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Daniel Lohmann von der Fakultät für Architektur das Konzept „Time Cube“. Entstanden ist eine Black Box, die den Brunnen verhüllt und dadurch verstärkt zur Wahrnehmung bringen soll. An einigen Stellen erhalten Betrachterinnen und Betrachter durch Schächte Einblicke in den Kubus, welche die Aufmerksamkeit auf Details lenken und die damit verbundenen geschichtlichen Ereignisse erzählen. Der Kubus kann voraussichtlich bis November besichtigt werden. "Die Sparkasse KölnBonn und die Firmen Protektor und Siniat unterstützten die Umsetzung des Konzepts."
Mit „(un)erzählt“ präsentierten die Studentinnen Anna Schulze-Adrey und Malou Tremblay eine Inszenierung mit Live-Performance und musikalischer Begleitung im Mevissen-Saal. Diese thematisierte die Schicksale von Personen, die an der Universität zu Köln arbeiteten und studierten und unter dem Einfluss des Nationalsozialismus leiden mussten. In wechselnden Wortbeiträgen stellten Sprecher*innen die Biographien von Fritz Lehmann, Wernher Siebert, Goswin Frenken, Edda Tille-Hankammer, Samuel Rothmann und Benedikt Schmittmann vor, um die Geschichte hörbar zu machen und ein Vergessen zu verhindern.
Gastvortrag zur EU-Erweiterung
Die Veranstaltung wurde abgerundet durch einen Gastvortrag von Willem Noë, Experte für die EU-Erweiterung in der Europäischen Kommission. Dieser skizzierte die historischen Grundlagen rund um die Entstehung der Europäischen Union, stellte potenzielle Beitrittskandidaten vor und erläuterte aktuelle Herausforderungen. Dabei ging es insbesondere um die Auswirkungen des Brexit, der Pandemie und des Ukrainekriegs auf die Debatten über die EU-Mitgliedschaft.
Mai 2022