Dr. Renée Schulz – Es steht euch sehr viel offen!

Mathe und Physik waren die Lieblingsfächer der Schülerin Renée Schulz, aber ein Faible für Design hatte sie auch. Die Quintessenz: ein duales Studium der Informatik in ihrer Geburtsstadt Aachen, das sie erfolgreich abschloss. Aber die Möglichkeit, sich damit beruflich entfalten und ausleben zu können, sah sie darin nicht. Deshalb wechselte sie zur Medieninformatik und begann ein Masterstudium am Campus Gummersbach. Ein Hintergedanke der leidenschaftlichen Computerspielerin: Mit der Studienwahl wollte sie sich die Option offenhalten, Spieleentwicklerin zu werden.  

Für ihr Masterstudium – trotz Nebenjob und einer Stelle als wissenschaftliche Mitarbeiterin absolviert in der Regelstudienzeit von vier Semestern –  wurde sie als Jahrgangsbeste mit einem Förderpreis ausgezeichnet. „Die Arbeit im Medieninformatiklabor war ein wichtiger Einblick in die akademische Welt. Da wusste ich: Ich möchte promovieren!“, sagt Renée Schulz rückblickend. „Die Professoren haben immer betont, dass ein Masterstudium zur Promotion befähigt. Außerdem gab es am Campus Gummersbach mehrere Vorbilder, die ihren Doktor gemacht haben, zum Teil sogar nebenberuflich.“

Erst ‘Assistant Professor’ in Norwegen ...

Und so legte Renée Schulz das Thema Spieleentwicklung ad acta und bewarb sich auf Doktorandenstellen. Scheu vor etwas ganz Neuem hatte sie schon damals nicht – beinahe wäre sie in Australien gelandet, letztlich klappte es in Norwegen. An der Universität in Grimstad half sie mit, den Studiengang „Interaction Design“ aufzubauen, später war sie dort als „Assistant Professor“ – in etwa vergleichbar mit der deutschen Juniorprofessur – tätig. In ihrer Promotion ging es um „Human-centered Design for Mobile Technology“ in der Fachrichtung Sport: Ziel war es, Lehrende und Lernende mit moderner Technologie – im konkreten Fall mit dem Smartphone – beim Training zu unterstützen.

Der nächste Schritt in die akademische Welt führte sie in den fernen Osten: Sie erhielt eine Postdoktorandenstelle an einer der renommiertesten Universitäten Japans in Osaka. Forschungsschwerpunkt waren nun digitale Technologien im Gesundheitswesen. „E-Health ist einer der großen Forschungsbereiche. Das Zusammenspiel von Usability, Interaction-Design und User-Experience ist hier sehr gefragt und wichtig“, sagt Renée Schulz.

... dann ‘Lead Designer’ für Schiffsbedarf

Die befristete Stelle lief mitten in der Corona-Pandemie aus, und Renée Schulz entschied sich – von Heimweh keine Spur und keine Angst vor großen Herausforderungen – in Japan zu bleiben und in die Wirtschaft zu wechseln. Nun ist sie „UX Architect und Lead Designer“ bei einer Firma, die – wieder etwas Neues – Schiffsbedarf für große Frachtschiffe herstellt: „Wir verbessern die Abläufe an Bord, beispielsweise den Informationsfluss vom Kapitän zum Maschinenraum, und das nicht nur mit Online-Tools, sondern auch durch Änderungen an physischen Objekten wie den Schaltpulten“, erklärt sie. In der Firma kommt sie mit Englisch weiter, aber Renée Schulz ist motiviert genug, auch Japanisch zu lernen – das zweite von fünf Leveln hat sie schon erreicht. Norwegisch und etwas Französisch beherrscht sie neben Englisch bereits.  Auch mit der akademischen Welt ist sie weiter verbunden: Neben der Vollzeitstelle betreut sie als „Assistant Professor“ noch Kurse an den Unis in Osaka und in Norwegen und arbeitet an Publikationen.

Daneben findet sie Zeit, wieder aktiv Taekwondo zu betreiben: Den Schwarzen Gürtel hatte sie schon mit 14 Jahren erworben. Eines möchte sie derzeitigen und zukünftigen Studierenden mitgeben: „Mit einem Studium steht euch sehr viel offen! Fühlt euch niemals in nur eine Schublade gedrückt, ihr erwerbt ein ganzes Spektrum an Wissen und Kompetenzen!