momente

Politische Bildung und Offene Kinder- und Jugendarbeit in NRW
Forschungsschwerpunkt Nonformale Bildung
TH Köln

Alltagsorientierte politische Bildung. Neue Perspektiven für die Kinder- und Jugendarbeit.

Fachkräfte aus Wissenschaft, Praxis und Politik sind am 12.09.24 auf der Abschlusstagung des Praxisforschungsprojekts „momente-Politische Bildung und OKJA in NRW“ an der TH Köln zusammengekommen.

Die Abschlusstagung: "Alltagsorientierte politische Bildung. Neue Perspektiven für die Kinder- und Jugendarbeit" war anwendungsorientiert ausgerichtet und richtete sich vor allem an die Vertreter*innen aus dem Feld der Offenen Kinder- und Jugendarbeit. Am Vormittag wurden die theoretisch-konzeptionellen und anwendungsbezogenen Eckpunkte einer alltagsorientierten politischen Bildung zur Diskussion gestellt. Der Nachmittag war den verschiedenen Themen und Ankerpunkten gewidmet, die eine Konzeption für eine politische Bildung in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit für das Feld aufrufen. Saloua Mohammed, M.A. (IDA NRW e.V.) moderierte die Veranstaltung und führte durch den Tag.

Hier der Link auf das Programm des Tages.

Eröffnung und Begrüßung

Prof. Andreas Thimmel (Leiter des Forschungsschwerpunktes Nonformale Bildung) begrüßte stellvertretend für das ‚momente‘ Team alle Anwesenden. Weitere Begrüßungsworte wurden im Anschluss durch Dr. Thomas Weckelmann, Abteilungsleiter Kinder und Jugend (MKJFGFI NRW) und durch Prof‘in Dr. Sylvia Heuchemer (Präsidentin der TH Köln) gehalten.

Impulse

1) Prof. Marc Schulz  (TH Köln)  stellte in dem ersten Impuls des Tages „Momente – Das Politische vom Alltag aus denken“, die konzeptionellen Eckpunkte einer alltagsorientierten politischen Bildung für die Offene Kinder- und Jugendarbeit zur Diskussion. Er beleuchtete die analytische Differenz zwischen Politik, Politiken und dem Politischen in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit (OKJA). Der Impuls zeigte auf, wie alltägliche Praktiken in der OKJA gesellschaftliche Machtverhältnisse reflektieren und formen – sei es durch Altersunterteilung, Geschlechterdifferenzierung oder andere institutionalisierte Strukturen. Gleichzeitig hinterfragte er, wie das Politische im alltäglichen Handeln entsteht und welche Rolle es im Alltag der OKJA spielt. Gleichzeitig können diese Momente des Politischen von Kindern, Jugendlichen und Fachkräften wahrgenommen, hergestellt und im Alltag verarbeitet werden.

2) Dr. Nils Wenzler (Uni Duisburg-Essen), reflektierte im Anschluss daran in seinem Impuls „Politische Momente als Gelegenheiten sichtbar machen. Eine Handreichung zur alltagsorientierten politischen Bildung in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit“, stellvertretend für die AG Handreichung,  den Arbeitsprozess der Arbeitsgruppe zur Erstellung der Handreichung im Kontext des Praxis-Forschungs-Dialog. Es wurden sowohl das inhaltliche Konzept als auch die damit verbundenen Ziele und zentralen Inhalte vorgestellt. Zusätzlich wurde auf die Arbeitsprozesse und Diskussionen in der AG eingegangen, um zu verdeutlichen, wie sich Themen und Konzepte für die Handreichung sukzessive entwickelt haben. Der Prozess der Erstellung der Handreichung stellt sich dabei als eine Erfahrung dar, wie in einer längerfristigen gemeinsamen Debatte die Perspektiven und Erkenntnisse des momente-Projekts mit den Erfahrungen aus einer politisch orientierten Jugendarbeitspraxis verknüpft wurden.

Sessions

Im Anschluss an die beiden Impulse sind mehrere Sessions angeboten worden. Younes Alla, M.A. (IKAB Bildungswerk e.V.) und Dr. Nils Wenzler (Uni Duisburg-Essen) stellten zentral ihre Überlegungen zu einer politischen Handlungsfähigkeit als Zielorientierung einer politischen Bildung in der OKJA vor. Sonja Heinrich, als Vertreter*in der AGOT NRW e.V., diskutierte in ihrer Session über die fachpolitischen Konsequenzen und Anforderungen an eine alltagsorientierte politische Bildung in der OKJA. In einer dritten Session „Wehrhaft plural“, stellte Jonas Bücker (Sozialarbeiter) seine Überlegungen zu einer desintegrativen Jugendarbeit vor. Die auch im Programm annoncierte Session „Politische Momente wahrnehmen – Gelegenheiten einer alltagsorientierten politischen Bildung. Empirische Einblicke“ sowie die Session „Aufsuchende politische Bildung in alltagsorientierter Perspektive“ wurden an dem Tag nicht durchgeführt.

Ausstellung und Rundgang. Politische Bildung in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit.

Der Nachmittag war den verschiedenen Themen und Ankerpunkten gewidmet, die eine derartig gedachte Konzeption einer alltagsorientierten politischen Bildung für die Offene Kinder- und Jugendarbeit aufruft. Sarah Hannapel, Mitarbeiterin im Bugs Jugendcafé der Caritas Köln, präsentierte eine Ausstellung aus dem Bugs Jugendcafé „Bewegende Momente – Perspektiven junger Menschen auf ihre bewegenden biografischen Momente“. Die Ausstellung wurde von der AGOT NRW / Vielfalt wir leben Sie! gefördert. Als weiteres Exponat konnten die Teilnehmenden der Abschlusstagung die „O-Ton Box – eine Zuhörkiste um junge Menschen und ihre Themen hörbar zu machen“ vor Ort live erleben. Die O-Ton Box ist eine interaktive Fotokabine, in der Kinder und Jugendliche ihre Gedanken und Meinungen teilen können. Die O-Ton Box wird gefördert von der AGOT NRW / Vielfalt wir leben Sie! Laurenz Belling, Mitarbeiter der GOT Elsaßstraße, Caritas Köln, hat die Teilnehmenden auf die Exkursion „Graffiti als Medium des Politischen in der OKJA – eine sozialräumliche Erkundung in der Südstadt“ mitgenommen.

Abschluss

Im Innenhof der TH Köln diskutierten die Anwesenden zum Abschluss der Veranstaltung, vor der Kulisse des „Demokratie Wagen!“ von Coach e.V., Kölner Initiative für Bildungs- und Chancengerechtigkeit,  sowie dem Bus der Mobilen Jugendarbeit Köln-Neubrück, Caritas Köln, zu den Perspektiven und notwendigen Schritten der Umsetzung einer alltagsorientierten politischen Bildung in der Praxis der Offenen Kinder- und Jugendarbeit in NRW. Prof. Dr. Andreas Thimmel betonte, dass im "momente" Projekt politische Bildung aus Sicht der Kinder- und Jugendlichen heraus konzipiert und bearbeitet werden konnte. Damit wird deutlich, dass die Offene Kinder- und Jugendarbeit einen wichtigen Beitrag im Gesamtensemble der Aktivitäten der politischen Bildung leistet. Dieser Beitrag kann aber erstens nur dann zur Geltung kommen, wenn die Finanzierung der Offenen Kinder- und Jugendarbeit auf der Ebene der Kommunen und Landkreise von der Projektförderung auf eine langfristig angelegte Infrastrukturförderung hin verändert wird und sich alle Kommunen am Ziel einer angemessenen Finanzierung der Offenen Kinder- und Jugendarbeit orientieren. Auf der Ebene der Länder und des Bundes muss endlich Schluss sein mit den in den letzten Jahren immer wiederkehrenden Kürzungsszenarien, die sich auf alle Felder der Kinder- und Jugendarbeit auswirken und die eine weitere positive Entwicklung unmöglich machen. Zweitens bedarf es einer größeren Wertschätzung gegenüber der in Strukturen der Kinder- und Jugendarbeit erlebten und reflektierten alltagsorientierten politischen Bildung im Kindes- und Jugendalter. Insbesondere die Vertreter*innen des formalen Bildungssystems sowie des medialen und politischen Systems, sollten die Relevanz dieser Perspektive anerkennen. Drittens müssen die Fachkräfte, die zivilgesellschaftlich Engagierten und die freiberuflich Tätigen die Rahmenbedingungen zur Verfügung gestellt bekommen, um die im Projekt erarbeiteten Erkenntnisse sowohl praktisch als auch konzeptionell weiterzuentwickeln. 

Oktober 2024

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