Erfahrungen aus dem Alltag mit pflegebedürftigen Kindern sammeln und weitergeben
TH Köln wirkt an der Entwicklung einer digitalen Plattform zum Wissensaustausch mit
Wie gelingt eine Familienfahrradtour mit Kind im Rollstuhl? Und wie lässt sich effizient und gemütlich ein Pflegezimmer in einer kleinen Wohnung einrichten? Für diese und viele weitere Herausforderungen des Alltags entwickeln Eltern, die ihre Kinder pflegen, oftmals ganz eigene Ideen und innovative Lösungen. Dieses Wissen ist für neue Pflegende weitestgehend unzugänglich. Die TH Köln entwickelt daher im Forschungs- und Entwicklungsprojekt „Pflegeschätze“ gemeinsam mit weiteren Partnern eine digitale Plattform zum Erfahrungs- und Wissensaustausch. Das Vorhaben startet nach einer erfolgreichen Durchführbarkeitsstudie jetzt in die zweite Projektphase.
„Ein pflegebedürftiges Kind zu haben, trifft Eltern häufig unvorbereitet und kann zunächst überfordern. Sie haben dann einen spezifischen Informationsbedarf, der durch offizielle Stellen nicht immer ausreichend gedeckt wird“, sagt die Projektkoordinatorin Prof. Dr. Isabel Zorn vom Institut für Medienforschung und Medienpädagogik der TH Köln. „Wer hingegen über einen längeren Zeitraum hinweg seine Kinder pflegt oder als Angehörige*r dabei unterstützt, verfügt über einen großen persönlichen Erfahrungsschatz – diesen wollen wir bergen und zugänglich machen.“
Bei den „Pflegeschätzen“ handelt es sich um individuelle Lösungen, Innovationen und Verfahrensweisen in der Bewältigung des Pflege- und Lebensalltags oder in der Urlaubs- und Freizeitgestaltung. Erfahrungen in diesen Bereichen von selbstorganisiert Pflegenden – also Privatpersonen im häuslichen Umfeld – sollen im Rahmen des Gesamtvorhabens auf einer digitalen Plattform zugänglich gemacht werden. In der ersten Projektphase, die mittlerweile abgeschlossen ist, wurde die grundsätzliche Machbarkeit überprüft. „Wir haben zunächst Erhebungsinstrumente für Pflegeschätze wie Interviews entwickelt und getestet sowie geeignete Medien und Technologien für die spätere Darstellung identifiziert. Zudem haben wir Bedarfe von selbstorganisiert Pflegenden abgefragt und daraus erste Konzepte für die digitale Plattform abgeleitet“, erklärt Zorn.
Teilnehmer*innen für Workshops gesucht
Pressemitteilung PM 59/2023
vom 20. November 2023
In der jetzt beginnenden zweiten Projektphase wird die Plattform gemeinsam mit selbstorganisiert Pflegenden aufgebaut. „Wir werden mehrere Workshops und Interviews sowohl in Präsenz als auch via Videokonferenz durchführen. Dafür suchen wir Menschen, die Erfahrungen im Umgang mit pflegebedürftigen Kindern haben und diese mit uns teilen möchten“, so Zorn. Ziel sei es, erprobte innovative Ideen zu identifizieren und die Möglichkeiten der Veröffentlichung zu evaluieren. Interessierte können sich via E-Mail an pflegeschaetze@th-koeln.de wenden.
Im zweiten Schritt ist geplant, die erarbeiteten Vorschläge zu visualisieren und niederschwellig digital zugänglich zu machen. So soll eine virtuelle Ausstellung entstehen, in der neue Pflegende hilfreiche Ideen und Tipps finden und sich mit anderen austauschen können. Zudem sollen sie in einem digitalen Atelier co-kreativ an Lösungen für Herausforderungen arbeiten können. „Nutzer*innen der Plattform sollen die Möglichkeit erhalten, entweder gezielt nach Informationen zu suchen oder beim Durchstöbern zufällig auf bestimmte Themen aufmerksam zu werden. Dazu wollen wir vor allem mit Bildern und Darstellungen arbeiten. Diese wecken Neugier, bleiben im Gedächtnis und vermitteln Wissen einfach und effizient“, sagt Zorn.
Über das Vorhaben
Das Projekt „Identifizierung, Visualisierung und Transfer familiärer Innovationen aus dem Alltag mit pflegebedürftigen Kindern“ (Pflegeschätze) wird von Prof. Dr. Isabel Zorn vom Institut für Medienforschung und Medienpädagogik der TH Köln geleitet. Projektpartner sind der Bundesverband für körper- und mehrfachbehinderte Menschen e.V. (bvkm), Prof. Dr. Astrid Herold-Majumdar von der Fakultät für angewandte Sozialwissenschaften der Hochschule München, die AG Serious Games unter der Leitung von Dr. Stefan Göbel aus dem Fachbereich Elektrotechnik und Informationstechnik der Technischen Universität Darmstadt und die ProLog Therapie GmbH. Zudem sind ein Bürgerbeirat aus Interessenvertreter*innen, und ein Fachbeirat an dem Projekt beteiligt. Die erste Projektphase wurde über 12 Monate vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Die zweite Phase wird ebenfalls vom BMBF gefördert und läuft insgesamt 30 Monate.
November 2023