Die Nacht der Technik 2017 begeistert mit Pfefferminz und Rotkohl
41 Interessierte haben zur 6. Nacht der Technik die Räumlichkeiten der Fakultät für Angewandte Naturwissenschaften der TH Köln im CHEMPARK besucht. Die Gäste sahen nicht nur die Labore und Seminarräume der Studierenden, sondern erfuhren auch, was es mit der Farbigkeit von Rotkohl und Pfefferminztabletten auf sich hat.
Zuständig für die Rundtour durch die Räumlichkeiten der Fakultät waren Prof. Dr. Richard Hirsch, Dr. Stefan Klanck sowie Inken Roth, Studierende im vierten Fachsemester des Bachelorstudienganges Pharmazeutische Chemie. Nachdem die Gäste mit einem Bus aus Köln zum Campus Leverkusen gebracht worden waren, führte sie ihr erster Gang ins sogenannte ProjectLAB. „Dieser Lernraum eignet sich besonders gut für Gruppenarbeiten und Präsentationen für unsere Studierenden“, sagte Inken Roth.
Regenbogenfarben aus Rotkohl
Weiter ging es im Analytiklabor, in dem Dr. Klanck die Besucherinnen und Besucher mit einem kunterbunten Versuchsaufbau überraschte: Reagenzgläser, die mit allen Farben des Regenbogens gefüllt waren. „Die Farben in den Reagenzgläsern zeigen die unterschiedliche Färbung von Farbstoffen in Abhängigkeit vom pH-Wert. Als Beispiele dienen eine bunte Reihe von biologischen Anthocyan-Farbstoffen, die aus Rotkohl isoliert wurden sowie der chemische Farbindikator Phenolphthalein“, erklärte Dr. Klanck. Den Rotkohl-Versuch absolvieren die Studierenden der Pharmazeutischen Chemie im Rahmen ihrer Laborpraktika. „Dieser Versuch dient auch dazu zu zeigen, dass die chemische Veränderung der beiden Substanzen beim Farbwechsel ähnlich ist und die häufig vorgenommene Unterscheidung von Stoffen in biologisch oder chemisch nicht unbedingt sinnvoll ist“, so Klanck. Im nächsten Labor der pharmazeutischen Technologie im angrenzenden Gebäudetrakt erwartete Prof. Hirsch die Besuchergruppe.
Pfefferminztabletten „per Hand“ gepresst
Hier durfte die Besuchergruppe lernen, wie Tabletten hergestellt werden. 3600 Tabletten schafft eine Maschine normalerweise pro Stunde. An der laboreigenen Tablettiermaschine konnten die Gäste schließlich selber Tabletten, in diesem Fall sogar mit Pfefferminzgeschmack, per Hand und deshalb mit deutlich geringerem Durchsatz pressen. „Die Studierenden lernen hier nicht nur, wie genau und unter welchem Druck aus Pulver eine Tablette entsteht, sondern sie müssen auch Tabletten auf ihre Freisetzung von Wirkstoffen hin untersuchen. Ein gutes Beispiel dafür ist eine schnell in Wasser lösliche Kopfschmerztablette“, sagte Prof. Hirsch.
Kunterbunte Perlen für Kaviar und Bubble Tea
Gleich nebenan wirbeln in einem Becherglas rote und gelbe Kügelchen herum, die an das einstige Kultgetränk Bubble Tea aus bunten Fruchtperlen erinnern. „Hierbei handelt es sich um Natriumalginat mit Farbpigmenten. Das ist so ähnlich wie aus Algen gewonnene Gelatine. Diese tropfen in Calciumchloridlösung, die dafür sorgt, dass diese halbfesten Kügelchen entstehen“, erklärte Inken Roth den Gästen. „Dabei machen sich Köche tatsächlich zunutze, aus einer Flüssigkeit eine halbfeste Form zu erhalten. Ganz bekannt dafür ist beispielsweise der sogenannte Apfelkaviar aus der molekularen Küche. Ein Fake-Kaviar aus halbfesten Apfelsaftperlen“, so Roth. Die Besucherinnen und Besucher der Nacht der Technik zeigten sich allesamt begeistert. „Das war einfach sehr spannend hier. Ich interessiere mich sehr für Chemie und Technik. Das wird nicht mein letzter Besuch sein“, sagte die angehende Anästhesistin Anna, die dieses Mal gleich ihre ganze Familie sowie ihren Mann mitgebracht hatte. „Ich habe seit meiner Schulzeit keinen Chemiesaal mehr von innen gesehen und wollte mir das deshalb hier noch einmal anschauen, weil ich in einem ganz anderen Bereich tätig bin. Wann kann man schon mal hinter die Kulissen schauen?“, sagte Angela, die in der Touristikbranche arbeitet. „Mein Sohn hat gerade das Abitur in Chemie gemacht“, erklärte Nicolas Euzet. Die Technische Hochschule und der Chempark seien deshalb für ihn, aber auch für die ganze Familie, ein interessantes Ausflugsziel im Rahmen der Nacht der Technik. „Wir kommen bestimmt wieder“, so der Familienvater.
Juni 2017