Die Ausstellung kann noch bis zum 30. April nach Anmeldung im Forum der Stiftung sowie im virtuellen Raum besucht werden. Der Eintritt ist frei.

Die Bauten der Hochschule im Blick

Ingenieurwissenschaftliches Zentrum (Bild: Sharon Nathan/TH Köln)

Mit ihren zahlreichen Hochschulen ist die Stadt Köln einer der wichtigsten Bildungsstandorte Nordrhein-Westfalens. Auch die Gebäude der TH Köln haben die Stadtentwicklung nachhaltig geprägt. Prof. Dr. Daniel Lohmann von der Fakultät für Architektur, der gemeinsam mit der Universität zu Köln eine Ausstellung zu diesem Thema konzipiert hat, im Interview.

Die Ausstellung „Hochschulbauten in Köln. Stadtgeschichte – Institutionen – Architektur“ wurde zwei Semester lang von Studierenden der Fakultät für Architektur der TH Köln sowie des Kunsthistorischen Instituts der Universität zu Köln konzipiert. Sie identifizierten verschiedene Typen von Hochschulbauten sowie Einflüsse der Architektur des 20. Jahrhunderts und zeigten Verbindungen zur Kölner Stadtentwicklung auf. Die Ausstellung wird unterstützt durch den Transferfonds der TH Köln, die Gesellschaft zur Förderung der Architektur des Bauingenieurwesens und der Gebäudetechnik der TH Köln e.V. sowie die Stiftung für Kunst und Baukultur Britta und Ulrich Findeisen. Sie kann noch bis zum 30. April nach Anmeldung im Forum der Stiftung sowie auch im virtuellen Raum unter https://stiftung-findeisen.de/hochschulbauten besucht werden. Der Eintritt ist frei.

Prof. Lohmann, was zeichnet die Gestaltung von Hochschulbauten aus?

Die architektonische Gattung der Hochschulbauten ist sehr heterogen – dazu zählen neben den Hauptgebäuden mit Hörsälen auch Bibliotheken, Mensen oder Studierendenwohnheime. Wie die Architektur im Allgemeinen ist auch die Gestaltung solcher Bauwerke einerseits immer zeitgebunden, gleichzeitig aber auch von Individuen, also von der Architektin oder dem Architekten, bestimmt. Sie entstehen demnach aus einer Mischung aus äußeren Bedingungen und innerer Haltung. Das interessante bei Hochschulgebäuden ist, dass hier in der Regel die öffentliche Hand baut – es spielen zunächst andere ökonomische Faktoren eine Rolle. Zudem sind solche Bauten häufig von einem anderen Ausdruck geprägt als es beispielsweise im privaten Wohnungsbau der Fall ist. Die öffentliche Hand bildet aktuelle gesellschaftliche Positionen wie zum Beispiel ein Repräsentationsbedürfnis unmittelbar in ihren Bauten ab.

Welche Besonderheiten lassen sich an den Gebäuden der TH Köln ausfindig machen?

Die Bauwerke der Hochschule bilden eine große Vielfalt ab: Das Hauptgebäude in der Claudiusstraße wurde 1907 für die damalige Handelshochschule Köln errichtet; das Gebäude am Ubierring 48 stammt ebenfalls aus dem frühen 20. Jahrhundert, sowie teilweise aus der Nachkriegszeit; der Standort Ubierring 40 wurde in den 1920er- und 60er-Jahren errichtet; der Campus Deutz ist in den 1970er-Jahren entstanden. Insbesondere das Hauptgebäude in der Südstadt und der Campus Deutz bilden dabei zwei sehr unterschiedliche Pole. In der Claudiusstraße steht ganz eindeutig Repräsentation im Mittelpunkt. Das zeigt sich an der Architektur des Gebäudes mit seiner Symmetrie, dem Fassadenschmuck und am städtebaulich wichtigen Standort am Kölner Ring. Hier wurden seinerzeit wichtige und repräsentative Gebäude wie etwa auch die alte Oper platziert, um öffentliche Bauwerke für Kultur und Bildung – vor allem für das Bürgertum – sichtbar im damals neuen Stadtbild zu platzieren. Der Campus Deutz dagegen spiegelt mit seinem Waschbeton stilistisch den Geist der Nachkriegsmoderne wider. Hier rückt Funktionalismus in den Vordergrund. Beide Pole verdeutlichen eine interessante Spanne, die von der Geschichte unserer Hochschule erzählt.

Welche Haltung zum Thema Bildung steckt in der Architektur solcher Gebäude?

Insbesondere das Ingenieurwissenschaftliche Zentrum, das IWZ, am Campus Deutz vermittelt eine interessante Haltung. Es wurde in den späten 70er-Jahren als selbstbewusster, weil weithin sichtbarer Bau errichtet. Der Vorplatz und der offene Eingangsbereich, die Orte der Kommunikation und des Diskurses sind, stellen eine Art Sinnbild für die Demokratisierung der Bildung dieser Zeit dar. Diese Strukturen sind in der unmittelbaren Folge der gesellschaftlichen Diskussionen, welche die 68er-Bewegung ausgelöst hat, entstanden. Siebzig Jahre vorher erkennen wir in den Bauten der Südstadt noch ein stärker hierarchisch organisiertes System von Frontalunterricht im Gegenüber von Lehrer und Schüler.

Wie sieht die zukünftige Architektur von Hochschulbauten aus?

Das ist eine spannende und hochaktuelle Diskussion. Vor allem die Frage, wie die Umstände der digitalen Lehre die Architektur beeinflussen werden, gilt es hier zu klären. Ganz allgemein kann man sagen, dass die stetig weiterwachsenden Studierendenzahlen ein ebenso steigendes Bedürfnis nach mehr Raum auslösen. Hier gilt es, neue Standorte zu begründen oder alte zu ergänzen. Der architektonische Zeitgeist ist heute noch stärker von Begriffen wie Transparenz, Offenheit und Nachhaltigkeit geprägt. Wie das allerdings in Hochschulbauten umgesetzt wird, ist wiederum von der inneren Haltung der Architektinnen und Architekten abhängig. Wir werden es sehen!

März 2021

Die Ausstellung kann noch bis zum 30. April nach Anmeldung im Forum der Stiftung sowie im virtuellen Raum besucht werden. Der Eintritt ist frei.


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