„Der steinige Weg in den Deutschen Arbeitsmarkt?!“: Zwischentagung des Projektes OnTOP|THK
Rund 40 Teilnehmenden nahmen am 29. Oktober auf der digitalen Tagungswerkstatt „Der steinige Weg in den deutschen Arbeitsmarkt?!“ die Chancen, Hürden und die daraus folgenden Konsequenzen für Beratung, akademische Nachqualifizierung und Praxis im Kontext Sozialer Arbeit und Kindheitspädagogik in den Blick.
Die Integration hochqualifizierter Fachkräfte in den deutschen Arbeitsmarkt ist eng verknüpft mit Fragen der akademischen Nachqualifizierung – insbesondere in reglementierten Berufen wie der Sozialen Arbeit und Kindheitspädagogik. Vor diesem Hintergrund beschäftigten sich Fachkräfte aus (Anerkennungs-)Beratung, Arbeitsagenturen und Jobcentern, Migrant*innenorganisationen, Projekten der Nachqualifizierung und Sprachförderung sowie Vertreter*innen aus Praxis und Hochschule im Rahmen einer digitalen Tagungswerkstatt mit den Möglichkeiten und Hürden, denen Fachkräfte mit einer im Ausland erworbenen Qualifikation auf dem Weg in soziale und pädagogische Arbeitsfelder in Deutschland begegnen.
Veranstaltet wurde die Tagungswerkstatt durch das Projekt IQ NRW ONTOP|THK: Qualifizierungsprogramm für zugewanderte Akademiker*innen in NRW – Schwerpunkt Soziale Arbeit und Kindheitspädagogik. IQ NRW ONTOP|THK ist als Teilprojekt des Förderprogramms „Integration durch Qualifizierung (IQ)" seit 2019 an der Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften aktiv und wird vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales sowie dem Europäischen Sozialfonds gefördert.
Nach einer kurzen Einführung in den Tag wurde zunächst das Projekt OnTOP|THK von Projektmitarbeiter*innen vorgestellt. Ein Filmbeitrag beleuchtete anschließend die Perspektive der Projektteilnehmer*innen. In dem Beitrag berichten vier ehemalige Teilnehmer*innen über ihre Erfahrungen auf dem Weg in qualifikationsadäquate Beschäftigung.
"... ich brauche diese Akzeptanz"
In unserem Film bekommen Sie einen Einblick in die Erfahrungen unserer Teilnehmer*innen.
Vier ehemalige Teilnehmer*innen blicken in dem Beitrag auf Ihren Weg zurück.
Ein zentrales Anliegen der Tagungswerkstatt war es, den verschiedenen Akteur*innen eine Gelegenheit für intensiven Austausch und Diskussion zu ermöglichen. In vier Arbeitsgruppen tauschten sich die Tagungsteilnehmer*innen rund 1,5 Stunden intensiv über ihre Erfahrungen aus.
In der ersten Arbeitsgruppe unter dem Titel „Was ist mein Abschluss eigentlich wert?“ – Staatliche Anerkennung und die Praxis“ beschäftigten sich die Teilnehmenden mit Fragen der staatlichen Anerkennung in Soziale Arbeit und Kindheitspädagogik. Zentrale Aspekte waren: Wie verhält sich der Arbeitsmarkt zu diesen Abschlüssen? Entsprechen Tätigkeit und Vergütung den aufgewandten Mühen?
Die zweite Arbeitsgruppe nahm Aspekte von Diskriminierung in den Blick. Diskutiert wurde u.a. in welcher Weise Diskriminierungserfahrungen sichtbar werden und wie mit den Betroffenen beispielsweise in der Beratungs- und Unterstützungsarbeit Kontext Auswege und Coping-Strategien erarbeitet werden können.
Den Zugang zur Tätigkeit als pädagogische Fachkraft in Kindertageseinrichtungen für Pädagog*innen mit im Ausland erworbenen Qualifikationen nahm die dritte Arbeitsgruppe in den Fokus. Zu Beginn der Arbeitsgruppe präsentieren Ulrike Benzer und Laura Roser von der IQ Fachstelle Beratung und Qualifizierung ihre Erfahrungen zur bundesweiten Situation. Im Anschluss folgte eine kritische Diskussion zu den aktuellen Schwierigkeiten und Besonderheiten, die zum einen den Weg für internationale Fachkräfte in früh- und kindheitspädagogische Arbeitsfelder prägen, zum anderen die Gewinnung von qualifizierten Fachkräften für die Praxis bestimmen und auch häufig erschweren.
Die vierte Arbeitsgruppe tauschte sich zum Thema „Vernetzung“ aus. Zentralen Fragen waren: Welche Vernetzungsmöglichkeiten gibt es? Wie komme ich an die richtigen Ansprechpartner*innen? Gibt es über Organisationen hinausreichende Datenbanken/Informationsplattformen? Wie schafft man es, die gewonnen Erkenntnisse aus den Projekten zu teilen?
Den Abschluss der Tagung bildete die Keynote von Prof. Dr. Matthias Knuth von der Universität Duisburg-Essen.. Der Vortrag unter dem Titel „Weltmeister im gut gemeint – Warum Deutschland ein schwieriges Einwanderungsland bleibt“ thematisierte Hürden der Arbeitsmarktintegration, die für Bildungsinländer*innen häufig unsichtbar bleiben, da ihre Bildungs- und Berufswege in der Regel nicht über diese Hürden führen. Diese Hürden bestehen nach Ansicht des Referenten einerseits in institutionellen Arrangements, die nicht aus der "Nutzer*innenperspektive* konzipiert sind, zum anderen in kulturellen Praktiken, insbes. dem Sprachgebrauch in institutionellen Settings und meist unerfüllbaren Erwartungen an die Sprachperformanz von Zugewanderten.
Nach einem intensiven und diskussionsreichen Vormittag endete die Tagungswerkstatt mit dem Ausblick auf die bevorstehende Abschlusstagung des Projektes OnTOP|THK im Herbst 2022.
November 2021