Dem Gemeinsamen auf der Spur – Projekt Pantherzeiten startet
Lesungen, Workshops und eine Poetikdozentur: Das hochschulweite interdisziplinäre Projekt „Pantherzeiten. Ein Buch für die TH Köln“ nähert sich dem Buch „Pantherzeit. Vom Innenmaß der Dinge“ von Marica Bodrožić auf sehr unterschiedlichen Wegen. Prof. Dr. Andrea Platte von der Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaft, die das Vorhaben koordiniert, im Interview.
Prof. Platte, an der Hochschule sind die Pantherzeiten ausgebrochen. Worum geht es und was erwartet Mitarbeitende und Studierende?
Mit dem Projekt hat sich die TH Köln erfolgreich beim bundesweiten Wettbewerb ,Eine Uni – Ein Buch‘ beteiligt. Dieser zielt darauf ab, den Austausch und die Diskussion zu einem selbst gewählten Werk – in unserem Fall ,Pantherzeit. Vom Innenmaß der Dinge‘ von Marica Bodrožić – quer durch die ganze Hochschule anzuregen. Das Buch ist im Frühling 2020 entstanden und die Autorin teilt darin ihre Gedanken rund um die pandemiebedingten Einschränkungen dieser Zeit. Dabei befasst sie sich unter anderem mit dem Wunsch des Menschen, in Freiheit zu leben. Ein entscheidendes Thema ist für sie die Verbundenheit aller Lebewesen und der Wert jedes Einzelnen, der nicht zu verhandeln ist. Diese Verbundenheit wollen wir auch innerhalb der Hochschule finden und standort- und fakultätsübergreifend zum Austausch über das Buch motivieren und darüber, was es vermittelt und anstößt.
Warum das Buch ,Pantherzeit. Vom Innenmaß der Dinge‘?
Den Anstoß, ,Pantherzeit‘ auszuwählen, hat die Lehrveranstaltung ,Forum Inklusive Bildung‘ gegeben. Marica Bodrožić war hier zu einer Lesung eingeladen und hat uns die Schönheit von Literatur vor Augen geführt und ihre Bedeutsamkeit auch für fachwissenschaftliche Auseinandersetzungen erkennen lassen. Das Buch ist sehr zeitlos – und das aus verschiedenen Gründen. Zum einen ist es in einer Zeit des Innehaltens entstanden. Solche Situationen gibt es immer wieder im Leben und sie lassen uns erkennen, was auch die Autorin erkannt hat: Alles hängt mit allem zusammen. Zum anderen begegnen uns in dem Buch Biographien und Erinnerungen anderer Menschen, die zu unserer eigenen und heutigen Weltgestaltung beitragen können, auch wenn sie zu anderen Zeiten gelebt haben. Rainer Maria Rilke mit seinem Gedicht „Der Panther“ ist ein Beispiel dafür und eröffnet das Buch.
Wie erhalten Mitarbeitende und Studierende einen ersten Zugang zum Buch?
In erster Linie wäre es schön, wenn möglichst viele Menschen sich mit dem Text auseinandersetzen. Und das muss gar nicht bedeuten, dass das Buch komplett gelesen wird. Auch das Gedicht ,Der Panther‘ oder Ausschnitte oder Sätze aus dem Werk können ein guter Ausgangspunkt für Reflexion und Diskurs sein. Es steht in den Bibliotheken in der Südstadt, am Campus Deutz sowie am Campus Gummersbach zur Ausleihe zur Verfügung. Studierende und Mitarbeitende sind an jedem Montag und Donnerstag im Juni zum morgendlichen Treff in der Bildungswerkstatt am Ubierring 48 eingeladen: Hier kann man zwischen 9.00 und 9.30 Uhr bei Kaffee oder Tee aus der ,Pantherzeit‘ lesen und Eindrücke austauschen, das Format heißt ,Panther.Zeit.Früh‘.
Und wie können sich Hochschulmitglieder darüber hinaus beteiligen?
Als Auftakt zum Juni als Kernmonat der Pantherzeiten öffnen am 30. Mai 2022 zwei Seminare unter dem Motto ,Panther.Zeit.Formen‘ mit der Einladung, durch das Buch inspiriert mit Ton zu arbeiten. Diese werden in der Bildungswerkstatt zwischen 16 und 21 Uhr angeboten und sind offen für alle. Am nächsten Tag findet ein Vortrag zum Thema ,Hochschuldidaktische Medialität: Soziale Arbeit über Literatur verstehen‘ mit Alexander Ristau von der Universität Vechta statt. In einer Werkschau am 20. Juni 2022werden Einblicke in die Aktivitäten rund um das Buch präsentiert; hier wird auch die Autorin über Zoom erwartet. Im Wintersemester folgt dann die Poetikdozentur von Marica Bodrožić.
Studierende und Mitarbeitende sind über diese Angebote hinaus eingeladen, sich mit eigenen Ideen einzubringen und Inhalte des Buchs mit ihren Lehrgebieten zu verknüpfen. Das macht zum Beispiel bereits die Fakultät für Architektur im Seminar „Gestaltung“. Dort wird während des Plastizierens aus dem Werk vorgelesen. Wer also Interesse daran hat, mitzuwirken, kann sich gerne bei mir melden.
Was kann die Hochschulgemeinschaft aus der gemeinsamen Lektüre und dem Arbeiten mit dem Werk lernen?
Es ist vorstellbar, dass das Buch uns zu etwas ganz Grundsätzlichem führt: Alles was wir erforschen, lehren und studieren hat eigentlich mit einem gemeinsamen Zusammenleben zu tun. Also wo kann bei aller Vielschichtigkeit innerhalb der Hochschule das Verbindende entdeckt und gestärkt werden? Solche Fragen aufzuwerfen und zu diskutieren kann auf das ganz Wesentliche des Studiums zurückwerfen und zugleich über dieses hinaus über alle Standorte und Fakultäten hinaus wirken. Die Reflexion der Lektüre kann uns zu einem neuen Lehren und Lernen führen. Eine Studierende sagte nach der Lesung, dass Marica Bodrožić uns zu einem neuen Studieren geführt habe. Im Buch bezieht sich Bodrožić auf ganz viele andere Autorinnen und Autoren sowie deren Erfahrungen. Das regt uns als Lesende dazu an, sich über diese Menschen und deren Biographien Gedanken zu machen und abseits der eigentlichen Lektüre weiter zu lesen, zu recherchieren und zu studieren. Und das bringt uns noch einmal einen ganz neuen Dreh: Wie ist Studieren jenseits der curricularen Gerüste möglich? Und warum studieren wir überhaupt? Auch das sind Fragen, die uns während der einjährigen Projektlaufzeit sicher beschäftigen werden.
Mai 2022