Daten und Manipulation
Wie leicht lassen sich Menschen durch eine bestimmte Darstellung von Daten beeinflussen? Das hat Dr. Felix Constantin Wolfrum in seiner Dissertation „How specificity and presentation of data affect our rational decision-making ability, oriented to a pharmaceutical perspective“ untersucht.
Betreut wurde er von Prof. Dr. Yvonne-Beatrice Böhler von der Fakultät für Angewandte Naturwissenschaften und von Prof. Dr. Philipp Wichardt von der Universität Rostock.
Herr Dr. Wolfrum, wie erklären Sie Ihr Thema Ihren Nachbarn?
In meiner Doktorarbeit habe ich mir angeschaut, wie Menschen durch die unterschiedliche Darstellung von Daten und durch verschiedene Arten von Fragen beeinflusst werden können. Mein erstes Studienobjekt war eine Arzneibewertung, die in verschiedenen Formen vorlag: tabellarisch, als Text oder als reine Zahlen. Rund 1.000 Studierende haben in einen Fragebogen angegeben, wie gut sie diese Informationen verstehen. Mein zweites Feld waren Daten aus dem Sozio-oekonomischen Panel, einer multidisziplinären Langzeitstudie zu gesellschaftlichen Trends. Dort habe ich untersucht, ob Angaben zum eigenen Risikoverhalten je nach Art der Fragestellung variieren.
Was haben Sie herausgefunden?
Je spezifischer die Frage, desto risikoscheuer geben sich die Menschen. Fragt man, wie die eigene Risikobereitschaft auf einer Skala von eins bis zehn eingeschätzt wird, ist der meistgenannte Wert die fünf. Fragt man dagegen nach, wie hoch die Risikobereitschaft beim Autofahren, in der Freizeit oder bei den Finanzen ist, wird die null am häufigsten genannt.
Meine Ergebnisse bezüglich der Datendarstellung zeigen, dass diese einen signifikanten Einfluss auf die Bewertung haben. Generell werden natürliche Häufigkeiten besser verstanden. Wenn man also sagt, dass vier von 100 Patient*innen eine Nebenwirkung erfahren haben, können die Menschen dies eher einordnen, als wenn man von vier Prozent spricht.
Was begeistert Sie an Ihrem Thema?
Wir Menschen denken, dass wir informiert und rational entscheiden – dabei lassen wir uns schon durch kleine Effekte und Tricks signifikant beeinflussen. Meine Arbeit zeigt mir, dass die Art der Präsentation eine viel größere Rolle spielt als gemeinhin angenommen und der Inhalt als solcher nicht isoliert betrachtet werden kann.
Wie kann es mit Ihren Ergebnissen weitergehen?
Aktuell arbeite ich an verschiedenen Fachpublikationen. Generell wünsche ich mir, dass solche Themen im Alltag stärker wahrgenommen werden und wir die möglichen Effekte in unserer Entscheidungsfindung mit bedenken. Mit mehr Bewusstsein für diese Manipulationsmöglichkeiten kann jeder Einzelne vielleicht verhindern, selbst darauf hereinzufallen.
Juli 2023