„Die Cyber-Risiken sind vielfältig und betreffen mittlerweile jedes Unternehmen“.
Fabrice Böck ist Risk Consultant beim deutschen Industrieversicherungsmakler MRH Trowe. Er gehört zu den ersten Absolvent:innen des berufsbegleitenden Zertfikatslehrgangs »Cyber Insurance Manager:in«, den die TH Köln seit 2022 anbietet. In unserem Interview gibt er einen Einblick in die Weiterbildung und teilt seine Erfahrungen.
Mittelständische Unternehmen und die gehobene Industrie zählen zu den Trowe-Kunden. Fabrice Böck machte hier seinen Versicherungskaufmann, studierte anschließend Wirtschaftsrecht. Als Risk Consultant identifiziert er potenzielle Risiken, analysiert Versicherungsverträge, bewertet Schadensfälle und entwickelt Risikomanagement-Strategien.
Die Absicherung von Cyber-Risiken und der entsprechende Risikotransfer auf eine Versicherung gehören mittlerweile zum Tagesgeschäft von Fabrice Böck. Eine Cyber-Versicherung war vor einigen Jahren noch „nice-to-have“, heute ist sie teilweise schon Pflicht. Da das Thema Cyber-Versicherung in der Versicherungsbranche aber noch nicht richtig angekommen ist, ist die Weiterbildung in diesem Bereich für den 27-Jährigen unerlässlich.
Herr Böck, Sie haben den Zertifikatslehrgang Cyber Insurance Manager:in im Herbst 2023 erfolgreich abgeschlossen.Warum haben Sie sich für die Teilnahme am Lehrgang entschieden?
Nach Abschluss des Bachelorstudiengangs Wirtschaftsrecht wollte ich mich weiterbilden und entschied mich für eine fachlich vertiefende Zusatzqualifikation. Der Zertifikatslehrgang an der TH Köln kam mir gerade recht, da das Thema Cyber Insurance in unserer Branche generell noch sehr jung ist. Die Veränderungen in der Risikosituation, aber auch in der Versicherbarkeit sind sehr agil und das Wissen im Bereich Cyber Insurance ist meiner Meinung nach allgemein noch zu gering.
Hat das Thema Cyber Insurance für den Bereich Risk Consulting noch einmal eine besondere Bedeutung?
Auf jeden Fall, und zwar in mehrfacher Hinsicht: Cyber-Risiken sind vielfältig und betreffen mittlerweile jedes Unternehmen. Bei einem Kundentermin spreche ich heute nicht mehr nur mit der Geschäftsführung, sondern auch mit den IT-Spezialist:innen. Die Risikodiskussion ist aufgrund der IT-technischen Grundlagen sehr komplex und kann oft nicht ohne Unterstützung der IT-Leute geführt werden. Der Risikotransfer, also die Versicherung, kann ohne diese entsprechende Risikodiskussion und entsprechende Maßnahmen nicht oder nicht adäquat stattfinden. Etwas salopp formuliert: Mit Cyber kann alles passieren, jede Versicherung hat mittlerweile ein Cyber-Risiko.
Die Cyber-Risiken sind vielfältig und betreffen mittlerweile jedes Unternehmen.
Wie haben Sie den Kursaufbau und die Dozent:innen erlebt?
Es war mein erster Zertifikatslehrgang und ich fand den Kursaufbau grundsätzlich sehr gut. Der Lehrgang behandelt sowohl technische als auch rechtliche Aspekte der Cyber-Versicherung und vermittelt so einen umfangreichen Rundumblick. Hilfreich wäre es für mich gewesenen, noch tiefer auf die sogenannten „Eigenschäden“ und „Assistance-Leistungen“ im Bereich der Versicherungsprodukte einzugehen Demgegenüber war der Fokus auf den Bereich “Haftpflicht“ für mich sehr hoch. Mit der fachlichen Kompetenz der Dozent:innen war ich ebenfalls zufrieden. Nur in einem Modul waren die Teilnehmer:innen mit der Auswahl des Dozenten nicht ganz so zufrieden. Aber auch das bewerte ich positiv: Wir konnten hier schnell eine für alle akzeptable Lösung finden, weil auf das Feedback der Kursteilnehmer:innen sehr schnell und sehr professionell reagiert wurde Wir waren eben der erste Lehrgang, da erstaunt es nicht, dass auch Anpassungen vorgenommen werden müssen.
Cyber Insurance Manager:in (Zertifikatslehrgang)
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Wie wichtig sind die Erkenntnisse aus dem Lehrgang für Ihre tägliche Arbeit?
Sowohl die Erkenntnisse aus den Fachmodulen als auch das erlernte Wissen über die „Produktseite“, in diesem Fall das Versicherungsprodukt, sind für meine tägliche Arbeit sehr relevant. Wie bereits erwähnt, halte ich das Wissen im Bereich Cyber für zu gering, so dass die Versicherungswirtschaft zwar Cyber-Risiken versichern kann, aber im Grunde genommen das Cyber-Risiko nicht immer technisch nachvollziehen kann. So entsteht eine Lücke zwischen Versicherung und Risiko. Mit den Erkenntnissen aus dem Lehrgang kann ich genau an dieser Schnittstelle ansetzen, diese Diskrepanz vermeiden und die bestmögliche Übersetzung, den Transfer des Cyber-Risikos in eine entsprechende Cyber-Versicherung zum Wohle des Kunden vornehmen. Kurz gesagt, seit dem Kurs kann ich bessere Ergebnisse für mein Unternehmen und meine Kunden erzielen.
Die Versicherungswirtschaft kann Cyber-Risiken zwar versichern, aber nicht immer technisch verstehen.
Wie gut war der Praxisbezug im Lehrgang, wie bewerten Sie die lehrgangsbegleitende Projektarbeit?
Mit dem Praxisbezug war ich zufrieden, insbesondere die Projektarbeit war praxisrelevant und somit ein wichtiger Baustein, um den Praxisbezug herzustellen. Darum geht es ja: das im Lehrgang erworbene Wissen in der täglichen Arbeit anzuwenden. Für mich ist das Thema Weiterbildung im Beruf sehr wichtig. Ich weiß, dass dieser Lehrgang nicht meine letzte Weiterbildung sein wird, denn die Versicherungsbranche wird sich in den nächsten Jahren weiter verändern. Auch das Auffrischen von bekanntem Wissen kann nie schaden. Gerade für die Cyber-Versicherungsbranche ist dieser Lehrgang wichtig, daher kann ich ihn absolut weiterempfehlen.
März 2024