Codecheck für den Baumarkt

Vier Absolventen unserer Hochschule wollten Bauherren, Heim- und Handwerkern die Chance geben, auf ganz einfache Weise das klimafreundlichste Produkt zu ermitteln, und dabei zusätzlich Informationen über potenziell gesundheitsschädliche Substanzen einbeziehen. Sie entwickelten "GreenB" – eine App für klimafreundliche Baustoffe:

Beim Thema Klimawandel und CO2-Ausstoß reden alle vom Verkehr und von energieintensiven Industriebranchen. Dass für etwa 40 bis 50 Prozent der Treibhausgasemissionen der Bausektor verantwortlich ist, fällt dabei oft unter den Tisch. Und wenn von Gebäuden die Rede ist, dann meist nur vom Energieverbrauch im Betrieb. Aber wie klimafreundlich werden eigentlich die einzelnen Produkte hergestellt, aus denen Gebäude bestehen?

(v. l.) Jannick Höper, Maximilian Both, Sebastian Theißen und Jan Drzymalla (v. l.) Jannick Höper, Maximilian Both, Sebastian Theißen und Jan Drzymalla, Absolventen und wissenschaftliche Mitarbeiter des Instituts für Technische Gebäudeausrüstung, sind mit dem Nachwuchspreis „Mehrwert NRW“ ausgezeichnet worden. (Bild: Verbraucherzentrale NRW)

Dazu hatten Maximilian Both, Jan Drzymalla, Jannick Höper und Sebastian Theißen, Absolventen des Masterstudiengangs Green Building Engineering, vor gut zwei Jahren die Idee, eine App mit dem Namen GreenB zu entwickeln. Mit ihrer Hilfe kann der Nutzer QR-Codes auf den Produkten scannen und dann sofort erkennen, wie hoch zum Beispiel der CO2-Ausstoß bei der Herstellung der Ware war oder welche flüchtigen organischen Verbindungen enthalten sind. In der Prototyp-Version öffnet sich dann eine Tabelle mit zahlreichen Daten. „Wir arbeiten noch an der Darstellung. Im nächsten Schritt soll die Information noch kompakter und einfacher sein, etwa durch einen Balken, der ein Farbspektrum von Rot bis Grün zeigt“, erklärt Jan Drzymalla.

Am Ende soll die Klassifizierung ähnlich leicht nachvollziehbar sein wie die Energieeffizienzklassen von Elektrogeräten (z. B. A++). Die App soll z. B. mit der öffentlich zugänglichen Online-Plattform IBU.data vernetzt werden, die die entsprechenden Daten liefert. Diese wiederum stammen aus den Umwelt-Produktdeklarationen der Baustoffhersteller. Dabei allein soll es indes nicht bleiben, denn das Entscheidende an GreenB ist der ganzheitliche Ansatz. „Über die App sollen neben Umweltauswirkungen eines Produktes über seinen gesamten Lebenszyklus auch Umweltzertifikate, soziale Produktionsstandards und chemische Inhaltsstoffe betrachtet werden“, sagt Jannick Höper.

Natürlich ist die CO2-Bilanz von Gebäuden schon lange ein Thema, aber oft eindimensional. „Die Baubranche ist sehr fixiert auf den Energieverbrauch im Betrieb, aber das ist ja nur ein Teil der Geschichte. Letztlich ist jeder Baustoff auch nichts anderes als gespeicherte Energie und eine Ressource”, erklärt Höper. Und gerade bei modernen Niedrigenergie- oder Passivgebäuden sei es wichtig, auf die im Innenraum verwendeten Materialien zu achten.

Für ihre Idee haben die vier Nachwuchsforscher, die inzwischen allesamt Wissenschaftliche Mitarbeiter am Institut für Technische Gebäudeausrüstung sind und an ihren Promotionen arbeiten, kürzlich den Nachwuchspreis „Mehrwert NRW“ erhalten, den die Verbraucherzentrale NRW gemeinsam mit der Effizienz-Agentur NRW vergibt und der dieses Jahr von Umweltministerin Ursula Heinen-Esser überreicht wurde. Ob allerdings Verbraucherinnen und Verbraucher irgendwann tatsächlich die App werden nutzen können, ist noch nicht sicher. Vorher ist noch einige Forschungs- und Entwicklungsarbeit notwendig, und im Augenblick haben auch die Promotionen Vorrang. Sicher ist nur: GreenB wird sie auf dem Markt nicht mehr heißen, denn der Name ist mittlerweile schon durch eine Limonade besetzt.

Februar 2020

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