„Echtes Gold?“ – Studierende erlernen historische Vergoldungs- und Fasstechniken
Das Verständnis der Techniken, mittels derer Kunstwerke hergestellt wurden, ist ein integraler Bestandteil des Studiums der Restaurierung von Kunstwerken. Es bildet einen wesentlichen Grundbaustein zum Erlernen adäquater Konservierungs- und Restaurierungstechniken an historischen Farbfassungen und Vergoldungen.
Bildergalerie
Ein Teil der fertigen Probeplatten mit den verschiedenen Vergoldungstechniken. (Bild: TH Köln - CICS - Katharina Hünerfauth)
Der Auftrag des Blattgoldes erfolgt mithilfe verschiedener Werkzeuge und benötigt Übung und Geschicklichkeit. (Bild: TH Köln - CICS - Theresa Neuhoff)
Damit das Blattgold an der Oberfläche haftet, werden entweder wässrige (Poliment- oder Leimvergoldung) oder ölige Medien (Ölvergoldung) verwendet. Das ölige Anlegemittel wird hierbei mit dem Pinsel auftragen, bevor das Blattgold appliziert wird. (Bild: TH Köln - CICS - Pauline Krautkrämer)
Für die „Sgraffito-Technik“ wird zunächst eine deckende Temperafarbe selbst hergestellt. (Bild: TH Köln - CICS - Rosanne Snijders)
Die Temperafarbe wird anschließend auf der Vergoldung aufgetragen und mithilfe von feinem Werkzeug ein Ornament „radiert“. (Bild: TH Köln - CICS - Katharina Hünerfauth)
Bei der Punzierung werden mithilfe sogenannter „Punziereisen“ punktförmige Vertiefungen in das Blattgold eingetrieben. (Bild: TH Köln - CICS - Katharina Hünerfauth, Pauline Krautkrämer)
Mithilfe sogenannter „Graviereisen“ können vor der Vergoldung plastische Muster und Verzierungen in die Grundierungsschichten geschnitzt werden. (Bild: TH Köln - CICS - Katharina Hünerfauth)
Die Motivauswahl ist den Studierenden frei überlassen, d.h. die Platten können nach eigenen Ideen gestaltet werden. (Bild: TH Köln - CICS - Katharina Hünerfauth)
Kollage der verschiedenen Arbeitsschritte an einer „Marmorplatte“ von der ersten Anlage des Motivs (links oben) bis zu dessen Fertigstellung (rechts unten). (Bild: TH Köln - CICS - Pauline Krautkrämer)
Vergoldungstechniken kommen an mittelalterlichen Tafelgemälden, Skulpturenfassungen, barocken Retabeln und Farbfassungen von Bilderrahmen vor. Besonders im Bereich der barocken Kirchen- und Raumausstattungen finden sich auch solche Farbfassungen, bei denen mithilfe des malerischen Aufbaus und der abschließenden, transparenten Überzüge ein Aussehen erzielt wird, dass die Illusion von Marmor, Porphyr, Alabaster oder anderen wertvollen Gesteinen erweckt.
Im Rahmen eines Moduls konnten die Bachelor-Studierenden sowohl historische Vergoldungstechniken als auch Techniken zur Imitation von Marmor kennenlernen und an eigenen Probeplatten anwenden. Die Anfertigung der Probeplatten, an denen verschiedene Techniken kombiniert werden, ermöglicht den Studierenden, den Arbeitsablauf nicht nur theoretisch nachzuvollziehen, sondern die Praxis im Sinne des „tacit knowledge“, also des impliziten Wissens, um die kleinen Kniffe und Tricks zu erlernen.
Dabei führen die Studierenden einen komplexen und zeitaufwendigen Schichtenaufbau an den Probeplatten aus, beginnend mit einer mehrlagigen Grundierung und deren Glättung. Nach dem Auftrag weiterer vorbereitenden Schichten wie dem sogenannten Poliment (ein mit Bindemittel angereicherter Ton zur Anhaftung des Blattgoldes) oder einem ölhaltigen Anlegemittel folgt die eigentliche Vergoldung. Zur Imitation der Marmorflächen werden nach der malerischen Ausarbeitung mehrere Lackschichten auf den jeweiligen Platten aufgetragen, die abschließend geschliffen werden müssen.
Die Gestaltung der Probeplatten ist den Studierenden frei überlassen, wobei jedoch darauf geachtet wird, dass die Muster und Motive ungefähr aus der Zeitstufe stammen, in der die jeweilige Ziertechnik Anwendung fand.
Ziel dieser Studien ist nicht nur die genaue Kenntnis der Materialien, Techniken und Werkzeuge. In gleichem Maße geht es darum, eine Vorstellung von der ursprünglichen ästhetischen Wirkung der Oberflächen zu bekommen, da die an Kunstwerken ausgeführten Techniken durch unsachgemäße Reinigungen, schlechte Lagerungsbedingungen und durch eine fortgeschrittene Alterung oft nur in einem sehr schlechten Zustand überliefert sind.
So bildet das Studium der historischen Techniken einen wesentlichen Grundbaustein zum Erlernen adäquater Konservierungs- und Restaurierungsmethoden an historischen Farbfassungen und Vergoldungen.
September 2021