Böden in der Stadt wieder zum Leben erwecken

Eine Person hält Erde in den Händen, die vom Sonnenuntergang beleuchtet wird, mit einer Stadtsilhouette im Hintergrund (Bild: Adobe Stock / Sarinrata)

Böden sind die Grundlage für ein gesundes Leben. Das gilt nicht nur auf dem Land, sondern auch in der Stadt. Was aber, wenn es in urbanen Gegenden keine Grünflächen oder Gärten mehr gibt? Das beantworten modulare Hochschulmaterialien, welche die TH Köln, die G20 Global Land Initiative der United Nations Convention for Combating Desertification und die United Nations University aktuell entwickeln.

Gärten, Parks, Grünanlagen – im Idealfall tragen Ökosysteme in einer Stadt dazu bei, Luft und Wasser zu reinigen und im Sommer die Temperatur herunter zu kühlen. Das nennt man Ökosystemdienstleitungen. Die Realität sieht mit versiegelten Böden, wenig Vegetation sowie Abfällen und Abgasen aus Industrie, Verkehr und Haushalten allerdings oft anders aus. Die Folge: Bodendegradation. So bezeichnet man die Verschlechterung von Böden und Ökosystemdienstleistungen bis zum völligen Verlust ihrer ökologischen und ökonomischen Funktionen. Aufhalten lässt sich dieser Prozess durch Renaturierung. Maßnahmen wie Fassadenbegrünung, die naturnahe Umgestaltung von Flussläufen oder Bodenschutz sorgen dafür, dass Böden in der Stadt wieder zum Leben erweckt werden.

„Die internationale Gemeinschaft hat sich verpflichtet, bis 2030 fast eine Milliarde Hektar Land zu renaturieren. Aber das Tempo bleibt weltweit hinter den Erwartungen zurück. Der Schlüssel, um das zu ändern, ist die Bildung”, erklärt Dr. Nazmul Huq von der Fakultät für Raumentwicklung und Infrastruktursysteme. Er ist Teil eines groß angelegten Projekts: Zusammen mit der G20 Global Land Initiative, der United Nations Convention for Combating Desertification (UNCCD) und der United Nations University (UNU) entwickelt die TH Köln kostenfreie Lehrangebote zum Thema Urban Land Restoration (Renaturierung von Stadtgebieten), die an mindestens 1.000 Hochschulen weltweit angeboten werden sollen.

Fünf Module zeigen innovative Lösungen auf

„Das Kursmaterial wurde für Lehrende an Hochschulen und Bildungseinrichtungen entwickelt, die Landwirtschaft, Agrarwissenschaft oder verwandte Themen unterrichten“, so Huq. „Dozent*innen erhalten ein erläuterndes Handbuch, einen vollständigen Satz an Unterrichtsmaterialien und zehn Fallstudien zur Renaturierung von städtischem Land.“ Das Programm soll aus fünf Modulen bestehen, die innovative Lösungen für die städtische Renaturierung aufzeigen – von der Vernetzung von Städten mit Landschaften und der Gesellschaft über Ansätze für ein nachhaltiges Landmanagement, flächensensible Stadtplanung und die Autorisierung von Maßnahmen bis zu Innovationen in der städtischen Renaturierung.

Diese Unterlagen erarbeiten die Projektpartner seit Juli zusammen mit der Universidad de Cuenca (Ecuador), der Ain-Schams-Universität (Ägypten), der Kenyatta University (Kenia), der Universitas Gadjah Mada (Indonesien) und der Universität Oxford (England). Ab kommendem April können Lehrende auf der ganzen Welt das englischsprachige Material herunterladen und modular oder komplett in bestehende Lehrveranstaltungen integrieren. Abgerundet wird das Angebot ab Mai 2025 durch Online-Seminare und Workshops, um die Materialien vorzustellen und Tipps zu Lehrmethoden zu geben. Das Projekt zielt außerdem darauf ab, „Praxisgemeinschaften“ zu schaffen, um Lehrkräfte bei der Integration der Kursmaterialien in ihre Lehrpläne zu unterstützen.

Der Bedarf an Expert*innen für Renaturierung ist groß, denn obwohl städtische Gebiete weniger als 1 Prozent der Landfläche der Erde einnehmen, lebt dort mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung. „Immer mehr Menschen ziehen in städtische Gebiete“, so Dr. Karen Sudmeier-Rieux, Projektleiterin und Environmental Education Outreach Specialist bei der G20 Global Land Initiative. „Die Städte werden zu Hotspots, im wahrsten Sinne des Wortes. Die Menschen brauchen so viele Grünflächen wie möglich, um ihre Ernährung zu sichern, Überschwemmungen und Wasserknappheit zu bewältigen.“

Die „Trigger Change!“-Reihe

Die Lehrmaterialien zum Thema Urban Land Restoration sind Teil der „Trigger Change!”-Reihe der G20 Global Land Initiative. Vier Programme mit unterschiedlichen Schwerpunkten sollen die Renaturierung in Lehrplänen von Hochschulen auf der ganzen Welt verankern. 2024 wurde ein Kurs mit innovativen Lösungen für eine nachhaltige Landwirtschaft zur Renaturierung veröffentlicht. Ähnliche Angebote sind für die Forstwirtschaft und den Bergbau geplant.

Weitere Informationen über den Kurs „Trigger Change! Innovations in sustainable agriculture for land restoration”: https://g20land.org/trigger-change/

Die G20 Global Land Initiative

Die G20 ist ein Zusammenschluss aus 19 Staaten, der Europäischen Union und der Afrikanischen Union. Sie dient als Forum für den Austausch über das internationale Wirtschafts- und Finanzsystem, aber auch zur Koordination globaler Themen wie Klimapolitik, Frauenrechte, Bildungschancen, Migration und Terrorismus. Das Ziel der G20 Global Initiative on Reducing Land Degradation and Enhancing Conservation of Terrestrial Habitats ist es, degradierte Flächen bis 2040 um die Hälfte zu reduzieren.

Dezember 2024

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