Auslandsaufenthalt mit Erasmus - keine Angst vor Neuem
Verena Sukowski ist mit dem Erasmus-Programm im Rahmen ihres Studiums der Pharmazeutischen Chemie am Campus Leverkusen der TH Köln zwei Semester nach Valencia gegangen. Sie erzählt, welche Hürden sie gemeistert hat, um sich ihren Traum vom Studium in Spanien zu erfüllen.
Sie sind mit dem Erasmus-Programm an der Universität Valencia gewesen. Warum haben Sie sich für Spanien entschieden?
Verena Sukowski: Eigentlich wollte ich erst in ein englischsprachiges Land gehen, da Englisch die wichtigste Sprache für Naturwissenschaftler ist. Jedoch sind diese Länder oft sehr teuer, und es ist schwieriger, dort mit einer Organisation hinzukommen. Dann habe ich über Spanien nachgedacht, weil ich das Land und die Sprache toll finde und drei Jahre Spanisch in der Schule hatte. Da unsere Fakultät noch recht jung ist, gab es keine allzu große Auswahl bei den Erasmus-Programmen, also hab ich mich selbst online schlau gemacht und herausgefunden, dass es in Valencia einige Kurse im pharmazeutischen Bereich geben soll, die auf Englisch unterrichtet werden. Da dachte ich mir, dann verbessere ich einfach in Spanien beide Sprachen: Englisch und Spanisch. Daraufhin habe ich beim International Office darum gebeten, die Kooperation mit der Universität Valencia herzustellen.
Warum wollten Sie unbedingt während Ihres Studiums ins Ausland gehen?
Verena Sukowski: In diesem Punkt hat meine Schwester mich stark geprägt. Sie hat selber einige Auslandserfahrungen gemacht und davon nur Gutes berichtet. Sie hat mich auch ermutigt, an der Suche nach einer Universität dranzubleiben. So eine Auslandserfahrung ist für das eigene Leben und natürlich auch für den Lebenslauf sehr wertvoll.
Inwiefern war das Erasmus-Programm für Sie eine Option?
Verena Sukowski: Erasmus bietet eine gute Möglichkeit, überhaupt den Kontakt zu anderen Unis zu finden und für eine Zeit lang einmal eine andere Universität kennenzulernen. Interessant ist natürlich auch der finanzielle Aspekt. Studiengebühren sind in vielen anderen Ländern, so auch in Spanien, höher als in Deutschland.
Wie sind Sie vorgegangen?
Verena Sukowski: Bei der Organisation haben mir Janina Knöll vom Hochschulreferat Internationale Angelegenheiten sowie Prof. Dr. Dirk Burdinski als Internationalisierungsbeauftragter von der Fakultät für Angewandte Naturwissenschaften geholfen. Janina Knöll hat den Kontakt zur Universität in Valencia aufgebaut. Nachdem die Kooperation bestand, wurde ich recht schnell als Erasmus-Studierende von der Uni akzeptiert. Beide Semester waren kein Standard-Erasmus-Aufenthalt, von daher war es nicht so leicht mit der Organisation, vor allem, als die eine Uni zugestimmt hatte und die andere mit bestimmten Dingen noch ein Problem hatte. Das war wirklich sehr nervenaufreibend.
Was haben Sie in Valencia studiert und gemacht?
Verena Sukowski: Bis auf mein Praxisprojekt und meine Bachelorarbeit hatte ich alle Kurse abgeschlossen, deshalb wollte ich dort einfach nur ein Semester mehr machen. Als ich dort an der Universität in Valencia akzeptiert wurde, fand ich heraus, dass es auch möglich war, an der Uni Forschungsprojekte durchzuführen. Darauf habe ich mich dann beworben und Prof. Burdinski hat mir dabei geholfen, das Offizielle zu regeln. In meinem ersten Semester in Valencia habe ich dann die Bachelorarbeit geschrieben, so wie sie in Spanien üblich ist und diese mir als Praxisprojekt in Deutschland anerkennen lassen. Im Bereich Chemie schließt das Thema Bachelorarbeit meistens eine Forschungsarbeit mit ein. So auch bei mir. Mein Studium in Valencia war also konkret viel Laborarbeit. Ich war von montags bis freitags jeden Tag im Labor.
Wie sah Ihre Laborarbeit aus?
Verena Sukowski: Das Labor, in dem ich arbeiten durfte, ist spezialisiert auf enantioselektive, organische Synthese. An dieses Labor bin ich durch Zufall gekommen, aber genau das ist mein Lieblingsbereich in der Chemie, und von daher hat es für mich perfekt gepasst. Ich habe dort sehr gerne gearbeitet, sogar so gerne, dass ich meinen Aufenthalt auf ein zweites Semester verlängert habe und auch noch die Forschungsarbeit für meine „richtige“ deutsche Bachelorarbeit in dem Labor durchgeführt habe, die von Prof. Dr. Matthias Hochgürtel wissenschaftlich begleitet und bewertet wurde.
Was haben Sie neben deinem Studium in der Universität noch gemacht?
Verena Sukowski: Neben meiner Forschungstätigkeit habe ich in beiden Semestern einen Spanischkurs belegt, was ich auf jeden Fall empfehlen kann. In meinem zweiten Semester habe ich mich zusätzlich noch in einen Organische- Chemie-3-Kurs eingeschrieben. Aus zeitlichen Gründen habe ich diesen sogar auf Valencianisch belegt. Der Professor war sehr hilfreich, und die Klausur habe ich sogar auf Englisch schreiben dürfen.
Wie war für Sie rückblickend der Auslandsaufenthalt?
Verena Sukowski: Valencia war eine großartige Erfahrung. Ich liebe Spanien jetzt noch viel mehr als ich es schon vorher getan habe. Aufgrund der Lebensart, der Schönheit der Städte und der Natur und natürlich aufgrund des angenehmen Klimas ist Spanien ein großartiges Land zum Leben. Natürlich gibt es auch ein paar Punkte, die in Spanien anders sind als in Deutschland, z.B. was Pünktlichkeit und Organisation betrifft, aber ich habe gelernt, damit umzugehen und bin dadurch selber viel entspannter geworden.
Was haben Sie außerhalb Ihres Studiums gemacht?
Verena Sukowski: Ich habe einen Tauchschein und bin dort einem Tauchclub beigetreten, mit dem ich oft am Wochenende tauchen gegangen bin. Einmal haben wir sogar einen Ausflug zu einer wirklich wunderschönen Bucht mit einer unglaublich großen Fischvielfalt gemacht.
Wie haben Sie sich auf Spanien vorbereitet?
Verena Sukowski: Einen Sommer bevor ich nach Valencia gegangen bin, habe ich einen dreiwöchigen Sprachkurs in Madrid gemacht. Im Grunde hat mir Valencia aber viel geboten, um die Sprache zu lernen. Zum einen mit einem wöchentlichen Sprachkurs, dann gab es jeden Tag in verschiedenen Bars „Intercambios“. Dort konnte man einfach hingehen, was trinken und mit Spaniern oder anderen Nationalitäten sein Spanisch oder Englisch aufbessern.
Was würden Sie anderen Studierenden, die vorhaben, mit Erasmus ins Ausland zu gehen, mit auf den Weg geben?
Verena Sukowski: Auf jeden Fall frühzeitig Informieren und sich darüber Gedanken machen, welche Erwartungen man von dem Auslandsaufenthalt hat.
Was hat Ihnen den Aufenthalt für Ihre weitere berufliche Karriere gebracht?
Verena Sukowski: Ich habe sowohl jede Menge praktische als auch theoretische Kenntnisse hinzugewonnen. Ich habe während meiner Zeit dort die Möglichkeit gehabt, fast die gesamte praktische Arbeit für ein Forschungsprojekt durchzuführen. Daher wurde ich dann sogar Coautor der unter anderem hieraus resultierenden Forschungspublikation. Zudem habe ich im Labor auch viel Englisch mit meinem Betreuer sprechen können, was für mich auf jeden Fall sehr hilfreich sein wird für meinen weiteren Werdegang.
Was haben Sie für sich persönlich mitgenommen?
Verena Sukowski: Mitgenommen habe ich einen fertigen Bachelor-of-Science- Abschluss, die Erfahrung, ein Jahr im wunderschönen Valencia gelebt und großartige Menschen kennengelernt zu haben. Zudem habe ich gelernt, hartnäckiger für Dinge, die man machen will, zu kämpfen und dass man weniger Angst vor Neuem haben sollte. Am Ende bekommt man das doch irgendwie alles hin.
Würden Sie das immer wieder machen?
Verena Sukowski: Auf jeden Fall. Ich überlege sogar, ob ich während meines Masters, den ich ab September an der Vrije Universiteit in Amsterdam in Drug Discovery and Safety mit der Spezialisierung Drug Design and Synthesis machen werde, noch ein weiteres Spaniensemester einschiebe.
Interview: Viola Gräfenstein
September 2017