Prof. Dr. Dirk Burdinski

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Angewandte Naturwissenschaften

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Auslandsaufenthalt mit Berufspraktikum - in Japan ein anderes Denken kennenlernen

Jennifer Danz war als Praktikantin in Japan (Bild: Jennifer Danz/TH Köln)

Jennifer Danz ist Masterstudierende des Studiengangs Angewandte Chemie. Vor Beginn ihres abschließenden Projekts zur Masterarbeit verbrachte sie, unterstützt durch ein Stipendium, sieben Monate in Japan. Dort lernte sie nicht nur fachlich dazu, sondern entdeckte eine ganz andere Kultur.

Warum sind Sie nach Japan gegangen?
Jennifer Danz: Ich wollte unbedingt interkulturelle Arbeitserfahrungen sammeln. Japan ist als wissenschaftlicher Vorreiter besonders stark in der Forschung und Entwicklung vertreten. Dies erkennt man auch an der großen Anzahl der japanischen Veröffentlichungen. Außerdem habe ich schon in meiner Jugend angefangen, mich sowohl für japanische Musik und Filme als auch für das Land zu interessieren. Als Studentin habe ich mir dann gesagt, dass ich gerne einmal die Kultur, die Mentalität und das Arbeitsleben dort genauer kennenlernen möchte. Prof. Dr. Dirk Burdinski hat mich innerhalb der Fakultät für Angewandte Naturwissenschaften beraten. Ich habe mich dann während meines Studiums auf das Heinz-Nixdorf-Stipendium beworben und das auch bekommen. Darin waren ein Sprachkurs sowie kulturelle Vorbereitungskurse enthalten. Alles andere, eine Unterkunft, mein Visum und ein Praktikum im Unternehmen musste ich mir selbst organisieren.

Wie haben Sie sich auf Ihren Auslandsaufenthalt vorbereitet?
Jennifer Danz: Ich habe relativ früh damit angefangen, mir ein Praktikum zu suchen und neun Monate zuvor englische Bewerbungen rausgeschickt. Letztendlich habe ich mich für eine Joint Company entschieden. Darunter GS Yuasa, eine rein japanische Firma, denn mir war wichtig, in einem japanischen Unternehmen mit japanischen Strukturen zu arbeiten.

Wie gut hat das funktioniert?
Jennifer Danz: Das ging sehr gut. Ich habe im Büro sowie in der Forschungs- und Entwicklungsabteilung im Labor für Lithiumionenbatterien für elektrische Antriebe bei Automobilen gearbeitet. Ich war in einem fünfköpfigen Team tätig. Die Gruppe forscht an effizienteren Batterien, die dadurch höhere Sicherheitsanforderungen benötigen.

Inwiefern ist Sicherheit ein wichtiger Punkt bei Batterien?
Jennifer Danz: Erhöht man die Leistung von Batterien, dann kann es aufgrund besonderer Umstände zu sogenannten Thermal Runaways (Thermisches Durchgehen) kommen, wodurch ein Automobil schließlich abbrennen kann. Mein Job war es, die Sicherheit der Zellen zu steigern. Dabei war es erforderlich, Zellen der Batterien zusammenzubauen, damit Tests durchzuführen und diese wieder zu zerlegen. Das war für mich ein völlig neues Themengebiet, aber eine tolle Erfahrung.

Sie durften auch Japanisch lernen. Wie ist das abgelaufen?
Jennifer Danz: Ich war sehr froh über meinen Sprachkurs, denn ich hatte eine exzellente Lehrerin. Ich musste allerdings ab dem ersten Tag meiner Ankunft gleich in den Unterricht. Die Japaner lernen tatsächlich ihr ganzes Leben lang ihre eigene Sprache mit zwei Grundalphabeten und einem Schriftzeichensystem mit über 10.000 Zeichen. Unserer Lehrerin war es wichtig, dass wir uns im Alltag auch auf Japanisch verständigen konnten, denn außerhalb der Touristengebiete wird kein Englisch gesprochen. Da kommt man nur mit Japanisch weiter, und genau ab diesem Punkt findet der Kulturaustausch statt. Das Alltagsjapanisch spreche ich zum Glück mittlerweile etwas.

Das heißt, dass die Sprache der Schlüssel zur kulturellen Verständigung für Sie war?
Jennifer Danz
: Ganz genau. Man sagt, dass Japan eines der Länder mit dem größten Kulturunterschied zu Deutschland sei. Es fängt bei der Gestik und Körpersprache an, die anders ist. Außerdem gibt es in Japan eine Gemeinschaftskultur. Man ist um das Wohl aller besorgt. Individualismus steht hier nicht im Vordergrund. Der Kulturschock blieb für mich aufgrund guter Vorbereitungen aus. Das war mein erster, längerer Auslandsaufenthalt und dennoch habe ich mich direkt in Japan wohlgefühlt. Ich wusste, dass ich es schaffen werde, und das war eine wunderbare Erfahrung.

Was war in Japan anders?
Jennifer Danz: In Japan herrscht in der Regel eine strenge Hierarchie in der Firma. Das war in meiner Abteilung allerdings nicht so stark. Loyalität wird groß geschrieben. Acht bis zwölf Stunden zu arbeiten sind Pflicht, Überstunden sind gang und gäbe. Ab 22 Uhr ging in der Firma das Licht aus, und das Wochenende war zum Glück frei.

Wie sind Sie von Ihren KollegInnen aufgenommen worden?
Jennifer Danz: Es war schon ungewöhnlich, dass ich als junge Frau im Ausland  in einer großen Firma in einem Team von Männern gearbeitet habe, aber die Japaner waren alle sehr freundlich zu mir und wollten viel über mich und mein Herkunftsland erfahren. Wir haben als Team auch viel unternommen. Wir sind Snowboard gefahren, waren auf einer Bowlingveranstaltung und haben ein Picknick zur Kirschblütenzeit zusammen gemacht.

Was haben Sie fachlich mitgenommen?
Jennifer Danz: Ich habe viel über Elektrochemie gelernt. Nach meinem Master für Angewandte Chemie möchte ich gerne im Bereich Forschung und Entwicklung arbeiten. Ich kann mir auch gut vorstellen, international zu arbeiten oder sogar auch noch einmal in Japan. Meine Japanischkenntnisse werde ich auf jeden Fall weiter ausbauen.

Inwiefern hat Sie der Auslandsaufenthalt in Japan persönlich weitergebracht?
Jennifer Danz: Ich bin auf jeden Fall selbstständiger, reflektierter und noch offener gegenüber anderen Kulturen geworden. Ich habe eine bestimmte Sensibilität für Menschen und ihre Zwischentöne entwickelt, die aus einem ganz anderen Land kommen. Ich glaube, dass ich mittlerweile nicht mehr so schnell in kulturelle Fettnäpfchen treten werde.

Welches war Ihr größtes kulturelles Fettnäpfchen?
Jennifer Danz: Glücklicherweise gab es für mich nur Kleinigkeiten, die neu für mich waren. Beispielsweise wusste ich bereits vorher, dass Straßenschuhe vor dem Eintreten in die Wohnung ausgezogen werden. Allerdings habe ich nicht damit gerechnet, dass dies auch in vielen Umkleiden japanischer Geschäfte der Fall ist. Große Fettnäpfchen konnte ich aufgrund einer guten Vorbereitung vermeiden.

Was gehört zu Ihren schönsten Erfahrungen?
Jennifer Danz:
Das Land ist unglaublich schön. Es hat Gebirge, die ich mit Freunden bestiegen habe. Der Blick ins Tal war unbeschreiblich. Außerdem war ich am Geburtstag des Tennos, das ist der japanische Kaiser, im Kaiserpalast in Tokio. Einmal im Jahr kann man dort ohne Anmeldung reingehen und seine Rede über einen Lautsprecher hören. Das war sehr beeindruckend.

Was würden Sie anderen Studierenden raten, die nach Japan gehen möchten?
Jennifer Danz: Interessenten sollten sich auf jeden Fall vorher informieren, welches Land sie interessiert und welche Kultur dort herrscht. Das International Office kann da auch weiterhelfen. Die Zimmersuche kann im Vorfeld ein bisschen problematisch sein. In Japan geht sie beispielsweise bei sogenannten Sharehouses oftmals nur zwei Wochen vorher. Ich selbst war in so einem Sharehouse untergebracht. Das ist ein Haus mit verschiedenen Bewohnern aus dem In- und Ausland. Außerdem sollte man darüber nachdenken, ob man ein unstrukturierter oder eher ein geplanter Mensch ist.

Wie würden Sie sich beschreiben?
Jennifer Danz: Ich bin, glaube ich, eher ein strukturierter Mensch. Deshalb war Japan für mich perfekt.

(Interview: Viola Gräfenstein, 2017)

Oktober 2017

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