Ausgezeichnet! Die Preisträger*innen im Wintersemester 2022/2023
Im Wintersemester zeichnet die Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften die Arbeiten von Isabel Fischer (Master Pädagogik und Management in der Sozialen Arbeit), Nicole Thome (Master Beratung und Vertretung im Sozialen Recht) sowie die Bachelorarbeit von Jaspreet Singh Saini aus (Bachelor Soziale Arbeit).
Die Arbeit von Isabel Fischer beschäftigt sich mit der politischen Partizipation von Menschen mit Lernschwierigkeiten. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, welche Wege Menschen mit Lernschwierigkeiten zur politischen Informiertheit und Bildung führen. Um diese Frage zu beantworten führt Isabel Fischer acht narrative Interviews mit Betroffenen, die sich in Selbstvertretungen engagieren. Aus diesen Interviews entwickelt sie mit Hilfe der Grounded Theory die Metapher des „Weges“ und kann damit zeigen, welche unterschiedlichen, manchmal steinigen Wege genommen werden, was zum „Weitergehen“ motiviert und was beim „Unterwegs sein“ passiert. Diese Wege verdichtet Isabel Fischer in einem abschließendem Kapitel zu einer Landkarte. Neben der hohen Relevanz für die Praxis der Sozialen Arbeit hob die Jury in ihrer Entscheidung die hohe forschungsethische Kompetenz der Autorin hervor. Betreut wurde die Arbeit von Prof. Dr. Nina Erdmann und Prof. Dr. Andrea Platte.
Mit einer schwer erreichbaren Gruppe beschäftigt sich die Arbeit von Nicole Thome. Sie fragt nach den Zugangsbarrieren für (wohnungslose) EU-Bürger:innen zum Hilfesystem und zeigt dabei insbesondere die rechtlichen und verwaltungsbedingten Versorgungslücken auf. In der vorliegenden Arbeit setzt sich Frau Thome mit dem in der Praxis der Wohnungslosenhilfe und der niedrigschwelligen Arbeit zahlreich wahrzunehmenden Phänomen des Leistungsausschlusses (SGB II und SGB XII sowie ordnungsrechtlicher Unterbringung) von EU-Bürger:innen auseinander. Hier zu führt Nicole Thome neun Interviews mit Mitarbeiter:innen aus Verwaltung und Sozialberatungen und wertet diese inhaltsanalytisch aus. Frau Thome kann so die Barrieren, die wohnungslose EU-Bürger:innen bei der Wohnungssuche vorfinden, dezidiert beschreiben und öffnet damit nicht nur eine Fachdiskussion, sondern auch die Möglichkeit, diese Barriere abzubauen. Die Arbeit von Nadine Thome wurde von Judith Knabe (M.A) und Prof. Dr. Antonio Brettschneider betreut.
Jaspreet Singh Saini überzeugt in seiner Arbeit besonders durch seine Fragestellung, die eine neue Perspektive auf Empowerment in der Sozialen Arbeit eröffnet. Ausgehend von einem machtanalytischen Standpunkt wertet Jaspreet Singh Saini Flugblätter aus, mit denen Angebote des Empowerments für migrantisch gelesene Menschen beworben werden. Streng am Material orientiert, deckt die Arbeit die Ambivalenz des Empowerment-Konzepts auf: So soll einerseits durch geschützte Räume und Solidarisierung zur Selbstermächtigung beitragen werden, andererseits werden die adressierten Menschen in die Pflicht genommen, sich auch politisch gegen Rassismus zur Wehr zu setzen. Damit werden die Betroffenen aber „aktiviert“ sich individuell für die Lösung Sozialer Probleme einzusetzen. .Die Ambivalenz des Empowerment-Gedankens differenziert und nüchtern zu rekonstruieren, ohne in eine evaluative Methodenbewertung oder gar pädagogische „Verbesserungsvorschläge“ zu verfallen, ist ein besonderer Verdienst der Studie von Jaspreet Singh Saini. Die Arbeit von Jaspreet Singh Saini wurde von Prof. Dr. Matthias Otten und Prof. Dr. Andreas Thimmel betreut.
Die Fakultät gratuliert den Preisträgerinnen herzlich!
Mit der Auszeichnung verbunden ist eine Aufnahme der Arbeit in die E-Bookreihe der Fakultät sowie ein Buchgutschein, gestiftet vom Alumniverein VAS. Alle nominierten und ausgezeichneten Arbeiten sind außerdem eingeladen, ihre Arbeiten im Rahmen einer Ringvorlesung an der Fakultät vorzustellen. Hierzu sind alle Interessierten eingeladen.
November 2022