Ausgezeichnet! - Preisträger*innen im Sommersemester 2017
Wir gratulieren ganz herzlich den im Sommersemester 2017 in der Initiative „Ausgezeichnet!" prämierten Absolvent*innen Ronja Hillen und Anna Vanessa Zill. Zur Publikation in der Reihe „Ausgezeichnet!“ wird ausserdem die Arbeit von Baptiste Egelhaaf vorgeschlagen.
Willkommen bei ePublications!
Sie können sich die Arbeiten einfach auf der E-Publikationsseite der Bibliothek herunterladen.
Bei "Ausgezeichnet!“ werden Abschlussarbeiten gewürdigt, die durch ihre inhaltliche und methodische Qualität, durch den besonderen Gegenstand, durch ihren treffsicheren Praxisbezug und das Engagement, das in der Bearbeitung deutlich wird, besonders auffallen und aus den mit „sehr gut“ benoteten Arbeiten herausragen. Die "ausgezeichneten" Abschlussarbeiten werden auf der E-Publikationsseite der Bibliothek der TH Köln veröffentlicht. Die Preisträger*innen erhalten zudem einen Büchergutschein vom Alumni- und Förderverein der Fakultät für Angewandte Sozialwisssenschaften (VAS).
Ronja Hillen, Pädagogik der Kindheit und Familienbildung (BA): „Das sozial konstruierte Geschlecht und die frühe Kindheit - eine exemplarische Gender-Ist-Stand-Analyse in einer Kindertageseinrichtung“ (Betreuer*innen: Prof. Dr. Renate Kosuch, Dipl. Soz.-Päd. Ursula Ebert)
Das Puppenzimmer als privater Raum, in dem der Hausarbeit nachgegangen wird, die Strasse als öffentlicher Raum im Flur, in dem gearbeitet wird - beide Bereiche mischen sich nicht. Die Erzieherin, die die Wäsche faltet, der Erzieher, der nur die lauten Jungs ermahnt, nicht die tobenden Mädchen. Kaum Merkbar verlaufen die Grenzen, die in Kindertageseinrichtungen zwischen Jungen und Mädchen gezogen werden. Trotz der Versuche der Fachkräfte, mit den Kindern geschlechtersensibel zu arbeiten, Ronja Hillen beobachtet methodisch genau, wie Stereotypen reproduziert werden.
Und auch die Eltern spielen eine wichtige Rolle, wenn die Unterschiede, die auch Hierarchien darstellen, reproduziert werden. "Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Kindertageseinrichtung und das System der Familie die Rahmung für die Konstruktion der Geschlechtsidentität eines Kindes stellen. Mädchen und Jungen erhalten von beiden Sozialisationsinstanzen eine typische und einengende Vorstellung von einem richtigen Mädchen oder einem richtigen Jungen vermittelt. Diese Geschlechterstereotype werden als natürlich begriffen oder werden seitens der Eltern aus Sorge an die Kinder herangetragen und von diesen reproduziert.“ Doch wie können die Stereotypien aufgelöst werden? Erst eine explizite Thematisierung und ein bewusstes anderes Handeln der Fachkräfte, so Ronja Willens Fazit, kann zu einem weiteren Abbau festlegender und hierarchisierender Rollen beitragen.
Anna Vanessa Zill, Beratung und Vertretung im sozialen Recht (MA): „Helfersyndrom und Soziale Arbeit - Eine empirische Studie unter Studierenden der TH Köln“, (Betreuer*innen: Prof. Dr. Udo Seelmeyer, Prof. Dr. Sigrid Leitner)
"Das Helfersyndrom äußert sich zudem in der Unfähigkeit, eigene Gefühle einzugestehen. Durch das permanente Helfen umgehen die Betroffenen die Wahrnehmung ihrer eigenen Bedürfnisse und Gefühle.“ So lautet in Kurzform der Verdacht, unter dem Menschen in sozialen Berufen stehen. Seit seiner Konzeption in den 70er Jahren durch den Psychoanalytiker Wolfgang Schmidbauer ist das Helfersyndrom in aller Munde und schnell ist man dabei, Menschen in helfenden Berufen diese Diagnose zukommen zu lassen.
Nach einer ausführlichen Erläuterung des theoretischen Ansatzes von Schmidtbauer und der an ihn anknüpfenden Untersuchungen und Kritiken, untersucht Anna Zill mit Hilfe eines quantitativen Designs, ob Studierende der Sozialen Arbeit eher Anzeichen der so genannten Helferpersönlichkeit aufweisen. Die umfangreiche und methodisch höchst anspruchsvolle Erhebung kommt zu einem überraschenden Ergebnis und räumt mit einem Vorurteil auf. Es lassen sich kaum Unterschiede zwischen Studierenden der Technischen Informatik und der Sozialen Arbeit festzustellen. So entzaubert Anna Zill einen Mythos, Studierende der Sozialen Arbeit zeigen keine überdurchschnittliche Ausprägungen von Merkmalen einer Helferpersönlichkeit. Einen Freibrief erteilt sie aber weder den Studierenden noch der Hochschule als Ausbildungsort: „Die Ausbildung sollte den Studierenden Hilfe zur Selbsthilfe lehren und sie ferner ermutigen, sich die eigenen Belastungsgrenzen einzugestehen, um Anzeichen der Erschöpfung bewusst wahrnehmen zu können.“ Schließlich kommen Informatikstudenten kaum in die Gelegenheit, Menschen in Abhängigkeit zu halten. Sozialarbeiter*innen dagegen schon.
Mai 2017