„Auf ein Kränzchen - 11 Fragen, 11 Antworten" – Interview mit Dr. Ute Günther vom BAND e.V.

In „Auf ein Kränzchen – 11 Fragen 11 Antworten“ sprechen Unterstützerinnen und Unterstützer über verschiedene Perspektiven zu Entrepreneurship und Gründung in der Region Köln. Prof. Dr. Kai Thürbach und Prof. Dr. Marc Prokop sprechen mit Dr. Ute Günther, Vorstandsmitglied von Business Angel Netzwerk Deutschland.

Portrait Person Dr. Ute Günther, Vorstand Business Angels Netzwerk Deutschland e.V. (BAND) zu Gast bei der »Fit for Invest« Interviewreihe „Auf ein Kränzchen – 11 Fragen 11 Antworten“ (Bild: Silviu Guiman)

Die Fragen an Dr. Ute Günther vom Business Angel Netzwerk Deutschland stammen aus dem »Fit for Invest«-Netzwerk. Auch Gründerinnen und Gründer der Hochschulen konnten fragen, was sie interessiert und aus den Erfahrungen der Interviewgäste lernen.

1. Frage: Frau Günther, bitte stellen Sie sich vor.

Günther: Mein Name ist Ute Günther. Ich bin eine der beiden Vorstände von Business Angel Netzwerk Deutschland gemeinsam mit Roland Kirchhoff. BAND als Verband der Angel-Investoren und ihrer Netzwerke unterstützt Frühphasen-Finanzierung.

2. Frage: Sie haben in Paris und in Bochum studiert. Könnten Sie die beiden Hochschulstandorte differenzieren und kurz erklären, was Ihnen besonders gut gefallen hat?

Günther: Wenn man den Traum hat, an der Sorbonne in Paris zu studieren, denkt man: Das ist ein großartiger Ort. Alles zentriert in dieser Stadt, in einem ehrwürdigen Gebäude. In Wahrheit bin ich in der Metro unterwegs gewesen und habe dort mehr Zeit verbracht. Dann bin ich an die neue Hochschule Bochum gekommen, eine Campus-Universität, die alle verurteilt haben, weil sie aus Beton war. Das Schöne war, alles an einem Ort zu haben, so ein bisschen wie die Idee von »Fit for Invest«. Man integriert, man schafft Kommunikation und Gemeinschaft. Und das ist das, was ich an der Hochschule in Bochum und an einer Campus Universität generell heute noch schätze.

3. Frage: Wie kamen Sie zu Ihrem Beruf? Wollten Sie schon immer im Gründungsbereich tätig sein?

Günther: Die Hochschule war mein Sehnsuchtsort. Wissenschaftlich arbeiten, lehren – das wollte ich immer. Und das habe ich über lange Jahre gemacht. An der Universität Essen hat mich dann die Realität des Strukturwandels in der Metropole Ruhr eingeholt. Es war die Zeit, als die Großindustrie Arbeitsplätze abbaute, die Konzerne ohnehin. Und es war klar: Wenn diese Region zukunftsfähig werden will, dann muss sie auf Innovationen setzen. Und wie so oft bei Perspektivwechseln und neuen Herausforderungen spielt eine Rolle, wem man begegnet. Und ich bin damals Roland Kirchhoff begegnet. Er war Geschäftsführer eines Unternehmer-Netzwerkes der Metropole Ruhr, justierte die Stellschrauben neu für diese Region und hat gesagt: „Wir müssen uns einsetzen für den Aufwuchs junger, innovativer Unternehmen am Standort Ruhr.“ Und das ist seitdem unser gemeinsames Credo geworden. Wir haben dann als erstes Projekt mit dem damaligem NRW-Wirtschaftsministerium das Projekt „Gründer Support Ruhr“ auf den Weg gebracht. Da ging es darum, dass Mentoren ehrenamtlich Existenzgründerinnen und Existenzgründer begleiten. Damals etwas völlig Neues und heute eine der Errungenschaften, dass wir ein gutes Startup-Ökosystem haben.

4. Frage: Was sind genau Business Angels? Und wie sind Sie in den Vorstand des BAND gekommen?

Günther: Also, Business Angels sind Personen mit zwei Flügeln. In einem Flügel haben sie Kapital, im anderen Flügel haben sie unternehmerisches Knowhow. Sie haben mitnichten einen Heiligenschein, sondern sie haben ganz klar einen Geschäftshut auf, denn sie investieren in einer sehr frühen Phase in ein junges, innovatives Unternehmen. Das Projekt oder Produkt ist noch nicht entwickelt, die Dienstleistung hat vielleicht noch nie einen Kunden gesehen. Die Business Angels nehmen dieses Risiko auf, weil sie neben einer Renditeerwartungen, die sie auch haben, natürlich den Spaß daran haben, mit jungen, innovativen Unternehmen zu arbeiten. Und Angel-Investoren sind in Deutschland die wichtigsten Frühphasen-Finanzierer. Sie investieren als Venture-Capital-Geber deutlich mehr Kapital in der frühen Phase.

Zur Frage: „Wie bin ich Vorstand von BAND geworden?“ BAND ist als Verband, als Verein organisiert und natürlich wählen dort die Mitglieder den Vorstand. Das ist aber wahrscheinlich nur der formale Teil einer Antwort. Ihre Frage wird sich darauf konzentrieren: „Warum haben wir uns überhaupt zur Wahl gestellt und sind wir gefragt worden?“ Ich komme zurück auf das Projekt „Gründer Support Ruhr“. Da ging es um Mentoring, um ehrenamtliche Unterstützung. Und wir haben damals schon gesehen: Ein junges, innovatives Unternehmen braucht Eigenkapital. Das war etwas völlig Neues, das Wort „Business Angels“ gab es noch kaum. Wir haben uns dann umgeschaut – in Amerika, in Oxford, in Cambridge, in England – und dort gab es Business-Angel-Kulturen. Wir haben den Gedanken mit nach Deutschland gebracht und eins der ersten Business-Angel-Netzwerke in Deutschland gegründet, die „Business Angel Agentur Ruhr“, heute ein Mitglied im BAND. Wir sind als Promotoren aufgefallen, weil zur gleichen Zeit das Bundesforschungsministerium, später Wirtschaftsministerium, gesagt hat: „Auch Deutschland braucht eine Business-Angel-Kultur. Wir gründen das Business Angel Netzwerk Deutschland.“ Das haben wir im Ruhrgebiet erst mal ein bisschen beäugt und geschaut: Was macht da Berlin? Als dann zur Jahrtausendwende BAND neu ausgerichtet worden sind, ist man auf uns zugekommen und hat gefragt, ob wir uns das vorstellen können. Dann haben wir gesagt: „Ja, unter der Bedingung, dass wir diesen Verband von Berlin nach Nordrhein-Westfalen, in die Metropole Ruhr, holen können.“

5. Frage: Wie hat sich der Business Angel Standort Deutschland über die Jahre entwickelt und was können die Hochschulen tun, um diese Entwicklung zu unterstützen?

Günther: Wir haben die ersten Business Angels Netzwerke gegründet, das war eigentlich die Initialzündung für den Aufbau einer Business Angel Kultur in Deutschland. Es sind um diese Zeit überall in Deutschland Business Angel Netzwerke gegründet worden. Zum Beispiel BayStartUP, eines der größten Netzwerke in Deutschland. Und es ist gelungen, bis 2001/2002 in Deutschland quasi flächendeckend Business Angel Netzwerke in den einzelnen Regionen zu aufzubauen. Damit besitzt Deutschland eine Infrastruktur. In welchem Bundesland man ist, kann man als Angel Investor, der neu anfängt oder der Beteiligungen sucht, sich an ein Business Angel Netzwerk wenden – auch Start-ups, die Angel-Investing suchen. Die Infrastruktur war gegeben und 2000/2001 sind dann auch die zentralen Eckpfeiler entwickelt worden, die dazu gehören, wenn man einen Markt aufbauen will. Es gab den ersten deutschen Business Angel Tag damals auf dem Welterbe „Zollverein“ mit 100 Teilnehmern. Der nächste findet mit uns allen gemeinsam vom 6. bis 8. November in Köln statt. Und wir haben dann angefangen, mit der BAND-Academy Qualifizierungen anzubieten, um Engel zu professionalisieren, denn die haben unternehmerisches Knowhow und auch Kapital. Aber, wie macht man denn Due Diligence in einem Unternehmen, das noch gar keine Bilanzen hat? Was ist eine Liquidations-Präferenz? Wie kann ich meinen Exit optimieren? All das muss ein Investor lernen. Also, die Eckpfeiler des Marktes sind um die Jahrtausendwende entwickelt worden. 2010 hat BAND gesagt: „Wir müssen jetzt, wo die Strukturen stehen, die Angel in die Öffentlichkeit bringen.“ Und wir haben das Jahr 2010 zum Business Angel Jahr ausgerufen, unter der Schirmherrschaft des Bundeswirtschaftsministers. Das war eine große Awareness-Kampagne mit Botschaftern und der Angel-Gedanke ist auch in Deutschland angekommen. 2013 war noch ein großer Meilenstein in der Entwicklung des Business-Angel-Ökosystems, weil da „INVEST – Zuschuss für Wagniskapital“ an den Start gegangen ist, ein Förderprogramm des Bundeswirtschaftsministeriums. Wenn ein Investor in ein junges Unternehmen investiert, bekommt er einen steuerfreien Zuschuss, weil er dieses große Risiko eingeht. Es ist also eine Incentivierung von Angel-Investoren und ich kenne ganz viele Fälle, wo die Angels auch dieses Geld nehmen und in die Start-ups noch mit investieren. 2018 würde ich sagen, ist auch noch mal ein wichtiger Meilenstein. Da hat BAND gemeinsam mit dem Bundesverband Deutsche Start-ups das „German Standards Setting Institute“ gegründet, abgekürzt GSSI. Mustervertragswerke für die Beteiligungen werden dort entwickelt und kostenlos zum Download freigestellt, damit eben eine solche Start-up-Beteiligung auf Augenhöhe geschieht. Es gibt also wichtige Meilensteine und wir haben noch viele wichtige Meilensteine vor uns.

6. Frage: Konnten Sie während Ihrer Zeit beim BAND eine Veränderung bei den Business Angels bzw. bei Ihren Mitgliedern erkennen?

Günther: Ja, also die Angels sind professioneller geworden, aber nicht im Sinne, dass sie bürokratischer geworden sind. Es ist ein informeller Markt, aber der Angel-Investor ist fokussierter geworden. Er ist digitaler geworden, er ist jünger geworden. Viel Senior-Entrepreneurs sind Angel-Investoren geworden. Er ist noch nicht weiblicher, er ist vernetzter und er wird immer nachhaltiger. Die Tendenz der jüngeren Zeit ist: Angel-Investoren investieren vermehrt in Folge-Finanzierungen, was wir als BAND und generell sehr skeptisch sehen und sehr vorsichtig beobachten, weil: Der Angel ist Frühphasen-Finanzierer, er muss junge Innovationen anfinanzieren und dann müssen in der Finanzierungs-Kette andere kommen. Deswegen ist es immer wichtig, wenn wir über Finanzierung nachdenken, die gesamte Finanzierungs-Kette im Blick zu haben. Entgegen dem europäischen Trend, wo viele Angels im Syndikat investieren – also mehrere schließen sich zusammen – gibt es bei den deutschen Angel-Investoren doch auch die Tendenz, alleine in ein Investment zu gehen. Der Angel wird immer branchenfokussierter. Es passiert viel und letztendlich ist der Angel-Markt so bunt und vielfältig wie Menschen sind, die begeistert sind für innovative Start-ups und so vielfältig wie innovative Start-ups, es matcht irgendwo immer.

7. Frage: Business Angels unterstützen junge Gründerinnen und Gründer mit Kapital und Knowhow. Was geben Sie Gründerinnen und Gründer noch mit auf den Weg?

Günther: Man spricht ja auch von Smart Money, aber ich glaube, es gibt noch etwas sehr Wesentliches: Der Angel brennt genauso wie das Team für die Geschäftsidee und für dieses Start-up. Und da baut sich sehr schnell so etwas auf wie eine emotionale Beziehung. Es gibt kein Start-up, das nicht irgendwann einmal in einer Krise ist. Und natürlich muss dann der Angel zur Seite stehen und dann muss man auch ein Vertrauensverhältnis haben. Deswegen ist diese persönliche Beziehung ein großer Mehrwert. Ein Angel gibt Sicherheit. Wenn ich einen erfahrenen Investor überzeugt habe, kann ich sicher sein, dass mir das auch bei anderen gelingt. Und wie wichtig Sicherheit und Vertrauensbasis ist, sehen wir immer wieder. Wir schreiben einmal im Jahr die „goldene Nase an den Business Angel des Jahres“ aus, um Vorbilder in die Öffentlichkeit zu bringen. Und das dürfen nur Start-ups vorschlagen, die einen Angel im Team haben. Und die müssen das begründen. In den wenigsten Fällen sagen die Start-ups: „Er gibt so viel Geld.“ Nein, sie sagen: „Er hilft mir auch, wenn ich nachts da stehe und mich ein Kern-Mitarbeiter verlassen hat. Und ich kann ihn immer anrufen und ich kann ihm vertrauen.“ Das sind die Dinge, die dieses Smart Money ausmachen.

8. Frage: Welche Charaktereigenschaften sollten junge Gründerinnen und Gründer mitbringen und wie wichtig ist die Persönlichkeit für das Matching mit Business Angels?

Günther: Wenn Sie einen Angel fragen: „Welches ist der Indikator, welches ist das Kriterium, warum Sie in dieses und nicht in jenes Start-up investieren?“ Dann sagt er natürlich immer: „Die überzeugende Geschäftsidee.“ Aber es ist auch das Team. Das heißt, Angels investieren zunächst einmal nicht in eine Einzelperson, sondern in ein Team. Und sie verlangen von diesen Teammitgliedern Authentizität und dass man ihnen abnimmt, dass das, was sie da tun, nicht von irgendjemandem eingeredet worden ist. Dass der Businessplan nicht vom Unternehmensberater geschrieben ist, sondern dass sie das selbst verkörpern. Sie verlangen Selbstbewusstsein und Leidensfähigkeit. Ich glaube, sie wollen auch, dass dieser Gründer dialogfähig ist und einsieht, dass er immer wieder dazulernen muss, dass es Veränderung im Businessplan gibt und dass er auch diese Veränderung dann mitträgt. Dass das Team unterschiedliche Kompetenzen bündelt. Dass es so etwas ist wie ein Team, auf das man sich verlassen kann. Auch in Krisensituationen.

9. Frage: Was würden Sie sich noch in der heutigen Gründerszene wünschen?

Günther: Man hat den Eindruck, dass die Szene gerade ein bisschen überhitzt. Die Bewertungen steigen, es ist viel Kapital im Umlauf und man muss gucken, dass da nicht übersteuert wird. Ich glaube, da müssen wir alle, die wir in dieser Szene unterwegs sind, sehr sensibel hinschauen. Ich gucke jetzt immer aus der „Angel-Brille“ und so ist das zweite, was man sich sicher wünscht: Wir haben diesen großen zehn Milliarden Wagniskapitalfond, der jetzt gerade aufgelegt ist. Öffentliche Gelder können unheimliche Hebelwirkung auslösen, wenn sie eine Möglichkeit eingebaut haben, privates Kapital mit ins Boot zu holen. Wir haben das am Europäischen Angel Fond gesehen. Da können die Investoren einen Rahmenvertrag mit der Europäischen Investitionsbank machen, in diesem Fall gibt die Bank 50 Prozent ein, die anderen 50 Prozent der Angel-Investor – der Investor hat also so etwas wie eine Wild-Card und kann seine Deals tätigen, wie er möchte. Und das ist extrem erfolgreich. Also das würde man sich für die Gründerszene wünschen.

Von Hochschulen würde ich mir das wünschen, was Fit for Invest macht. Es ist unendlich schwierig, Ansprechpartner an Hochschulen zu finden, weil die Innovationen in den Hochschulen in jedem Fachbereich schlummern. Und über die Transferstelle kann man nicht alles erreichen, weil die Transferstelle passiv warten muss, was ihr zugetragen wird. Deswegen ist die Vernetzung und Zusammenarbeit von Hochschulen ganz wichtig, damit man dann auch tatsächlich gucken kann: „Wo liegen denn die Innovationen, aus denen spannende Gründungen werden?“ Das ist ein großer Wunsch: Vernetzung voranzutreiben und damit auch einfacher Zugang zu Hochschulen zu finden und ein verlässlicher Partner als Hochschule für EXIST zu sein. EXIST ist ein großartiges Programm. BAND wird sich in nächsten Zeit des Themas „Patente“ annehmen und wir wünschen uns da viele, die mit uns an dieser schwierigen Stellschraube drehen. Und ich würde mir mehr Forschungsarbeit im Bereich Angel-Investing unendlich wünschen: Das ist ein Markt, der nicht sichtbar ist. Viele Angel-Investoren sagen nicht, dass sie Angel-Investoren sind und machen es nicht öffentlich. Wir wünschen uns, dass sie in die Öffentlichkeit gehen. Und deswegen ist das ein schwieriges, aber gleichzeitig auch ein unendlich spannendes Forschungsfeld. Wir machen seit 2001 gemeinsam mit den VDI-Nachrichten, der Hochschule Essen und der RWTH Aachen das „Business Angel Panel“. Vierteljährlich werden Investoren befragt, immer die gleichen, wie sie investieren, wie sie den Markt einschätzen. Und so gibt es seit 20 Jahren ein Markt-Barometer, um das uns ganz Europa beneidet. Und ich würde mir da ganz viel Forschungsarbeit aus deutschen Hochschulen wünschen. Da würden wir viel für die Start-up-Szene und auch für das Angel-Ökosystem tun können. Und auch der Politik sagen können: „Hier und da gibt es Stellschrauben zu justieren, die für den Markt wichtig wären.“

10. Frage: Wie können wir mehr Frauen für Gründungen begeistern? Brauchen wir mehr Frauen als Role Models? Was können wir hier tun?

Günther: Ja, die Gründerinnen-Zahlen in Deutschland sind längst nicht ausreichend, der Start-up-Monitor hat das gerade wieder gezeigt. Das gilt gleichermaßen für Angel-Investoren. Wir gehen so von sieben bis neun Prozent aus, die Mitgliederzahlen bei BAND liegen bei 14 Prozent. Da sind wir stolz. Aber das ist harte Arbeit. Wir sind zutiefst davon überzeugt, dass mehr Angel-Investorinnen mehr Gründerinnen anspornen, dass mehr Gründerinnen mehr Angel-Investorinnen in den Markt bringen. Ja, wir brauchen mehr Frauen, BAND hat deshalb das Jahr 2020 und 2021 zum „Women Business Angel Year“ ausgerufen. Wir machen da viele Kampagnen. Ich glaube, wir müssen wirklich dringend Best Practice in die Öffentlichkeit bringen. Es gibt großartige Angel-Investorinnen, spannende weibliche Gründerinnen und Teams, die von weiblichen Gründerinnen angeführt werden. In anderer Funktion bin ich verantwortlich für KUER, ein Business-Plan-Wettbewerb im Auftrag des NRW-Umweltministeriums für Klima, Umwelt, Energie und Ressourcenschonung. Die Preisträgerin 2020 ist eine Ingenieurin mit einer nachhaltigen Pumpe. Solche Beispiele müssen in die Szene. Wenn ich mir AXOLOTL anschaue, ein Business-Plan-Wettbewerb für Medizin und Gesundheitswirtschaft, da sind so viele Teams gerade im Bereich Medizin und Gesundheitswirtschaft, wo eine Frau als CEO unterwegs ist. Nur dafür gibt es noch viel zu wenig Öffentlichkeit. Das „Women Business Angel Year“ wird dazu beitragen, aber eben auch Öffentlichkeitsarbeit und die vielen Initiativen, die gerade in den Hochschulen laufen, female Entrepreneurinnen zu unterstützen.

11. Frage: Haben Sie einen persönlichen Tipp an junge Gründerinnen und Gründer?

Günther: Ja, weil ich ja hier als Vertreterin des Business-Angel-Ökosystems sitze. Wir hören immer wieder, dass sich die Gründer-Teams, die Start-ups, vorbereiten sollen auf den Pitch, auf die Ansprache der Angel-Investoren und dass sie da viele Fragen gestellt bekommen, dass sie alles erläutern müssen, dass sie sagen müssen, was sie mit diesem Geld tun. Ich gebe jetzt genau den umgekehrten Ratschlag: Als junges Start-up-Team auf der Suche nach Angel-Investoren machen Sie genau das gleiche mit Ihrem Angel-Investor. Es gibt auch ein „Business Devils“, deswegen fragen Sie andere Teams nach Referenzen, gucken Sie sich genau an: Hat dieser Business Angel auch einen guten Track-Record? Vertrauen Sie ihm. Glauben Sie ihm das, was er sagt. Denn es ist eine Beziehung auf Augenhöhe und die kann man nur eingehen, wenn man wechselseitig Vertrauen in den anderen hat. Und das würde ich jedem Start-up-Team gerne mit auf den Weg geben.

November 2021

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