„Auf ein Kränzchen - 11 Fragen, 11 Antworten" – Interview mit Dr. Frank Obermaier der KölnBusiness

In der »Fit for Invest« Interviewreihe „Auf ein Kränzchen – 11 Fragen 11 Antworten“ sprechen Unterstützerinnen und Unterstützer über verschiedene Perspektiven zu Entrepreneurship und Gründung in der Region Köln. Prof. Dr. Kai Thürbach und Prof. Dr. Marc Prokop interviewen Dr. Frank Obermaier, Geschäftsbereichsleiter Business Development bei der KölnBusiness Wirtschaftsförderung.

Personenportrait Dr. Frank Obermaier, Geschäftsbereichsleiter Business Development bei KölnBusiness Wirtschaftsförderung zu Gast bei der »Fit for Invest« Interviewreihe „Auf ein Kränzchen – 11 Fragen 11 Antworten“ (Bild: Silviu Guiman)

Die Fragen an Dr. Frank Obermaier der KölnBusiness Wirtschaftsförderung stammen aus dem »Fit for Invest«-Netzwerk. Auch Gründerinnen und Gründer der Hochschulen konnten fragen, was sie interessiert und aus den Erfahrungen der Interviewgäste lernen.

1. Frage: Frank, bitte stell dich einmal vor.

Obermaier: Mein Name ist Frank Obermaier, ich bin bei Köln Business, der städtischen Wirtschaftsförderungsgesellschaft, die vor zwei Jahren gegründet worden ist. Ich leite den Bereich Business Development, in diesem Bereich ist die Startup-Unit auch mit beinhaltet, ebenso wie der Bereich Layout, Märkte und Innovation.

2. Frage: ”Innovative Gründerinnen und Gründer sind wichtige Akteure der digitalen Transformation und aktive Gestalter der Wirtschaft von morgen”, sagt Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker. Sie frühzeitig zu fördern und zu unterstützen, sei eine gemeinschaftliche Aufgabe, bei der die Kölner Hochschulen mit Programmen wie »Fit for Invest« eine wichtige Rolle spielten. Zusammen mit den Hochschulen und anderen Partnern fördert die Stadt das Thema Gründung. Dazu wurde die Startup-Unit, die Teil der Wirtschaftsförderung Köln Business ist, gegründet. Welche Rolle spielt die Startup-Unit von Köln strategisch für die Stadt? Und wie wichtig ist das Thema für die Stadt Köln?

Obermaier: Das Thema ist von großer Bedeutung. Deshalb wurde auch die Gründung der Startup-Unit auf Beschluss des Verwaltungsvorstandes von der Oberbürgermeisterin eingerichtet. Das alleine hat gezeigt, dass die Startup-Ökonomie für Köln sehr wichtig ist. Diese Ökonomie gilt es wachsen zu lassen und zu entwickeln, damit sie auch für morgen ein wichtiger Teil der Kölner Wirtschaft ist. Denn Wirtschaft ist Dynamik, ist Struktur, Entwicklung und Förderung. Und daher ist es eben auch wichtig, diesen Bereich, der sich in den letzten Jahren sehr stark in Köln etabliert hat, gezielt zu fördern und zu entwickeln.

3. Frage: Welche Angebote hat die Start-up-Unit von KölnBusiness für junge Gründerinnen und Gründer?

Obermaier: Als Wirtschaftsförderung stellen wir in erster Linie Plattformen zur Verfügung. Das heißt, wir sind eine Einrichtung, die miteinander vernetzt. Es gibt viele private, aber auch öffentliche Akteure im Startup-Ökosystem, wie beispielsweise »Fit for Invest«. Unsere Aufgabe ist es, jungen Gründern den Weg durch den Dschungel zu zeigen. Wo kann ich arbeiten, wo finde ich Netzwerke? Wer kann mir helfen, wo finde ich Investoren? Wir zeigen den jungen Startups Wege durch das Ökosystem. Wir schauen uns Pitch-Decks an und vernetzen individuell. Hier in Köln haben wir sehr kurze Wege und unsere Hauptaufgabe ist es, den jungen Startups die Wege zu zeigen, sie aber auch in die Märkte zu bringen. Wir haben einige Formate, wie beispielsweise die „Startup-Villages“ etablierte Messen, auf denen Startups direkt mit den Kunden in Kontakt treten.

4. Frage:  Welchen Beitrag leistet die Startup-Unit von Köln bis zur gezielten Verknüpfung von Gründerinnen und Gründer mit relevanten Akteuren und Playern in der Region?

Obermaier: Das ist ein Kerngebiet von KölnBusiness und der Startup-Unit: Die „Startup-Villages“, also Märkte, zu öffnen. Innerhalb der Region ist die Vernetzung mit Mittelstand und Industrie ein großes Thema. Wir haben einige branchenspezifische Meet-ups hochgezogen, die sehr gut angenommen wurden und wo es auch darum geht, die Startups mit der etablierten Wirtschaft zusammenzubringen und hieraus Projekte zu entwickeln, um die Wirtschaft zu stärken. Es ist auch wichtig, dass die Akteure, die das Ökosystem gestalten, zusammenkommen. Gemeinsam haben wir überlegt, wie wir Kölns Startup-Ökosystem stärken können – bisher allerdings nur digital. Wir erwarten den richtigen Schub noch erst, wenn wir uns wieder live treffen. Wir machen auch Angebote im Bereich Internationalisierung. Das ist zwar durch Corona auch etwas zu kurz gekommen, aber wir hoffen auf Veranstaltungen in Helsinki oder die Viva Tech in Paris, zu denen wir gute Startups mit einladen, um sie auch international zu vermarkten.

5. Frage: Was bedeutet ein lebendiges Netzwerk der Gründer und Fördersätze? Welche Rolle spielen die Kölner Hochschulen und »Fit for Invest« dabei?

Obermaier: Die Kölner Hochschulen haben mit dem ersten Förderprogramm, aber auch mit »Fit for Invest« richtig losgelegt. Sie schaffen die Grundbedingungen, die Gründer aus den Hochschulen brauchen. Das ist auch wichtig, besonders für einen Standort wie Köln, der sehr davon lebt, dass die Gründer aus den Hochschulen kommen. Es ist eine ständige Fluktuation, aber auch ein ständiges Neuentwickeln von neuen Geschäftsideen und Geschäftsmodellen. Hier werden die Gründer von Anfang an mit betreut. Ein lebendiges Netzwerk heißt dann aber auch, im gesamten Ökosystem auch immer wieder Anlaufpunkte für Gründer anzubieten, um sich auch weiterzuentwickeln. Denn der Austausch ist besonders wichtig und dafür steht auch Köln. Es gibt ein Business-Breakfast, es gibt die berühmten Barbecues und die großen Veranstaltungen. Diese Netzwerke funktionieren. Letztendlich zeichnet die Lebendigkeit auch aus, dass dem Gründer immer wieder weitergeholfen wird, dass man nicht irgendwo in eine Einbahnstraße läuft, sondern dass die Akteure in dem Ökosystem immer wieder einen Schritt weiter helfen auf ihrem Weg.

6. Frage:  Welche Gründung der Kölner-Hochschul-Alumni hat dich besonders begeistert?

Obermaier: Es gibt so viel, und die Qualität der Gründungen aus der Hochschule nimmt stetig zu. Sich da jemanden herauszupicken, ist schwierig. Ich denke aber besonders an STEEREON aus der TH Köln. Ich finde es ganz toll, wie sie sich entwickelt haben aus der Hochschule heraus und jetzt auch am Markt immer aktiver werden. Was mich begeistert und überrascht hat, ist VYTAL aus der Uni. Das Mehrweg-System ist sehr wichtig, um Ressourcen zu schonen und es haben sich daran schon Viele die Zähne ausgebissen, aber VYTAL hat in den letzten Jahren einen super Weg hingelegt und sie finden mehr und mehr Kunden. Sicher auch SoSafe aus dem Bereich Cybersecurity. Sie haben die Gunst der Stunde genutzt und wachsen stetig. Aber es gibt noch viele mehr, wenn man sich die ScaleUp-Potenziale anschaut, die jetzt wirklich so nach oben gehen, da ist schon einiges mit dabei.

7. Frage: Was wünschst du dir für die Kölner Gründerszene?

Obermaier: Ich wünsche mir, dass wir sagen können, dass wir die Gründerinnen und Gründer je nach Gründungsalter abholen und entwickeln können, wie man es braucht – die Frühphase genauso wie die ScaleUps. Da bündeln wir die Kräfte, die wir bei Köln Business haben. Mit unserem Unternehmensservice haben wir eine Immobilien-Börse. Wir haben die Kompetenz, um Expansionen zu begleiten. Das finden wir sehr wichtig, auch um die ScaleUps hier in Köln zu halten. Ich wünsche mir, dass die Betreuung für die Gründerinnen und Gründer auf einem Top-Niveau ist und dass wir uns weiter internationalisieren. Und wir brauchen eine lebendige Szene, Veranstaltungen, Hilfe zur Selbsthilfe, aber auch gute Kontakte zur Investoren-Szene.

8. Frage:  Warum ist der Standort Köln für Investoren und Business Angels interessant?

Obermaier: Wir haben eine gute Pipeline. Dank der Kölner Hochschulen kommen immer wieder neue, interessante Geschäftsmodelle nach. Hier haben wir durchaus marktfähige Gründungen. Was wir bisher noch nicht haben ist, dass die Investoren oder auch die Business Angels auf Köln gucken. Wir haben den kurzen Draht innerhalb des Ökosystems. Das ist sehr interessant für Investoren und Business Angels. Dass Sie nicht hilflos irgendwo an einem Standort landen, sondern dass wir das Thema Netzwerke bespielen, aber auch diese gegenseitige Unterstützung sehr groß schreiben. Und wir haben kompetente Partner, das heißt: Es gibt hier Leute, mit denen man reden kann und die auch die entsprechende Kompetenz zum richtigen Start mitbringen.

9. Frage: Was können wir gemeinsam unternehmen, um Köln und die Region noch attraktiver zu machen?

Obermaier: Wir arbeiten bei dem ein oder anderen Projekt schon gemeinsam. Dieses Vernetzen der Kompetenzen ist ganz wichtig, sodass wir auch für Akteure nach außen ein konsistentes Bild abgeben. Wir können immer noch das Thema “Investoren-Freundlichkeit”, also die Neugier auf Köln, stärken. Wir können die Startups auch weiterhin stärken, dass Investoren fit sind – deshalb ja auch Fit for Invest. Ich glaube, das ist auch noch mal ganz wichtig, dass wir hier auch die Startups pitchfest machen mit den verschiedensten Maßnahmen, gerade auch im Bereich der Internationalisierung. Wir haben nicht den Anspruch, als KölnBusiness in die Welt zu gehen, sondern wir vertreten den Standort Köln und das machen wir am besten gemeinsam. Denn dann entwickeln wir eine gute Schlagkraft, entwickeln die Kompetenz, zeigen die Kompetenz nach außen und sind dann auch für internationale Akteure viel besser wahrnehmbar.

10. Frage:  Welches Startup-Event kannst du den Gründerinnen und Gründer für die Region Köln empfehlen?

Obermaier: Pirate Summit darf man nicht außer Acht lassen. Das ist unser Aushängeschild, das auch internationales Gewicht hat. Und das ist die entscheidende Veranstaltung, auf der man andere Startups, Investoren und Unternehmen trifft. Ich finde auch die „Jeck n Tech“ potenzialträchtig, sie ist jung, aber sie steht für so etwas, was für den Standort Köln spricht: Die Ausgelassenheit, die kontaktfreudig, die Aufgeschlossenheit, die Toleranz. Ein Event, das auch nur in Köln stattfinden kann. Es gibt aber auch noch viele weitere Netzwerk-Events.

11. Frage:  Wo siehst du die Region Köln in fünf bis zehn Jahren?

Obermaier: Wir haben wahnsinnig viele Potenziale, die gerade auch durch die Hochschulen jetzt gelegt werden. Wenn wir es schaffen, diese Dynamik der Startup-Ökonomie weiterzuentwickeln, mit der etablierten Wirtschaft zu vernetzen und uns weiter zu internationalisieren, auch unseren „Welcoming-Charakter“ – das heißt: Wie werden internationale Startups hier in Köln willkommen geheißen – auszubauen, sind wir erstmal resilient, auch für den Fall, dass tatsächlich eine weitere Krise kommt. Dadurch, dass wir im Rheinland eine eigene starke Wirtschaftskraft haben, die wir dann international vernetzen, sehe ich uns – wenn man den Startup-Standort sieht – etabliert an der deutschen Spitze.

März 2022

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