Hasan Koparan – Blind alle Hürden meistern

Als Blindenfußballer spielt er derzeit für Borussia Dortmund und hat es auf über 50 Einsätze in der deutschen Nationalmannschaft gebracht. Sein großes sportliches Ziel ist die Weltmeisterschaft im Sommer im englischen Birmingham.

Dass Hasan Koparan erblinden würde, stand schon seit seiner Geburt fest: Die Diagnose lautete genetisch bedingte Netzhautablösung, die operativ nicht heilbar ist. „Ich habe als Kind Bücher gelesen und am Computer gespielt. Auch an das blaue Trikot der Schalker Europapokalgewinner von 1997 kann ich mich gut erinnern,“ sagt er. Doch mit 13 sah er nur noch helle und dunkle Flächen. In Marburg besuchte er dann ein Internat für Menschen mit Sehbehinderungen und machte dort Abitur.

Nach einem Bachelor-Studium der Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Sportmanagement an der Hochschule Koblenz wechselte der gebürtige Kölner in die alte Heimat zum Masterstudium an die TH Köln. Im Studium war er auf eine Arbeitsassistenz angewiesen: Sein Kommilitone Chris hat ihm Scripte und Bücher digitalisiert und während den Vorlesungen und Seminaren auch Inhalte vorgelesen. „Es war ein großer Vorteil, dass es ein kleiner Studiengang war mit nur etwa 20 KommilitonInnen. Dadurch gab es einen direkten Draht zu den Dozent*innen. Diese sind auch häufig auf die persönlichen Belange eingegangen und dann hieß es bei einer Präsentation auch schon mal: „Wer erklärt Herrn Koparan denn jetzt das Schaubild?“, erzählt Hasan Koparan.

Während des Studiums war seine Behinderung kein großes Thema, er schrieb die gleichen Klausuren wie alle anderen auch. Zudem stand Nadine Fischer, die Beauftragte für Studierende mit Beeinträchtigungen, an seiner Seite. Zum Beispiel, wenn ihm durch den Nachteilsausgleich mehr Zeit für eine Klausur zugestanden werden sollte als seinen nichtbehinderten Kommiliton*innen. Er zahlte es mit Leistung zurück: Seine Noten waren so gut, dass er sich für ein Deutschlandstipendium qualifizierte. „Die finanzielle Unterstützung war eine tolle Sache, noch wichtiger fand ich aber die Kontakte und Erfahrungen, die man als Stipendiat bekommen hat“, sagt er rückblickend. So hatte er nach dem Studium auch ein Vorstellungsgespräch bei seinem Förderer, er entschied sich aber letztlich für eine Stelle bei einem Bundesamt in Bonn, wo er seitdem tätig ist.

Es war ein großer Vorteil, dass es ein kleiner Studiengang war mit nur etwa 20 Kommiliton*innen. Dadurch gab es einen direkten Draht zu den Dozent*innen.

Seit Einführung der Sportart in Deutschland ist Hasan Koparan begeisterter Blindenfußballer. Gespielt wird auf kleinem Feld fünf gegen fünf, die Torhüter sind sehend. Der nicht springende Ball ist innen mit Rasseln versehen, zusätzlich dirigieren Trainer und sogenannte Guides von außen. Seit 2007 ist Hasan Koparan Nationalspieler, dabei hat er an vier Europameisterschaften teilgenommen und zum Beispiel in Marokko, Japan oder die Türkei gespielt. Größter sportlicher Erfolg war der 4. Platz bei der EM 2022 in Italien, nachdem das Halbfinale erst im Sechsmeterschießen verloren wurde. Durch diesen Erfolg qualifizierte sich das Team für die Weltmeisterschaft, die im Sommer 2023 in England stattfindet. Dafür hält sich Hasan Koparan neben den Trainingseinheiten bei seinem aktuellen Verein Borussia Dortmund – früher spielte er für Schalke 04 – durch Training im Kraftraum und durch Laufen fit, letzteres mit einem Partner. Etwa 4-6 mal in der Woche ist er sportlich im Einsatz. „Da ich flexible Arbeitszeiten habe, kann ich den Sport mit meinem Vollzeitjob in Einklang bringen. Zu offiziellen Turnieren wie eine EM oder WM bekomme ich Sonderurlaub. Dafür bin ich meinem Arbeitgeber sehr dankbar“, sagt Hasan Koparan.

Wer Blindenfußball und Hasan Koparan einmal live erleben möchte, sollte sich den 16. September 2023 vormerken: Dann richtet die Blindenfußball-Bundesliga im Rahmen der Fußball-Inklusionstage einen Spieltag im Schatten des Kölner Doms auf dem Roncalliplatz aus.

Text: Michael Hecker