„Meiner Meinung nach ist es unabdingbar, Hilfe von außen zu erhalten“.

Jovanna Mauer hat nach ihrer Ausbildung zur Kauffrau für Versicherungen und Finanzen das Bachelorstudium „Versicherungswesen“ an der TH Köln absolviert. Nun legt sie noch den berufsbegleitenden Masterstudiengang „Versicherungsrecht“ obendrauf.

Malendes Kind (Bild: https://www.pexels.com/de-de/; Tatiana Syrikova)

Welchen besonderen Herausforderungen sie sich als alleinerziehende, berufstätige und studierende Mutter stellen musste und was sie anderen Eltern in ähnlichen Situationen rät, erzählt Jovanna Mauer im Interview.


Frau Mauer, in welchem Bereich sind Sie aktuell beruflich tätig?

Ich arbeite als Sachbearbeiterin im Öffentlichen Dienst. Zu meinen Aufgaben gehört unter anderem, Krankenkassen bei der Geltendmachung ihrer Ersatz- und Erstattungsansprüche im Ausland zu unterstützen.

Welche beruflichen Pläne möchten Sie mit dem bald abgeschlossenen Master verwirklichen?

So genau weiß ich noch nicht, wo mich mein Weg hinführen wird. Eventuell bewerbe ich mich intern bei meinem aktuellen Arbeitgeber weiter. Auch könnte ich mir vorstellen, neben meiner aktuellen Teilzeittätigkeit in der Versicherungsbranche tätig zu werden und beispielsweise Recherche-Funktionen im Versicherungsrecht durchzuführen.

Sie sind alleinerziehende berufstätige Mutter und studieren berufsbegleitend. Wie bekommen Sie das alles unter einen Hut? 

Es war und ist nicht so leicht. Ich ziehe meine Tochter allein groß, kann jedoch auf die Unterstützung meiner Familie zählen. Ohne die hätte ich das auch alles nicht geschafft. Wenn ich am Wochenende Vorlesungen hatte, konnte meine Tochter eine Nacht bei meinen Eltern schlafen. Oft hat sie auch einer meiner Brüder betreut. Das war eine riesengroße Hilfe. Damit ich an meiner Masterthesis schreiben kann, ermöglicht meine Familie mir derzeit ab und zu freie Abende und Nächte. So kann ich ohne Unterbrechungen daran arbeiten.

Das klingt nach einer Herausforderung …

Ja, das war und ist es! Auch der finanzielle Aspekt war ein großes Thema für mich. Während ich die Studiengebühren dank des zinslosen Darlehens einer Stiftung und mithilfe meiner Eltern zahlen konnte, blieb noch die Finanzierung des alltäglichen Lebens. Als alleinerziehendes Elternteil bin ich auf Unterhaltsvorschuss, Wohngeld und Kinderzuschlag angewiesen. Die vielen hiermit verbundenen Behördengänge waren ein großes Hindernis. Auch der bedürfnisorientierten Betreuung meiner Tochter gerecht zu werden war eine Herausforderung. Zu Beginn meines Masterstudiums war sie 15 Monate alt und brauchte natürlich viel Aufmerksamkeit, die ich ihr auch geben wollte. So konnte ich allerdings im Studium nicht immer das leisten, was ich gerne geleistet hätte. Aber da muss ich ganz klar sagen, dass meine Tochter absolut Vorrang hatte. 

Haben Sie einen Tipp für andere berufstätige Frauen, die überlegen, sich weiterzubilden?

Auf jeden Fall sollten sie sich im Klaren darüber sein, dass es großen emotionalen Stress bedeutet und man viel Kraft und Selbstdisziplin braucht. Auch ist es meiner Ansicht nach unabdingbar, Hilfe von außen zu erhalten – sei es durch Familie oder Fremdbetreuung. Ebenfalls sollte man sich der finanziellen Herausforderung bewusst sein und auch hier Hilfe in Anspruch nehmen, wenn nötig. Vielleicht besteht ja auch die Möglichkeit, das Studium in der Elternzeit zu absolvieren.

Welches Modul fanden Sie am spannendsten und warum?

Am spannendsten fand ich das Modul 4 mit dem Moot Court. Es war schon sehr interessant, zu sehen, wie ein Rechtsstreit abläuft, wie die einzelnen Schriftstücke angefertigt und die Sachverhalte vor Gericht dargelegt werden. Aber auch die Vorlesungen zur Unfallversicherung, zu Cyberversicherungen und zum Gestalten von Versicherungsbedingungen haben mir sehr gefallen.

Was war für Sie die größte Erkenntnis, die Sie im Verlauf des Studiums gewonnen haben?

Dass ich in Haftpflicht offenbar einen guten Durchblick habe. Zumindest war das eine meiner besten Klausuren. Das war eine Überraschung für mich – die Haftpflichtsparte wirkte auf mich immer sehr kompliziert und ich dachte, ich hätte in der Prüfung die wenigsten Punkte erzielt. 

Dezember 2021


M
M