Abgeschlossene Promotion Hannah Flock

Hannah Flock hat am 7. Mai 2021 erfolgreich ihre Dissertation verteidigt, die sie zum Thema „Einzelfadenverklebung in der Gemälderestaurierung: Klebstoffe, Prüfsystematik und Ergebnisse“ in Kooperation mit der Universität des Saarlandes bearbeitet hat. Herzlichen Glückwunsch!

Restauratorische Technik der Einzelfadenverklebung Restauratorische Technik der Einzelfadenverklebung (Bild: TH Köln / Heike Fischer)

Dr.-Ing. Hannah Flock M.A. hat am 07. Mai 2021 erfolgreich ihre Promotion in Saarbrücken verteidigt; die Verteidigung fand aufgrund der Pandemie in einem hybriden Format an der Universität des Saarlandes statt. Ihre Promotion absolvierte sie kooperativ unter der Betreuung von Prof. Dr.-Ing. Stefan Diebels, Lehrstuhl für Technische Mechanik, von der Universität des Saarlandes sowie von Prof. Dr. Elisabeth Jägers, Cologne Institute of Conservation Sciences (Fakultät für Kulturwissenschaften der TH Köln). Der Titel der Dissertation lautet „Einzelfadenverklebung in der Gemälderestaurierung: Klebstoffe, Prüfsystematik und Ergebnisse“.

Die restauratorische Technik der Einzelfadenverklebung dient der Schließung von Rissen und Schnitten sowie dem Einsetzen von Gewebeintarsien in Fehlstellen textiler Bildträger von Gemälden. Zur praktischen Anwendung kommen unterschiedliche Klebstoffsysteme auf Basis natürlicher und synthetischer Bindemittel in verschiedenen Verklebungstechniken. Dabei mangelt es jedoch bislang an der systematischen Erforschung.
Ziel der Arbeit war die Erarbeitung einer geeigneten Prüfsystematik. Zudem sollten auf Basis durchzuführender Versuche Empfehlungen für die restauratorische Praxis erfolgen.

Zur Evaluierung der mechanischen Eigenschaften von Verklebungen mit verschiedenen Klebstoffen und Techniken wurde eine erste Prüfsystematik umgesetzt. Die Versuche wurden als konsekutiver Aufbau angelegt, in schrittweiser Erweiterung der Parameter zur Annäherung an den Anwendungsfall im Gemälde. In der Dissertation vorgestellt werden uni- und biaxiale Kurzzeit-Zugversuche an un- und beschichteten Geweben, mit und ohne eingefügten Verklebungen.
Zudem wird ein neuer Versuchsaufbau für biaxiale Langzeitversuche präsentiert.

In der Auswertung erfolgte die Diskussion der Vor- und Nachteile der Versuchstypen sowie der gewählten Parameter. Auf dieser Grundlage wurde eine zukünftige Prüfsystematik vorgeschlagen und ein Ausblick auf anknüpfende Betrachtungen gegeben. Als Ergebnisse der Versuchsreihen wurden des Weiteren geeignete Klebstoffsysteme für unterschiedliche Anwendungsfälle benannt sowie weiterführende Klebstoffoptionen aufgezeigt.

Grundlage des kooperativen Promotionsprojekts stellte die Masterthesis von Hannah Flock aus dem Jahr 2013 zum Thema „Neue Untersuchungen zur Rissschließung in Leinwandbildträgem: Uni- und biaxiale Zugprüfungen an Prüfkörpern aus verklebtem Leinengarn und -gewebe sowie freien Klebstofffilmen“ dar. Ziel der Thesis war es, die Klebstoffevaluierung anhand übergreifender Testreihen durchzuführen, welche die Bezüge und Abhängigkeiten unterschiedlicher Klebstoffe, Verklebungstechniken und Prüfmethoden darstellen. In Kooperation mit dem Lehrstuhl für Technische Mechanik (LTM) an der Universität des Saarlandes (UdS) wurde dabei erstmalig auch ein biaxialer Versuchsaufbau herangezogen.
Im Rahmen der kooperativen Promotion erfolgte die Fortführung, Vertiefung und Erweiterung der Thematik, um tiefere Erkenntnisse im Forschungsfeld der Verklebung von Rissen und Schnitten erlangen zu können. Die restauratorische Technik der Einzelfadenverklebung zur Schließung von Durchtrennungen in textilen Bildträgern von Gemälden erfolgte dabei mittels Feinwerkzeugen unter dem Mikroskop in unterschiedlich möglichen Verbindungstechniken sowie mit verschiedenen Klebstoffoptionen an Probekörpern. Das Anforderungsprofil an die Klebstoffe gestaltet sich als äußerst komplex, sodass der Schwerpunkt der Forschung die Evaluierung unterschiedlicher Klebstoffanwendungen durch Material- und Werkstoffprüfungen, vornehmlich uni- und biaxiale Zugprüfungen, war.
Von besonderem Interesse sind in diesem Zusammenhang u.a. die Erzielung homogener, reproduzierbarer Verklebungsqualitäten, die Wiederherstellung der ursprünglichen mechanisch-physikalischen Eigenschaften, die Beständigkeit der Verklebung unter dauerhafter Bildspannung, das Alterungs- und Langzeitverhalten, die Kompatibilität mit den originalen Gemäldebestandteilen sowie eine langfristige Wiederbearbeitbarkeit des Systems.
Übergeordnete Ziele der Dissertation waren unmittelbare Leitlinien zur Klebstoffprüfung sowie Klebstoffanwendung für Gemälderestauratoren. Durch die fachübergreifende Kooperation des LTM der Universität des Saarlandes mit dem CICS der TH Köln konnte optimal von den gegenseitigen Erfahrungen und Möglichkeiten im interdisziplinären Austausch profitiert werden, um wichtige Grundlagen der Material- und Werkstoffprüfung in der Restaurierungs- und Konservierungswissenschaft zu etablieren.

Podcastfolge CICS aufs Ohr: Hannah Flock und ihre Arbeit am CICS

Pressemitteilung: Wie gelingt die Einzelfadenverklebung?

Oktober 2021


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