Aula Ansicht (Bild: TH Köln, ivwKöln)

29. Kölner Versicherungssymposium und 2. Sachversicherungsforum

Das 2. Sachversicherungsforum fand am 8. November 2024 an der Technischen Hochschule (TH) Köln im Rahmen des 29. Kölner Versicherungssymposiums statt, bot eine Reihe von tiefgehenden und praxisorientierten Vorträgen, die aktuelle Themen der Sachversicherung aus verschiedenen Perspektiven beleuchteten. Die Veranstaltung begann mit einer Begrüßung durch Prof. Dr. Rolf Arnold und Prof. Dr. Dirk-Carsten Günther vom ivwKöln. Die anschließenden Vorträge und Diskussionsrunden deckten ein breites Spektrum ab, sowohl in rechtlicher als auch in versicherungstechnischer Hinsicht.

Gebäudeenergiegesetz und Photovoltaikanlagenpflicht

Prof. Dr. Dirk-Carsten Günther und Dipl.-Ing. Erik Thees gaben einen umfassenden Einblick in die Auswirkungen des Gebäudeenergiegesetzes auf die Sachversicherung. Prof. Dr. Günther erklärte kurz aus juristischer Sicht, wie gesetzliche Veränderungen in Bezug auf Energieeffizienz und Photovoltaikanlagen die Versicherungsbranche herausfordern könnten, vor allem hinsichtlich der Abdeckung von Schäden und der entsprechenden Haftungsfragen. Thees als Sachverständiger beleuchtete die praktische Sichtweise, insbesondere was den technischen Standard und die Pflichten im Hinblick auf die Installation von Solaranlagen betrifft, die durch die neuen Vorschriften erforderlich werden.

Die österreichische Rechtsprechung zur Sachversicherung

Lisa Katharina Promok, Leiterin des Forschungsinstituts für Privatversicherungsrecht an der Universität Salzburg, brachte einen internationalen Blickwinkel in das Forum. Sie stellte Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen der österreichischen und der deutschen Rechtsprechung zur Sachversicherung dar. Besonders hervorzuheben war ihre Analyse der Gerichtsurteile in Österreich, die ein anderes Verständnis von Versicherungsbedingungen und -pflichten vermitteln als in Deutschland. Sie betonte, wie wichtig es ist, diese Unterschiede zu verstehen, da sie Auswirkungen auf grenzüberschreitende Versicherungsfälle haben können.

Zukunft der Sachversicherung – Impulsvorträge und Diskussion

Die moderierten Impulsvorträge von Führungskräften aus der Versicherungsbranche, darunter Thomas Bischof (Gothaer Sachversicherung), Dr. Claudia Max (Zurich Versicherung) und Jochen Körner (Ecclesia Gruppe), nahmen die zukünftigen Herausforderungen in der Sachversicherung in den Blick. In einer angeregten Diskussion wurde insbesondere auf die Digitalisierung der Branche eingegangen, wie neue Technologien die Schadenbearbeitung und Risikobewertung verändern könnten, und welche Rolle Nachhaltigkeit in der künftigen Ausrichtung der Versicherungsangebote spielt. Dr. Dennis Sturm moderierte diese Fragerunde und brachte die unterschiedlichen Perspektiven zusammen.

Thomas Bischof sprach eindringlich über die zunehmende Bedeutung von Prävention angesichts des Klimawandels und der steigenden Naturgefahren in der Industrieversicherung. Er stellte klar, wie wichtig es ist, Schäden proaktiv zu verhindern. In diesem Sinne betonte auch Dr. Claudia Max die Bedeutung der Schadenvermeidung: „Der beste Schaden ist der Schaden, der nicht entsteht.“ Sie beschrieb die Strategien der Zurich Versicherung, die Präventionsmaßnahmen und die Relevanz exzellenter Preisgestaltung im Versicherungswesen.

Jochen Körner ging in seinem Vortrag aus Kundensicht auf die Notwendigkeit von Verlässlichkeit, Professionalität und einer fokussierten Schadensbearbeitung ein. Er plädierte für pragmatische Lösungen und die Konzentration auf das Wesentliche, um die Herausforderungen in der Schadenregulierung effizient zu meistern.

Cyberversicherung und die Fachbegriffe in Sachversicherungs-AVB

Nach der Mittagspause musste der Vortrag von Sascha Piontek zur BGH-Definition des „durchschnittlichen Versicherungsnehmers“ krankheitsbedingt entfallen. Stattdessen bot Herr Dr. Florian Höld eine spannende Einschätzung zu einem neuen, noch unveröffentlichten Urteil zur Cyberversicherung.

Danach sprach Univ.-Prof. Dr. Christian Armbrüster über die Interpretation und Definition von Fachbegriffen in den Allgemeinen Versicherungsbedingungen (AVB) der Sachversicherung. Die präzise Auslegung dieser Begriffe ist für die Praxis unverzichtbar, um Missverständnisse und Rechtsstreitigkeiten zu vermeiden.

Ein weiterer Vortrag von Univ.-Prof. Dr. Christian Armbrüster von der Freien Universität Berlin widmete sich der Auslegung von Fachbegriffen in Sachversicherungsbedingungen. Armbrüster zeigte auf, wie unterschiedlich Begriffe wie „Schaden“ oder „Versicherungsfall“ je nach Kontext interpretiert werden können, was zu Missverständnissen und Rechtsstreitigkeiten führen kann. Der Vortrag verdeutlichte die Wichtigkeit einer klaren Definition und Präzisierung von Begriffen, um die Transparenz und Rechtssicherheit in der Sachversicherung zu erhöhen.

Diskussion zur Elementarschadenpflichtversicherung

Den Abschluss des Forums bildete eine Diskussion zwischen Prof. Dr. Dirk-Carsten Günther und Prof. Dr. Matthias Wolf, die die unterschiedliche Perspektiven zur Elementarschadenpflichtversicherung präsentierten. Günther legte den juristischen Blickwinkel dar, während Wolf als Aktuar die versicherungsmathematischen und risikotechnischen Aspekte in den Vordergrund stellte. Diese lebhafte Diskussion verdeutlichte die Komplexität und die unterschiedlichen Herangehensweisen bei der Beurteilung von Elementarschäden und deren Versicherbarkeit.

Das Forum bot eine wertvolle Gelegenheit, sich über aktuelle und zukünftige Herausforderungen der Sachversicherung zu informieren und darüber nachzudenken, wie neue rechtliche und technische Entwicklungen die Branche prägen könnten. Es zog nahezu 400 Teilnehmer aus der Praxis, Wissenschaftler und Studierende an und bot tiefgehende Einblicke in die vielfältigen Aspekte der Sachversicherung.


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