Über die Praxis politischer Bildung
Maurice Kusber warf in seiner Session einen Blick auf die Praxis politischer Bildung. Hierbei fokussierte er mit den Teilnehmer*innen folgende Fragen:
- Wie gestaltet sich die Praxis politischer Bildung?
- Was wird in den jeweiligen Praxisfeldern unter politischer Bildung verstanden und wie zeigt sich das in der Ausgestaltung der Angebote?
- Worin unterscheiden sich die Angebote und inwiefern finden sich aber auch Überschneidungen?
Das Ziel der Session bestand darin, die Angebote politischer Bildung in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit und der außerschulischen Kinder- und Jugendbildung stärker zusammenzudenken. Nach einem kurzen Input, ausgehend von der These, dass sich die beiden Praxisfelder durch unterschiedliche Herangehensweisen und Settings auszeichnen, sind die Teilnehmenden in die Diskussion gegangen. Die Anliegen der Beteiligten waren unterschiedlich, verweisen aber in ihrem Querschnitt auf den Bedarf von Reflexionsräumen zum Thema politische Bildung. Die Aktualität des Themas führt mit Blick auf die Beiträge aus der Praxis dazu, dass die nun vermehrt stattfindenden diskursiven Auseinandersetzungen zwischen den Begriffen der politischen Bildung, der Demokratiebildung, der Demokratieerziehung sowie Schutz der Demokratie, dem Feld nicht direkt weiterhelfen bzw. ganz im Gegenteil das Wissen und Handeln der Fachkräfte in vielen Fällen eher verunsichert. Die Ausbildungs- und Fortbildungslandschaft, insbesondere an den Hochschulen aber auch bei den Landesjugendämtern und den kommunalen Jugendämtern, sollte mit Blick auf das Thema politische Bildung intensiviert werden. Gewünscht wurde hier aber ein kontinuierlicher Blick auf die auch unterschiedlichen Maxime und Strukturcharakteristika der Praxisfelder. In der Offenen Kinder- und Jugendarbeit sowie der Jugendbildungsarbeit bietet sich die Orientierung an dem §11 SGB VIII zwangsläufig an, aber auch die sozialräumlich sowie die mobile Jugendarbeit bieten, so die Teilnehmenden, Chancen für konstruktive Umsetzungen. Die GEBE Methode nach Sturzenhecker und Schwerthelm ist für den Bereich der Demokratiebildung aktuell sehr präsent und wird auch von einigen Fachkräften genutzt. Eine weitere Idee der Teilnehmenden war das Thema der politischen Bildung in die Wirksamkeits- bzw. Leistungskataloge der Jugendarbeit aufzunehmen. Dies zielte auf die Frage, welche Rahmenbedingungen es für eine gute politische Bildung in der OKJA braucht. Eine reine Projekt- und Förderlogik, so wie sie auch in Nordrhein-Westfalen vorherrscht, kann zu keiner Verstetigung des Themas führen. Politische Bildung sollte als Querschnittsthema der Offenen Kinder- und Jugendarbeit anerkannt werden. Darüber hinaus erführe das Politische in dem Handeln der Fachkräfte aktuell noch nicht die nötige Anerkennung, die es benötigt. Ein Bedarf wurde darin formuliert, das Wissen um die pädagogische Tätigkeit der Fachkräfte in Bezug auf eine Praxis politischer Bildung deutlicher herauszuarbeiten und dazustellen. Eine Möglichkeit bietet hier der Bezug zur Alltäglichkeit im Setting der Offenen Kinder- und Jugendarbeit an. Die Session von Yasmine Chehata hat dieses Thema intensiver bearbeitet. Aus dieser Session ist der Beitrag „Momente des Politischen im Alltag der Kinder- und Jugendarbeit“ entstanden, der in einer der Ausgabe 01/ 2022 der Fachzeitschrift: “Forum- für Kinder- und Jugendarbeit” erscheint.
Zur Person
Maurice Kusber ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt „momente“ des Forschungsschwerpunkts Nonformale Bildung der Technischen Hochschule Köln.