Bildungsräume in Kindheit und Familie

Forschungsschwerpunkt an der Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften
TH Köln
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Caroline Hamsch

Angewandte Sozialwissenschaften
Institut für Kindheit, Jugend, Familie und Erwachsene (KJFE)

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RaumQualitäten – Eine Topographie des pädagogischen Raums in Kindertageseinrichtungen

Das vom BMBF-geförderte Verbundprojekt von Prof.'in Dr. Ursula Stenger, Universität zu Köln, und Prof. Dr. Claus Stieve, Technische Hochschule Köln, (2019-2022) hatte eine genaue Bestimmung der Qualitäten des anregenden Raumes zum Ziel.

Logo RaumQualitäten, ein R und ein Q Forschungsprojekt "RaumQualitäten" (Bild: Claus Stieve)

Mit dem Funktionswandel von Kindertagesstätten zu expliziten Bildungseinrichtungen haben auch deren Räume eine konzeptionell weitreichende Transformation erfahren. Anregende Lernumgebungen gelten als notwendige Voraussetzung für eine qualitativ hochwertige Bildung und Betreuung. Demgegenüber gibt es nur wenig empirische Erkenntnisse zur tatsächlichen Wirkung aktueller frühpädagogischer Räume auf Kinder und zu konkreten Prozessen ihrer Raumaneignung (vgl. Schneider, 2015).

Ziel und Fragestellung des Projekts

Das Verbundprojekt von Prof. Dr. Ursula Stenger, Universität zu Köln, und Prof. Dr. Claus Stieve, Technische Hochschule Köln, hatte eine genaue Bestimmung der Qualitäten des anregenden Raumes zum Ziel. In Verbindung ethnographischer Feldforschung und phänomenologischer Analyse wurde gefragt: Wie werden geschaffene räumliche Strukturen wirksam? Was tun die Kinder in pädagogischen Räumen mit Anregungspotentialen von Räumen und Dingen? Welche differenten Bildungs- und Lernprozesse bringen sie hervor oder behindern sie?

Methodisches Vorgehen

Gewählt wurden phänomenologische Perspektiven, weil sie den „gelebten“ Raum und die mit ihm verbundenen Wahrnehmungsprozesse (vgl. Stenger, 2011), Handlungsweisen, Aufforderungscharaktere (vgl. Stieve, 2008) sowie seine Ereignishaftigkeit in den Mittelpunkt rücken. Das Projekt verknüpfte ein deskriptiv-analytisches Vorgehen mit Methoden der Ethnographie, der Topologie sowie der Bild- und Gegenstandsanalyse.

In drei Kindertageseinrichtungen, die sich durch bewusst und differenziert gestaltete Räume hervorheben, wurde, u.a. angeregt durch die klassische Lebensraumstudie Muchows (1935/1998), in mehreren Feldphasen zu verschiedenen Schwerpunkten eine dichte Beschreibung pädagogischer Räume entwickelt:

1. Perspektive: ‚Sachlicher Raum‘

Arbeitsziel: Deskription der räumlich-materiellen Gliederung der Kindertageseinrichtungen.

Methode: Grundrisse-, Detailaufzeichnungen, systematisch erstellte Fotografien, Materialaufzählungen etc.

2. Perspektive: ‚Intendierter und organisierter Raum‘

Arbeitsziel: Erforschung der Intentionen pädagogischer Qualität, die den jeweiligen Raumgestaltungen zugrunde liegen.

Methode: Dokumentenanalysen pädagogischer Konzeptionen; Raumführungen durch Leitungen in den jeweiligen Einrichtungen; Analyse transkribierter Narrationen; Analyse von Fotographien.

3. Perspektive: ‚Gelebter Raum‘

Arbeitsziel: Mikroanalyse der „Anregungsqualitäten“ des Raumes im konkreten praktischen Vollzug: Wie strukturiert und welche ereignishafte Dynamik gewinnt der Raum für Kinder? In welcher konkreten Weise vermittelt sich eine Beziehung zwischen Raum, Kindern und Erziehenden?

Methode: Teilnehmende Beobachtung; Videographien.

4. Perspektive: ‚Bildender Raum‘

Arbeitsziel: Erforschung von Qualitäten einer „Bildung“ durch den Raum und seine Materialität: Wie wirkt der Raum als „anregende Lernumgebung“ auf Lern- und Bildungsprozesse?

Methode: Teilnehmende Beobachtung; Videographien.

Die Auswertung erfolgte im Sinne phänomenologischer Analyse (vgl. u.a. Brinkmann, 2015; Stieve, 2010).

Relevanz für Grundlagenforschung und Praxis

Grundlagentheoretisch wollte das Vorhaben Erkenntnisse zur anregenden Wirkung und Bildungsrelevanz frühpädagogischer Räume und zur Erfassung von Raumqualitäten in die Qualitätsentwicklung für gute Bildung in der frühen Kindheit einbringen.

Der Praxis bieten das empirische Material und die Ergebnisse der Forschung ein Analyseinstrumentarium für pädagogische Räume an. Die Ergebnisse sensibilisieren die Wahrnehmung für Wirkung und Aneignung pädagogischer Räume. Sie werden für die Reflexion von Konzeptions- und Didaktik-Entwicklungen zur Verfügung gestellt. Hierfür wurde das Projekt schon im Forschungsprozess durch einen responsiven Austausch mit den beforschten Kindertageseinrichtungen praxisorientiert befragbar. Es schloss mit einer wissenschaftlichen Tagung und einem pädagogischen Fachtag.

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Publikationen

Monographien

Stieve, Claus/Stenger, Ursula/Zirves, Michèle/Poliakova, Antonina/Vitek, Kristina/Heidrich, Ann-Cathrin (2023): Wie Raumqualitäten entstehen. Erfahrungsräume in Kindertageseinrichtungen. Weinheim, Basel: Beltz Juventa.

Beiträge in Sammelbänden und Zeitschriften

Karcher, Stephanie/Stieve, Claus (2021): Phänomenologische Perspektiven auf den Begriff der „Qualität“. Annäherung aus einer Erforschung frühpädagogischer Räume. In: Bilgi, Oktay/Blaschke-Nacak, Gerald/Durand, Judith/Schmidt, Thilo/Stenger, Ursula/Stieve, Claus (Hrsg.): „Qualität“ revisited. Theoretische und empirische Perspektiven in der Pädagogik der frühen Kindheit. Weinheim Basel: Beltz. S. 68–84.

Poliakova, Antonina/Stenger, Ursula/Zirves, Michèle (2021): Zur Konstitution pädagogischer Räume. Eine phänomenologische Analyse des Verhältnisses pädagogischer Intentionen und Erfahrungen von Kindern. In: Weltzien, Dörte/Wadepohl, Heike/Nentwig-Gesemann, Iris/Gross, Barbara (Hrsg.): Forschung in der Frühpädagogik XIV. Frühpädagogischen Alltag gestalten und erleben II. Freiburg: FEL Verl. Forschung Entwicklung Lehre.

Poliakova, Antonina/Stenger, Ursula/Zirves, Michèle (2023): Zum Verhältnis pädagogisch intendierter und gelebter Räume. In: Cloos, Peter/Jester, Melanie/Kaiser-Kratzmann, Jens/Schmidt, Thilo/Schulz, Marc (Hrsg.): Kontinuität und Wandel in der Pädagogik der frühen Kindheit. Handlungsfelder, pädagogische Konzepte und Professionalisierung. Weinheim: Beltz Juventa. S. 130–145.

Poliakova, Antonina/Zirves, Michèle (2023): Raumgestaltung als dynamischer Prozess – Kita-Kulturen entwickeln. In: Kita Aktuell (BY) 35, H. 3, S. 14–17.

Stenger, Ursula (2023 i. E.): Kollaborationen zwischen Kindern, Pädagog:innen, Igeln und Bäumen: Pädagogisch-didaktische Formen des Lebens und Lernens in Kitas im Anthropozän. In: Bilgi, Oktay/Huf, Christina/Kluge, Markus/Stenger, Ursula/Stieve, Claus/Wehner, Ulrich (Hrsg.): Zur Verwobenheit von Natur und Kultur. Theoriebildung und Forschungsperspektiven in der Pädagogik der frühen Kindheit. Weinheim und Basel: Beltz. S. 110–130.

Stenger, Ursula/Stieve, Claus/Zirves, Michèle/Vitek, Kristina/Poliakova, Antonina (2023): Topografien kultureller Räume. Raumqualitäten in Kindertageseinrichtungen. In: Schelle, Regine/Blatter, Kristine/Michl, Stefan/Kalicki, Bernhard (Hrsg.): Qualitätsentwicklung in der Frühen Bildung. Akteure - Organisationen - Systeme. Beltz Juventa: Weinheim; Basel. S. 141–173.

Stieve, Claus (2018): Forschungsmethodologische Zugänge zum „Bildenden Raum“. In: Weltzien, Dörte/Wadepohl, Heike/Cloos, Peter/Bensel, Joachim/Haug-Schnabel, Gabriele (Hrsg.): Forschung in der Frühpädagogik, Band 11, Schwerpunkt: Die Dinge und der Raum. Freiburg: Verlag Forschung - Entwicklung - Lehre. S. 31–58.

Stieve, Claus (2024 i. E.): Wie bilden materielle Kulturen? Ansätze zu einer Topografie bildender Räume am Beispiel der Kindertagesstätte. In: Nießeler, Andreas/Wagner, Bernd (Hrsg.): Pädagogik und materielle Kultur. Beiträge zu Theorie, Didaktik und Forschung. Bad Heilbrunn: Julius Klinkhardt. o. S.

Auf einen Blick

Kategorie Beschreibung
Forschungsprojekt RaumQualitäten – Eine Topographie des pädagogischen Raums in Kindertageseinrichtungen 
Leitung Prof. Dr. Claus Stieve
Wissenschaftliche Mitarbeiterin RaumQualitäten TH Köln: Michèle Zirves
Prof. Dr. Ursula Stenger
Wissenschaftliche Mitarbeiterin RaumQualitäten Universität zu Köln: Antonina Poliakova 
Fakultät Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften 
Institut Institut für Kindheit, Jugend, Familie und Erwachsene 
Projektpartner Universität zu Köln 
Fördermittelgeber Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) 
Laufzeit Januar 2019 bis Juni 2022 
Website

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