Braucht Köln ein Duschmobil für wohnungslose Frauen?
Es besteht die Annahme, dass es Frauen gibt, die über das bestehende Hilfesystem nicht erreicht werden, weil sie Angebote aus unterschiedlichen Gründen meiden, sich eher verdeckt in Stadtteilen außerhalb des Zentrums aufhalten oder bei anderen Personen (kurzfristig) unterkommen.
Köln verfügt über ein differenziertes Hilfesystem für wohnungslose Frauen (und Männer), welches vor allem im innerstädtischen Bereich angesiedelt ist. Es besteht die Annahme, dass es Frauen gibt, die über das bestehende Hilfesystem nicht erreicht werden, weil sie Angebote aus unterschiedlichen Gründen meiden, sich eher verdeckt in Stadtteilen außerhalb des Zentrums aufhalten oder bei anderen Personen (kurzfristig) unterkommen. Generell besteht ein Wissensdefizit über die Lebenssituation und die Lebensräume von sogenannten verdeckt wohnungs- und obdachlosen Menschen.
Ein Duschmobil könnte (verdeckt) wohnungslose Frauen in Köln niedrigschwellig erreichen, die bislang unerreicht blieben. Frau Galli, eine private Stifterin und Initiatorin der Projektidee, wäre gewillt ein Duschmobil zu stiften, der SkF e.V. Köln könnte als Kooperationspartner das Duschmobil als Träger betreiben, die Finanzierung der laufenden Kosten müsste von der Stadt Köln übernommen werden. Dies macht jedoch eine Bedarfsanalyse im Kölner Raum erforderlich. Sowohl in anderen Ländern, wie bspw. in Frankreich, als auch in anderen Städten Deutschlands (Hamburg, Berlin, Hannover) gibt es bereits positive Erfahrungen beim Einsatz ähnlicher Duschmobile für wohnungslose Menschen; im Speziellen auch in Berlin für wohnungslose Frauen.
Im Zuge eines Lehrforschungsprojekts an der Technischen Hochschule Köln fanden begleitete (durch Sozialarbeiter:innen aus dem Feld) strukturierte Begehungen in sechs außerhalb des Zentrums gelegenen Stadtteilen (Ehrenfeld, Kalk, Mülheim, Porz, Riehl, Rodenkirchen) durch Studierende statt. Die Auswahl der Stadtteile erfolgte in Rücksprache mit Sozialarbeiter:innen der Wohnungslosenhilfe, nach deren Einschätzung sich wohnungslose Frauen dort aufhalten würden. Die Begehungen wurden anhand von Fragestellungen dokumentiert, im Seminar diskutiert und analysiert.
Die Begehung der sechs Sozialräume erfolgte zum einen unter schwierigen Wetterbedingungen (Dauerregen), was wahrscheinlich dazu führte, dass weniger wohnungslose Frauen angetroffen wurden als unter normalen Umständen. Andererseits konnten viele Gespräche mit unterschiedlichen Akteur:innen der Sozialräume geführt werden, die die Beobachtungen durch ihre Erfahrungen ergänzten. Ein möglicher Bedarf für ein Duschmobil konnte in Kalk und Mühlheim festgestellt werden, weil sich die Zielgruppe vor Ort aufhält und das Duschmobil eine sinnvolle Erweiterung des bestehenden Angebots vor Ort darstellen könnte. In Porz, Rodenkirchen und Riehl könnte der Einsatz eines Duschmobils im Sommer sinnvoll sein, weil sich die Stadtteile in Rheinnähe befinden und dort sich insbesondere im Sommer die Zielgruppe aufhalten könnte. Außerdem wäre das Duschmobil in Rodenkirchen und Riehl das einzige Angebot vor Ort. In Porz wird aktuell ein neues Angebot vom SKM e.V. Köln eingerichtet. Generell besteht in allen Stadtteilen ein Bedarf an öffentlichen sanitären Angeboten, die auch von wohnungslosen Frauen genutzt werden könnten. Gegen die Einführung eines Duschmobils spricht in Porz, Riehl und Rodenkirchen, dass sich dort nur wenige wohnungslose Frauen aufhalten. In Ehrenfeld (und demnächst auch in Porz) bestehen bereits alternative Duschangebote, die von der Zielgruppe genutzt werden (könnten).
Die Ergebnisse des Lehrforschungsprojekts wurden dem SKF zur Verfügung gestellt, um sie im weiteren Verhandlungsprozess mit der Stadt Köln als empirische Basis zu nutzen.
Auf einen Blick
Kategorie | Beschreibung |
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Forschungsprojekt | Braucht Köln ein Duschmobil für wohnungslose Frauen? |
Leitung | Prof. Dr. Sigrid Leitner |
Fakultät | Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften |
Institut | Institut für Sozialpolitik und Sozialmanagement (ISSM) |
Projektpartner | SKF e.V. Köln Mehr |