Bildungs- und politiktheoretische Perspektiven und das Verhältnis von Bildung und Demokratie
In seiner Session warf Stefan Schäfer einen Blick auf bildungs- und politiktheoretische Perspektiven und das Verhältnis von Bildung und Demokratie im Kontext Offener Kinder- und Jugendarbeit.
Die Praxis Offener Kinder- und Jugendarbeit nimmt für sich in Anspruch, ein Ort politischer Bildung zu sein, so Schäfer. Doch was bedeutet politische Bildung eigentlich und wie müsste ein Begriff von politischer Bildung gefasst sein, der Momente politischer Bildung im Alltag Offener Kinder- und Jugendarbeit sichtbar machen kann? Schäfer hat für die Session einen theoretischen Zugang gewählt. Er griff, in einer kurzen Skizze und aktuellen Bezugnahme von Offener Kinder- und Jugendarbeit und politischer Bildung, auf Perspektiven der kritischen Bildungstheorie und radikalen Demokratietheorie auf. Unter Rückgriff auf diese Ansätze könne ein Verständnis politischer Bildung entwickelt werden, das es erlaubt, Momente politischer Bildung in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit zu identifizieren und gezielt zu befördern.
Bildung könne demnach als ein momenthaftes Geschehen verstanden werden, als ein Ereignis das zwar biografisch rekonstruktiv und seinen nachhaltigen Einfluss auf die Lebensgeschichte eines Menschen, als etwas Bleibendes oder Prägendes erkannt werden kann, aber nicht gleichgesetzt werden kann mit dem statischen Bildungsverständnis, wie es uns in der Alltagssprache begegnet – etwa in der Redeform ‚gebildet sein‘. So wurde im Verlauf der Session deutlich, dass das Politische im Unterschied zu Politik – die relativ dauerhaften Institutionen und Strukturen der Gesellschaft – als ein Handeln, eine Initiative, Unterbrechung und Neugründung verstehen werden kann.
Folgt man dem aktuell in der Bildungstheorie breit diskutierten Verständnis von Bildung als transformatorische Bildung, so lassen sich darunter Veränderungen im Verhältnis von Selbst und Welt begreifen, bei dem sich ausgehend von Prozessen der Problem- und Krisenbewältigung nicht nur Zuwächse an Wissen und Kompetenzen ergeben, sondern das Verhältnis durch die Bildungssubjekte selbst qualitativ in neuer Weise figuriert wird (Koller 2010).
Fazit: Der Bildungsanspruch der OKJA ist allgegenwertig, wäre aber bildungstheoretisch weiter auszuarbeiten. Zentral sind für ihn hierbei Überlegungen, wie eine subjektorientierte kritische politische Bildung in Verbindung mit emanzipatorischen Theorien sowie Theoriesträngen der kritischen Bildungstheorie gedacht werden kann. Der Fokus liegt herbei auf einem unmittelbaren Bezug zum Politischen.
Zur Person
Stefan Schäfer ist an der Technischen Hochschule Köln Lehrkraft für besondere Aufgaben. In seinen Forschungen widmet er sich unter anderem den Themen „Politische Dimension der internationalen Jugendarbeit“, „Politische Partizipation und Demokratisierung ”.