Auftakt der neuen Veranstaltungsreihe „Innovation und Recht“ – Schwerpunktthema „Blockchain“
Die Veranstaltungsreihe „Innovation und Recht“ soll künftig interdisziplinär möglichst viele Branchen und Unternehmensbereiche – und somit spiegelbildlich auch viele unterschiedliche Fachbereiche der Technischen Hochschule – ansprechen, jeweils auf der Grundlage eines gemeinsamen technologischen Nenners oder eines sich abzeichnenden technischen Trends.
23.05.2022
Dr. Ingo Jung, Fachanwalt für Gewerblichen Rechtsschutz bei CBH Rechtsanwälte, Lehrbeauftragter der Forschungsstelle für Medienrecht
Am 5. Mai 2022 wurde mit einer Pilotveranstaltung zum Themenkreis Blockchain an der TH Köln ein neues Veranstaltungsformat ins Leben gerufen.
Ziel der neuen Veranstaltungsreihe ist es somit, zukunftsweisende Technik und Technologie aus der Nische reinen Expertenwissens hinaus für alle Interessierten, vor allem auch eher betriebswirtschaftlich und juristisch denkende Personen, zugänglich zu machen. Dabei soll die Übertragung in praktische Anwendungsbeispiele und die Suche nach rechtlich relevanten Leitplanken im Vordergrund stehen.
Nach den Grußworten seitens des Vizepräsidenten der TH Köln, Herrn Prof. Dr. Klaus Becker, sowie des Dekans der Fakultät für Wirtschafts- und Rechtswissenschaften, Herrn Prof. Dr. Erich Hölter, beleuchtete der Kölner Rechtsanwalt und Fachanwalt für IT-Recht Roman Pusep in seinem Eröffnungsvortrag zunächst die zentralen technischen Grundlagen der unterschiedlichen Blockchain-Anwendungen.
Es wurde erörtert, wie bei einer Blockchain auf der Grundlage eines Netzwerks mit dezentral verteilten Rechnern, quasi mit Sicherheitskopien auf allen beteiligten Knotenpunkten, eine vertrauenswürdige Infrastruktur geschaffen wird und wie damit Vermögenswerte, Eigentum oder auch Vertragsinhalte abgesichert werden können – und welche inhaltlichen und auch rechtlichen Herausforderungen diese Technologie mit sich bringt.
Diskutiert wurde hier u.a. Frage, ob unser bisher vorhandener Rechtsrahmen dazu in der Lage ist, mit den Besonderheiten der Blockchain-Technologie und vor allem dessen zentraler Anwendung – dem Umgang und Handel mit Krypto-Token als digitale Währung bzw. Wertmarke – umzugehen.
Im Anschluss widmete sich die Veranstaltung verschiedenen Spezialbereichen, in denen die Blockchain-Technologie bereits Eingang gefunden hat.
Den Startpunkt bildete der Finanzbereich – quasi dem Ursprung und der Quelle für die Blockchain-Technologie – wo der Bitcoin als Urvater der Kryptowährungen einen der spannendsten Anwendungsbereiche aufgezeigt hat. Die Teilnehmer*innen konnten hier zusammen mit Prof. Dr. Marc Mehlhorn von der TH Köln die Programmierung und Entstehung – das sog. „Minten“ – eines Tokens live für diese Veranstaltung miterleben.
Beleuchtet wurde dann der Bereich Medien und Geistiges Eigentum, wo der digitale Kunstmarkt mit der Einführung der NFTs, der non fungible Token, eine kleine Revolution erfahren hat. Frau Rechtsanwältin Dr. Julia Hugendubel führte durch die möglichen Anwendungsszenarien der Blockchain-Technologie, von den Möglichkeiten eines Handels mit digitalen Werken bis hin zu einer blockchainbasierten Lizenzierung und Vergütung ohne die Notwendigkeit der Einschaltung von Intermediären.
Einen praxisbezogenen Blick auf die besonderen Sicherheitsaspekte der Blockchain und verwandte Systeme lieferte im Anschluss ein ausgewiesener IT-Sicherheitsexperte, Herr Julian Sauer von der Deutschen Gesellschaft für Cybersicherheit. Es wurden hier trotz der großen Euphorie für die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten und des überzeugenden Ansatzes des Vertrauensschutzes mittels Dezentralität auch einmal deutlich die Risiken einer Nutzung von Blockchain-Anwendungen und mögliche Angriffsszenarien – von der 51 % -Attacke bis zu möglichen Angriffen von innen heraus – aufgezeigt.
Aus dem Bereich Supply Chain und Logistik berichtete dann Dr. Stefan Rennicke von der Fa. Kaya & Kato live zugeschaltet aus Portugal von seinem vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung geförderten Pilotprojekt für die Anwendung einer Blockchain-Lösung im Bereich textiler Lieferketten. Entlang einer solchen Lieferkette und eines vielschichtigen Produktions- und Lieferprozesses entstehen unzählige Daten und mögliche Varianten einer Weiterverarbeitung von Produkten. Eine dazu passende Blockchain-Anwendung kann hier erhebliche Transparenz und eine Verfolgbarkeit der einzelnen Verarbeitungschritte quasi in Echtzeit gewährleisten. Gerade ökologisch und nachhaltig produzierte Produkte können hierüber Ihre Zertifizierung erlangen.
Zum Schluss berichtet ein langjähriger Experte im Bereich Blockchain, Herr Stefan Schmitt von der Fa. Blockdaemon, wie heutzutage Blockchain-Infrastruktur als Dienstleistung zur Verfügung gestellt wird und welche bewusste Auswahl man als Unternehmen aus dem bestehenden Angebot zu treffen hat, um die richtige Blockchain-Lösung für eigenen Bedürfnisse im Unternehmen herauszufinden.
In der abschließenden Podiumsdiskussion wurden verschiedene Themen aus den Vorträgen zuvor weiter vertieft, insbesondere die Frage wie man Krypto-Vermögenswerte möglichst rechtssicher erben und vererben kann oder mit welchen Hacks und Sicherheitsproblemen gerade ganz aktuell der boomende NFT-Markt zu kämpfen hat.
Nach dieser Premiere wird die Vortragsreihe in regelmäßigen Abständen weiter fortgesetzt. Falls Sie Interesse daran haben, in den Verteiler für diese Reihe aufgenommen zu werden, schreiben Sie uns gerne an. Die Veranstaltung selbst sowie die Einzelvorträge sind in Kürze als Video abrufbar.
Dr. Ingo Jung
CBH Rechtsanwälte
Köln
ingo.jung@th-koeln.de
Mai 2022