InsurTech

Am 9. Juni 2017 fand das 12. FaRis & DAV-Symposium am Institut für Versicherungswesen an der TH Köln statt.

Am 9. Juni 2017 fand das 12. FaRis & DAV Symposium zum Thema „InsurTech“ im Schmalenbach Hörsaal der TH Köln statt. Über 250 Teilnehmer waren der Einladung der Forschungsstelle Finanzielles und aktuarielles Risikomanagement (FaRis) gefolgt. Insgesamt vier Referenten aus der InsurTech-Szene haben hier ihre Gründungsvorhaben, ihre neu gegründeten Unternehmen und ihre Sicht auf die aktuelle Situation der InsurTech-Szene in Deutschland vorgestellt. Die hohe Teilnehmerzahl und die langen und intensiven Diskussionen im Anschluss an die Vorträge haben das aktuell sehr große Interesse an dieser Thematik am InsurTech-Standort Köln unterstrichen.

Im ersten Vortrag präsentierte Dr. Roman Rittweger sein Unternehmen ottonova. Er referierte zum Thema „Einsatz von IT zum Kundennutzen bei InsurTechs der neuesten Generation“. ottonova ist ein Ende 2015 in München gegründetes und beheimatetes Versicherungsunternehmen für die Private Krankenversicherung. Es wird sich im Kern als digitaler privater Krankenversicherer im Markt positionieren und agieren. Das Unternehmen möchte das weite Feld der Digitalisierung dazu nutzen, um das Produkt „Private Krankenversicherung“ für den Kunden finanziell und ablauforganisatorisch attraktiver zu gestalten. Die Produktpalette bei ottonova besteht beim Markteintritt zunächst aus zwei Krankheitskostenvollversicherungs-Tarifen im Premium Segment. Charakteristisch für diese Tarife sind: Niedrige Abschlusskosten, die Kalkulation mit einem niedrigen Rechnungszins und die Vereinbarung prozentualer Selbstbehalte. Prozentuale Selbstbehalte ermöglichen nämlich im Gegensatz zu absoluten Selbstbehalten einen vollständigen Blick auf die eingereichten Heilbehandlungskosten der Kunden. Im Sommer 2017 arbeiten bereits ca. 50 Mitarbeiter für ottonova.

Jens Jennissen von fairr.de referierte im zweiten Vortrag zum Thema „Entwicklung von innovativen Altersvorsorgeprodukten“. fairr.de ist ein im Jahre 2013 gegründetes Berliner Startup-Unternehmen. Das Unternehmen zielt darauf ab, die Altersvorsorge für seine Kunden finanziell möglichst attraktiv zu gestalten. Die Kunden sollen dabei von sehr niedrigen Kosten profitieren und die Steuervorteile der staatlich geförderten Altersvorsorge-Möglichkeiten bestmöglich nutzen können. Das Unternehmen selbst besitzt keine eigene Geschäftslizenz als Versicherungsunternehmen. Vielmehr kooperiert es unmittelbar mit verschiedenen Partnerunternehmen aus der Versicherungs- und Bankenbranche. Grundsätzlich werden – nicht zuletzt auch aus Kostengründen – Versicherungsmakler und Versicherungsvermittler nicht eingeschaltet. Zur Sicherstellung der Beitragsgarantien bei Riesterverträgen setzt das Unternehmen auf ein Ablaufmanagement, das die anfänglich hohe Aktienquote im Zeitverlauf bis zum Renteneintrittszeitpunkt des Kunden sukzessive auf null vermindert. Dabei kommen jedoch keine dynamischen Portfolio-Sicherungsstrategien zum Einsatz. fairr.de bietet auf seiner Webseite ein möglichst hohes Maß an Transparenz für seine Kunden: Zum Beispiel können die Kunden die Auswahl der Fonds durch das Fondsmanagement im Portfolio jederzeit vollständig einsehen. fairr.de beschäftigt zurzeit insgesamt 18 Mitarbeiter.  

Nach der Pause sprach Volker Schulz von Volker Schulz Consulting über die „Besonderen Chancen und Herausforderungen für InsurTechs im Sachversicherungsmarkt“. In seinem Vortrag schilderte er „das Rennen“ zwischen den bestehenden traditionellen Versicherern sowie den InsurTechs aus der Startup-Szene. Einen Gewinner dieses Rennens konnte er bereits im Vortrag benennen, nämlich: Die Kunden. Zunächst aber stellte er die Ausgangslage für InsurTechs dar: Kennzeichnend sei, dass sich das Kundenverhalten durch die Digitalisierung in allen Lebensbereichen zunehmend wandele: InsurTech-Unternehmen beanspruchten häufig, das Versicherungsgeschäft damit kundenfreundlicher, günstiger und einfacher zu machen. Dazu zeigte er in seiner Präsentation die vielfältigen Möglichkeiten am Beispiel der Sachversicherung mit zahlreichen Anknüpfungspunkten. Eine große Herausforderung für die Gründung von Unternehmen in der Sachversicherung stellen die aufsichtsrechtlichen Anforderungen dar. Die traditionellen Versicherer versuchen bereits heute, die neuen Technologien, die InsurTechs entwickeln, in ihr Geschäftsmodell zu integrieren. Als Beispiel nannte er die gerade erst am 22. Mai 2017 in Köln erfolgte Gründung des InsurLab Germany: Mit dem InsurLab Germany wurde eine handlungsfähige und operative Einheit geschaffen, um maßgeschneiderte Lösungen für sämtliche Digitalisierungsbedarfe der deutschen Versicherungswirtschaft in Zusammenarbeit mit nationalen und internationalen Startups zu erarbeiten. Gemeinsam mit innovativen nationalen und internationalen Gründerinnen und Gründern sollen in Köln alle relevanten Themen rund um die Versicherungswirtschaft wie E-Payment, Blockchain, Internet of Things, e-Health, Virtual Reality und Big Data gemeinsam bearbeitet und die Versicherungswirtschaft der Zukunft gestaltet werden.

Im letzten Vortrag stellte Dominik Groenen sein neustes Projekt flypper aus Hannover vor. flypper ist ein hybrides Sachversicherungsunternehmen, das nicht ausschließlich digital arbeitet, sondern – sofern vom Kunden gewünscht – auch den persönlichen Kontakt zum Kunden ermöglicht. In seinem Vortrag zeigte er, dass Kunden beispielsweise jeweils auf demjenigen Kommunikationsweg eine Antwort erhalten, den sie für eine Kommunikation mit flypper gewählt haben. flypper wird sich durch eine besondere Kundenzentrierung auszeichnen. Für flypper spielt auch der strategische Partner Konzept & Marketing aus Hannover eine wichtige Rolle wie z.B. bei der Kalkulation der Produkte, Einführung von Prozessen und dem Betrieb des zukünftigen Geschäftes bei flypper. Geplant sind Produkte in den Bereichen Wohngebäudeversicherung, Hausratversicherung, Unfallversicherung und Allgemeinen Haftpflichtversicherung (inkl. Tierhaftpflichtversicherung). Darüber hinaus wird der Net Promoter Score als Kennzahl genutzt, um die Zufriedenheit und damit Weiterempfehlungsbereitschaft der Kunden zu messen. flypper hat bereits heute schon ein Team von 50 Menschen, die an den Themen Produkt, Prozesse, Schaden, User Experience und Rückversicherung arbeiten.


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