Untersuchung verbräunt erscheinender Laubpartien in fünf Landschaftsgemälden des 17. Jahrhunderts
Charlotte Hoffmann untersuchte in ihrem Masterprojekt fünf niederländische Landschaftsgemälde des 17. Jahrhunderts aus der Sammlung des Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud. Die Gemälde weisen verbräunt erscheinende Laubpartien auf. Zielsetzung des Projekts war es zu untersuchen, ob es sich um Farbveränderungen handelt und worauf diese zurückzuführen sind.
Studienprojekt auf einen Blick
Kategorie | Beschreibung |
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Projekt | Kunsttechnologische Untersuchung verbräunt erscheinender Laubpartien in Landschaftsgemälden des 17. Jahrhunderts |
Leitung | Prof. Dr. Ester S. B. Ferreira |
Studienrichtungen | Naturwissenschaften |
Gemälde, Skulptur, Moderne Kunst | |
Beteiligte | Charlotte Hoffmann (M.A.) |
Projektpartner | Dipl. Rest. Iris Schaefer Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, Köln |
Laufzeit | 09/2017 - 02/2020 |
Standort | CICS / TH-Köln |
Impressionen vom Masterprojekt
Roelant Savery "Tiere in waldiger Berglandschaft", 1629. Detailaufnahme der verbräunt erscheinenden Laubdarstellung. (Bild: TH Köln - CICS - Charlotte Hoffmann)
Roelant Savery "Tiere in waldiger Berglandschaft", 1629. Mikroskopaufnahmen der dunkelbraunen Laubdarstellung, in einer verbräunten Bindemittelmatrix liegen blaue Pigmentpartikel vor. (Bild: TH Köln - CICS - Charlotte Hoffmann)
Mikroskopaufnahme des Querschliffs einer Probe aus der verbräunten Lasur in der Laubdarstellung des Gemäldes von Roelant Savery. Die Farbschicht erscheint bräunlich, es liegen blaue Pigmentpartikel in dem verbräunt wirkenden Bindemittel vor. Detail a zeigt ein Rückstreuelektronenbild des Ausschnitts, Detail b zeigt die gleiche Stelle im Auflicht. Detail c bis f zeigen die Elementverteilung von Kupfer, Calcium, Aluminium und Blei. (Bild: TH Köln - CICS - Charlotte Hoffmann)
Aufnahmen einer Auswahl der Farbaufstriche, die zum Nachvollziehen der Farbwirkung und Alterung aus Mischungen der vermutlich verwendeten Pigmente in Leinöl hergestellt wurden. Eine Farbveränderung von grün zu braun ist bei dem Farbaufstrich aus Azurit und Schüttgelb im Laufe der Alterung deutlich zu erkennen. (Bild: TH Köln - CICS - Charlotte Hoffmann)
Ausgangspunkt der kunsttechnologischen Untersuchung im Rahmen des Masterprojekts war die Beobachtung, dass einige Bereiche der Laubdarstellung verbräunt erscheinen. Zielsetzung war es zu untersuchen, ob in den verbräunt wirkenden Bereichen Farbveränderungen vorliegen und anschließend der Frage nachzugehen, welche Mechanismen die Farbveränderung bedingen.
Die ausgewählten Landschaftsgemälde wurden mikroskopisch und anhand entnommener Mikroproben mit analytischen Methoden untersucht. Die Untersuchungsergebnisse machen deutlich, dass in den untersuchten Bereichen Farbveränderungen vorliegen. Die Zusammensetzung dieser verbräunten Farbschichten unterscheidet sich von den intakt grün und intendiert braun erscheinenden Farbpartien, als Farbmittel wurden Mischungen von Azurit und einem vermutlich ursprünglich gelben Farblack verwendet.
Basierend auf diesen Untersuchungsergebnissen wurden Farbaufstriche zum Nachvollziehen der möglichen Farbwirkung und Alterung hergestellt. Diese unterstützen die Annahme, dass die verbräunten Partien ursprünglich dunkelgrün intendiert waren. Das Verbräunen ist vermutlich vor allem auf den hohen Bindemittelanteil und damit verbundene Alterungsmechanismen zurückzuführen.
Die im Rahmen des Masterprojekts untersuchten zeitgenössischen Schriftquellen unterstützen die Vermutung, dass die Lasuren verbräunt sind. In den betrachteten Textstellen wurden vor allem grüne Farben und entsprechende Pigmente oder Mischungen für Laub in Landschaftsgemälden genannt. Eine Ausnahme stellt dabei die Darstellung von verwelktem Laub dar, die dafür angegebenen Pigmente wurden in den untersuchten Farbschichten allerdings nicht nachgewiesen.
Zusammenfassend tragen die Untersuchungsergebnisse zum Verständnis der Gemälde in ihrem gealterten Zustand bei. Aus dem Masterprojekt heraus entwickelte sich ein Promotionsvorhaben zur Untersuchung der Materialwahl, Technik, intendierten Farbwirkung und Farbveränderungen in Bezug auf grüne Farben für Laubdarstellungen in der Malerei des 17. Jahrhunderts. Seit September 2020 ist Charlotte Hoffmann Doktorandin im interdisziplinären Graduiertenkolleg „Rahmenwechsel“ der Universität Konstanz in Kooperation mit der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste, gefördert durch die VolkswagenStiftung.
Die Masterarbeit wurde von Prof. Dr. Ester Ferreira und Dipl.-Rest. Iris Schaefer betreut. Von März 2019 bis Juni 2020 erhielt Charlotte Hoffmann ein Stipendium der Studienstiftung des Deutschen Volkes. Die wichtigsten Untersuchungsergebnisse wurden 2021 in der Zeitschrift für Kunsttechnologie und Konservierung publiziert.
Artikel
C. Hoffmann, I. Schaefer, S. Zumbühl, E. Ferreira: Einblicke zu Farbveränderungen in Laubdarstellungen, ZKK 2021, Heft 1, S. 135-154.
November 2022