INTIA
Unter dem Titel "Meine Idee. Meine Lösung." pilotiert das Projekt partizipative Methoden für die Entwicklung digitaler Hilfen zur Alltagsbewältigung von Kindern und Jugendlichen mit Förderbedarf.
Auf einen Blick
Kategorie | Beschreibung |
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Forschungsprojekt | INTIA – Inklusive Entwicklung von Methoden und Technologien für Hilfen zur Alltagsbewältigung in der Behinderten- und Erziehungshilfe |
Leitung | Prof. Dr. Isabel Zorn |
Fakultät | Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften |
Institut | Institut für Medienforschung und Medienpädagogik (IMM) |
Konsortium |
Technische Hochschule Köln: Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften, Institut für Medienforschung und Medienpädagogik IMM (Prof. Dr. Isabel Zorn) Cologne Institute for Digital Ecosystems (Prof. Dr. Stefan Bente und Prof. Dr. Christian Kohls) Köln International School of Design KISD (Prof. Birgit Mager) Diakonie Michaelshoven, Kinder- und Familienhilfen Michaelshoven gGmbH Evangelische Jugendhilfe Godesheim gGmbH Fachstelle Jugendmedienkultur NRW (FJMK) |
Weitere Projektpartner | intra bonn gGmbH |
Web | Mehr |
Projektlaufzeit | 01.05.2019 - 31.07.2023 |
Fördermittelgeber | Bundesministerium für Bildung und Forschung |
INTIA ist ein von der TH Köln koordiniertes Projekt, in dem der Forschungsschwerpunkt Digitale Technologien und Soziale Dienste (DITES) mit seinen Bereichen Soziale Arbeit Medien + Bildung (Prof. Dr. Isabel Zorn), Informatik und Soziotechnik (Prof. Dr. Stefan Bente und Prof. Dr. Christian Kohls) und Service-Design & Co-Creation (Prof. Birgit Mager) mit Einrichtungen der Behinderten- und Erziehungshilfe (Diakonie Michaelshoven; Evangelische Jugendhilfe Bonn, intra Bonn) sowie der Fachstelle Jugendmedienkultur (FJMK) kooperieren. Das Projekt hat am 1. Mai 2019 begonnen und hat eine Dauer von 36 Monaten.
Hintergrund
Einrichtungen und Träger der Sozialen Arbeit erkennen zunehmend, wie gesellschaftlich relevant die mangelnde digitale Teilhabe ihrer Klient*innen ist. Es mangelt ihnen jedoch an konkreten individuellen Lösungen, die für Teilhabe und selbstbestimmte Alltagsbewältigung ihrer Klient*innen hilfreich sind, Risiken reduzieren, deren Implementierung und Betrieb keinen hohen Aufwand verursacht, und die unproblematisch hinsichtlich von Haftungs- oder Datenschutzfragen einsetzbar sind. Gesucht werden innovative Ansätze, um Klient*innen stationärer Hilfeformen der Sozialen Arbeit an Nutzungen digitaler Tools heranzuführen.
Projektansatz
Die betreffenden Klient*innen und Fachkräfte nehmen als Expert*innen ihrer selbst an inklusiven Technologieentwicklungsprozessen teil, unterstützt durch Forschende und Studierende aus Informatik, Design und Sozialer Arbeit. Die unterschiedlichen Zielgruppen sollen in die Lage versetzt werden, technologische Lösungen selbst zu erfinden, zu gestalten und anzupassen, und auf diese Weise Selbstwirksamkeit im Kontext der Nutzung digitaler Tools zu erleben.
Im Bereich der Informatik verlangt die Befähigung von Techniklaien, inklusiv Lösungen für eigene Bedarfe zu entwickeln, nach einem Lösungsansatz, mit dem simpel und nach einem Ansatz des Design for All unterschiedliche Softwaredienste und Hardwarekomponenten kombiniert und eingesetzt werden können. In der Praxis werden selbst in stark partizipativen Ansätzen wie in digitalen Makerspaces und Fablabs Dienste und Endgeräte i.d.R. von IT-Fachleuten konfiguriert. Methoden, mittels derer Stakeholder mit geringer Technikaffinität selbst digitale lebenserleichternde Maßnahmen zusammen mit den Klient*innen (bedarfsorientiert) konfigurieren können, fehlen.
Diese Lücke will INTIA füllen. Das Projekt macht sich dabei zu Nutze, dass Lösungen für die Integration von Hardwarekomponenten sowie die Kombination von Softwarediensten und Apps zunehmend als Open Source verfügbar sind. Der Markt bietet heute zudem eine große Vielfalt an preisgünstigen SmartHome-Komponenten an. Im Rahmen des INTIA-Projektes wird eine umfassende, zielgruppenangepasste Bedienschicht erstellt und partizipativ weiterentwickelt, die es Fachkräften in der Sozialen Arbeit ermöglichen wird, mit Hilfe eines digitalen Baukasten-Prinzips und inklusiver Designmethoden selbst ein digitales Alltagslabor aufzubauen und zu betreiben. Solche Alltagslabore können entweder als dauerhafte Medienzentren in Einrichtungen der Sozialen Arbeit etabliert werden, oder in Form eines "mobilen Alltagslabors" für gezielte, zeitlich begrenzte Aktivitäten in der Jugend- und Behindertenhilfe zum Einsatz kommen.
Vorgehen
Am Anfang des Projektes steht die Rekrutierung und Motivierung von Klient*innen sowie pädagogische Fachkräften in ausgewählten Einrichtungen der beteiligten Träger der Jugend- und Behindertenhilfe. Zielgruppen sind dabei:
- Bewohner*innen von Verselbständigungsgruppen (angehende Careleaver) in stationären Einrichtungen;
- Junge Menschen mit geistiger Behinderung und/oder Lernbeeinträchtigung;
- Junge Eltern mit Förderbedarf.
Mittels geeigneter Methoden werden im nächsten Schritt Teilhabe- und selbstbestimmungsorientierte Bedarfe der Zielgruppen identifiziert. Möglichkeiten für digitale Hilfeleistungen werden gemeinschaftlich erforscht (Citizen Science Ansatz). Auf Basis der Erkenntnisse werden in Alltagslabor-Workshops Anwendungen zur digitalen Hilfe und Teilhabe mithilfe partizipativer inklusiver Entwicklungsprozesse entwickelt. Das heißt konkret: Technologien werden von den beiden Zielgruppen visioniert und partizipativ -- orientiert an Nützlichkeit, Einfachheit der Nutzung, Anpassung an Bedarfe entsprechend bekannter Technologieakzeptanzmodelle -- co-kreativ designt und im Alltag erprobt. Die parallel stattfindende, sorgfältige Begleitforschung gibt Hinweise für erforderliche Anpassungen. Die iterative Weiterentwickelung erfolgt bis zu dem Punkt, an dem die Anwendungen den Nutzungsbedürfnissen voll entsprechen.
Schließlich münden die Aktivitäten in Good-Practice-Technologien und Nutzungskontexte, die zusammen mit Entwurfsmustern in mobilen Laborkoffern bereitgestellt werden. Dadurch wird das Konzept mobil und erreicht diverse Bereiche der Sozialen Arbeit. Kooperationspartner aus der Jugend- und Behindertenhilfe übernehmen das Konzept mobiler Alltagslabore für die regionale und überregionale Weiterbildung pädagogischer Fachkräfte zu konkret erprobtem, hilfreichen Technologieeinsatz in der Sozialen Arbeit. Mobile Alltagslabore werden auch in Hackathons und MakerSpaces angeboten, um dort Inklusions- und Teilhabefragen zu promoten.
Die Nutzung und Weiterentwicklung des Konzepts über den Förderzeitraum hinaus wird vorbereitet durch den Aufbau einer digitalen Community-Plattform, die sich an Sozialarbeitende, Betroffene, Selbsthilfeinitiativen und Technikexpert*innen wendet. Die Community-Plattform dient der dauerhaften, innovationsfördernden Vernetzung technischer und sozialarbeiterischer Fachkräfte und Klient*innen sowie der Dokumentation und Verbreitung der Innovationen.
Leitende Forschungsfragen
- Welche Alltags-Bedarfe erleben Klient*innen der Hilfen zur Erziehung und Eingliederungshilfe in ihrer Lebenspraxis und wie sind diese digital unterstützbar?
- Wie gestaltet sich die Inanspruchnahme von digitalen Hilfe- und Teilhabelösungen durch Klient*innen und pädagogische Fachkräfte und wie verändern sich dabei Interaktionen, Rollen, Teilhabeprozesse?
- Welche Anforderungen und Gelingensbedingungen sind an inklusive Methoden und Interaktionsformen für die Bedarfsanalysen und partizipativen Designprozesse mit vulnerablen Gruppen und Sozialarbeiter*innen zu stellen, face-to-face und im virtuellen Raum?
- Welche Dienste, Applikationen und Komponenten sind erforderlich und wie müssen sie gestaltet werden, so dass diese selbsterklärend sind und als Bausteine niedrigschwellig für neue Ideen im Rahmen von Co-Creation Prozessen eingesetzt werden können?