Snapshots 2020
Zwölf Momentaufnahmen verschiedener Lehr- und Forschungsprojekte im Jahr 2020 spiegeln die Vielfalt an Themen und Materialien im Fachbereich Textilien und archäologische Fasern.
Im Fokus der Projekte steht fast immer die Suche nach neuen Wegen im Wettlauf gegen die Zeit.
So können unterschiedlichste Alterungsprozesse mitunter verlangsamt oder aufgehalten, manchmal aber auch nur dokumentiert und systematisch erfasst werden.
Hinzu kommen kleinere und größere Rätsel, spannende Entdeckungen und überraschende Lösungswege, wie die hier vorgestellten Beispiele zeigen.
Impressionen von unseren Studienprojekten
Gesponnenes Gold: Goldfaden von einem Schultertuch aus Sumatra, Seidenfaden (Seele) umwickelt mit vergoldeten Papierstreifen (Lahn), als Grundierung diente ein roter Bolus (feine Tonerde), der hier in Bereichen mit fehlendem Blattgold erkennbar ist. Bachelorprojekt in Kooperation mit dem Weltkulturen Museum Frankfurt (Inv.-Nr. 02949). (Bild: TH Koeln - CICS - Alina Klenk)
Luftpäckchen: Angora-Kanin Faser, Grannenhaar in Längsansicht mit dreireihigem Markkanal, der die für Angora charakteristischen Module (Luftkammern) aufweist, durchlichtmikroskopische Aufnahme erstellt im Rahmen der Vorlesung Proteinfaser II. (Bild: TH Koeln - CICS - Leonie Toggenburg)
Stabile Masche: Blanke Elastan-Fasern nach der Probenentnahme mittels Biopsiestanze an einer rezenten Badehose (80% Polyamid 20% Elastan). Die schwarzen Multifilament-Fasern folgen dem ursprünglichen Maschenbild auch nach dem Entfernen der unelastischen Hauptkomponente. Masterprojekt in Kooperation mit dem LVR Industriemuseum Oberhausen. (Bild: TH Koeln - CICS - Susanne Schumann)
Bananenhanf: Abacá-Fasern der Faserbanane (Musa textilis) verwebt zu einer Männerhose der Tagabawa Bagobo auf der Insel Mindanao (Philippinen), durchlichtmikroskopische Aufnahme in polarisiertem Licht. Bachelorprojekt in Kooperation mit dem Weltkulturen Museum Frankfurt (Inv.-Nr. 09198). (Bild: TH Koeln - CICS - Larissa Hollmann)
Zerbrechlich: Detail des rechten Ärmelsaums eines Regenmantels, PVC Folie vernaeht mit Seidenfäden, 1950er Jahre, die Alterungsprozesse führen zu einer starken Versprödung und Vergilbung des Kunststoffs, Masterprojekt in Kooperation mit dem Deutschen Kunststoffmuseum/LVR Industriemuseum Oberhausen (Inv.-Nr. K-2015-00021;). (Bild: TH Koeln - CICS - Deborah Heinrich)
Verschwunden: Detail eines mineralisierten Wollgewebes aus dem keltischen Hügelgrab der sogenannten „Fürstin“ von Reinheim, das organische Fasermaterial ist vollkommen vergangen und hinterließ nur negative Abdrücke bzw. Hohlräume in der Eisenkorrosion, Landesdenkmalamt Saarland, Schiffweiler (Inv.-Nr. 1954: 100, 27/1-3). BA-Praxismodul. (Bild: TH Koeln - CICS - Tjarda Rauh)
Fassung bewahrt: Detail der bemalten Lederkrone einer wayang wong Theaterperücke, die schollenartig gelockerte Farbfassung wurde mit Hausenblase in Aerosolvernebelung und punktuellem Pinselauftrag gefestigt. Masterprojekt in Kooperation mit dem Weltkulturen Museum Frankfurt (Inv.-Nr. N.S. 67684). (Bild: TH Koeln - CICS - Lisa Froitzheim))
Ausgezählt: Statistische Auswertung der textiltechnologischen Merkmale eines großen Fundkomplexes in der ägyptischen Grabanlage TT95 in Theben West (ca. 1400 v. Chr.), die im Diagramm erfassten Textilfunde aus einer der Grabkammern zeigen sehr hohe Kettfaden-Dichten. Masterprojekt im Rahmen des Life Histories of Theban Tombs Project (LHTT) der Universität Basel. (Bild: TH Koeln - CICS - Nadine Schönhütte)
Seidenpflaster: Gefärbte Fäden aus Haspelseide mit Klebstoffbeschichtung BEVA 371, Teil einer Versuchsreihe zu klebe- und nähtechnischen Sicherungsmethoden eines Petticoats. Masterprojekt in Kooperation mit dem Museum für Angewandte Kunst Köln. (Bild: TH Koeln - CICS - Leonie Korte)
Blessuren: Detail der Kinnpartie der textilen Figur Desdemona aus dem kinetischen Werk Othello & Desdemona (1990/91, Eva Aeppli und Jean Tinguely). Die hier erkennbaren Fehlstellen im Seidengewebe werden aktuell hinsichtlich alterungsbedingter Ursachen oder z. B. künstlerisch intendierter Zustandsveränderung untersucht. Masterprojekt in Kooperation mit der Stiftung Hic terminus haeret – Fondazione il Giardino di Daniel Spoerri, Seggio. (Bild: TH Koeln - CICS - Cora Lisbach)
Flauschige Querschnitte: Lama-Fasern, feine Flaumhaare mit großem Markkanal im Querschnitt, Fasereinbettung in Watte und präpariert nach der Plättchenmethode, durchlichtmikroskopische Aufnahme erstellt im Rahmen der Vorlesung Proteinfaser II. (Bild: TH Koeln - CICS - Viola Costanza)
Enträtselt: Floral bedruckter Futterstoff einer Kinderjacke der Ainu, Ureinwohner Japans. Statt eines bislang vermuteten Seiden-Brokatstoffes zeigen die aktuellen Untersuchungen, dass es sich um ein Baumwollgewebe in ungewöhnlicher Kreppbindung handelt, Rautenstrauch-Joest-Museum Köln (Inv.-Nr. 25439). BA-Praxismodul. (Bild: TH Koeln - CICS - Anastasia Zitzer)