Cologne Institute of Conservation Sciences

Institut für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaft

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Prof. Dr. Peter Kozub

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Institut für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaft (CICS)

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Grabmal Braun des Kölner Melaten Friedhofs

Das Grabmal Braun vom Kölner Melaten Friedhof soll innerhalb des praxisorientierten Moduls restauriert und konserviert werden. Die Arbeiten umfassen die Restaurierung und Konservierung des Grabmals, so wie die Recherche, eine fotografische Erfassung und eine bestands- und zustandserfassende Dokumentation.

Einleitung

Das Studienprojekt gliedert sich in Anamnese, Diagnose und Therapie. Innerhalb der Anamnese erfolgt die Auseinandersetzung mit dem Grabmal Braun auf Grundlage von Dokumentationen und Veröffentlichungen. Hierbei wird eine Erfassung des Grabmals auf geschichtlicher und ikonografischer Ebene, aber auch bezüglich der Gesteinseigenschaften durchgeführt. Zudem wird das Objekt fotografisch dokumentiert und auf den Bestand und Zustand hin untersucht. Im zweiten Schritt – der Diagnose – erfolgen die Untersuchung der Verwitterungsphänomene und die Klärung der Ursachen. Erst in der Therapie kommt es zur eigentlichen Entwicklung und Durchführung des Restaurierungskonzepts.

Historischer Kontext

Das Grabmal Braun befindet sich auf dem 1810 gegründeten Melaten Friedhof und besteht aus sieben Einzelelementen. Auf den drei Sockelelementen sind Informationen zu den Verstorbenen gegeben. Es handelt sich um Wolfgang Braun, Ella Braun und Josef Braun. Das Grabmal wurde vermutlich um 1930 von dem Bildhauer Georg Schäfer aus Bocklemünd gehauen. Dieser schuf auch das Grabmal von Helene Schüller († 1929), welches sich ebenfalls auf dem Melaten Friedhof befindet.

Ikonographie

Ikonographisch lässt sich die Skulptur als eine der Mystik entsprungene Darstellung einordnen, entsprechend etwa den in der Friedhofsplastik häufig auftretenden Engeln oder Todesgenien. Diese Zuordnung beruht einerseits auf der Deutung der an der Skulptur befindlichen Merkmale wie zum Beispiel der Kleidung und der Gesteinsart bzw. Farbe, andererseits auch auf vergleichbare Beispiele der Grabkultur jener Zeit unter Berücksichtigung des Zeitgeistes zu Beginn des 20. Jahrhunderts und des historischen Kontextes. Von besonderer Bedeutung ist der Handgestus der Skulptur: die Figur hält schützend, bewachend und beruhigend die Handflächen über die Verstorbenen.

Gesteinsbestimmung

Die zerstörungs- und berührungsfreie Gesteinsuntersuchung ergab, dass es sich bei dem Werkstein der Skulptur höchstwahrscheinlich um Carrara-Marmor handelt. Er zeichnet sich durch seine hellweiße Farbe und seiner großen Homogenität aus. Die kristallinen Minerale sind durchscheinend und leicht glänzend. Zudem ist das Material sehr kompakt und ungerichtet. Das Gestein der Grabsteine weist sehr ähnliche Eigenschaften auf. Allerdings geht die Farbe mehr ins gräuliche und es treten stärkere Marmorierungen und Inhomogenitäten auf. Zudem sind die einzelnen Minerale größer. Auch hier liegt also ein Marmor vor, allerdings ein qualitativ geringerer. Carrara-Marmor wird in Steinbrüchen in den apuanischen Alpen zwischen Genua und Pisa abgebaut. Er besteht zu über 95% aus Calcit-Kristallen und wurde bereits in der römischen Antike abgebaut. Die Beliebtheit dieses Marmors vor allem für Skulpturen und andere feingliedrige Elemente verdankt er seiner Homogenität – durch die er gut zu bearbeiten ist – und seiner charakteristischen Farbe.

Ultraschalluntersuchung

Bei Marmor handelt es sich um ein besonders dichtes Gestein. Aus diesem Grund eignet es sich gut zur Untersuchung mit Ultraschall. Mit der Ultraschalluntersuchung kann festgestellt werden in wie weit das Gefüge eines Gesteins in bestimmten Bereichen geschwächt ist. Die Ultraschalluntersuchungen wurden exemplarisch an zwei Teilen der nicht figürlichen Elemente und an der Skulptur durchgeführt. Hierbei konnte festgestellt werden, dass sich die nicht figürlichen Elemente in einem sehr guten Zustand befinden. Die Skulptur weist nur partiell schlechtere Werte auf, diese Bereiche – nämlich der Hinterkopf und die Hände – sind auch bereits im ersten visuellen Eindruck aufgefallen. Um festzustellen in weit das Gesteinsgefüge entfestigt ist, wurde am Kopf der Skulptur eine Ultraschalltomographie durchgeführt (siehe Abb. 5). Hierbei wird eine bestimmte Ebene der Skulptur detailliert mit Ultraschall erfasst. An dem daraus resultierendem Messbild kann abgelesen werden in wie weit die Entfestigung des Gesteins in das Innere der Skulptur fortgeschritten ist.
Die Ultraschalluntersuchung bildet bereits einen Übergang zwischen Anamnese und Diagnose. Anhand der Ergebnisse können unter anderem die Ursachen für die am Objekt vorhandenen Schäden abgeleitet werden. In der Diagnose werden alle gewonnen Erkenntnisse zusammengefügt, um anhand derer die Ursachen für die am Objekt vorkommenden Schäden zu finden. Anhand dieser Feststellungen kann letztendlich erst eine mögliche Therapie vorgeschlagen werden.

Maßnahmenkonzept

Nach Absprache mit den Auftraggebern und zuständigen Behörden wurde sich für ein Maßnahmenkonzept entschieden, welches folgende Arbeiten umfasst:

Zu Beginn steht eine Reinigung des Marmors an, der aufgrund seiner weißen Farbe eine hohe ikonographische und repräsentative Bedeutung hat. Als Ergebnis der Reinigung soll eine gleichfarbige, beruhigte Fläche entstehen, jedoch keine perfekte, rein weiße Oberfläche. Ziel ist also ein Kompromiss zwischen ästhetischem Wert und dem Alterswert des Grabmals. Zur Umsetzung dieses Konzepts wurde zunächst eine Nassreinigung durchgeführt. Anschließend wurde das Grabmal mit einem Mikro-Sandstrahlgerät gereinigt. Für besonders hartnäckige Verschwärzungen des Gesteins sollen noch Wasserstoffperoxid-Tests durchgeführt werden.

Aufgrund der Ergebnisse der Ultraschalluntersuchungen entschied man sich zudem eine partielle Festigung an der Skulptur durchzuführen. Die nicht figürlichen Elemente weisen keinerlei Schäden in dieser Hinsicht auf und werden daher auch nicht behandelt. Lediglich am Hinterkopf und an den Händen der Skulptur wurde eine deutliche Gefügeentfestigung festgestellt. Um dem weiteren Zerfall an diesen Stellen entgegen zu wirken, wurde ein festigendes Material in das Gesteinsgefüge eingebracht, das an die Gesteinseigenschaften angepasst ist und so die nötige Stabilität wieder herstellt.

An den besonders stark verwitterten Händen der Skulptur reicht eine Festigung alleine nicht aus. Der Handrücken der linken Hand sollte aus konservatorischer Sicht geschlossen werden, um das Eindringen von Wasser in das Gesteinsgefüge zu verhindern. Zudem ist der Gestus der Skulptur wie bereits erwähnt von besonderer Bedeutung. Um die Ablesbarkeit und den Wert der Skulptur wiederherzustellen sollen die Finger und Daumen besonders an der rechten Hand ergänzt werden. Dafür wurden geeignete Ergänzungsmassen geprüft und ausgewählt. Anschließend werden die Finger modelliert, verdübelt und angeklebt.

Abschließende Maßnahme wird die Wiederaufstellung auf dem Friedhof Melaten und damit verbundene Arbeiten sein.

April 2016

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