Verpackt in Seide: Spurensuche im Grab des Heiligen Paulinus von Trier
Welche Spuren hinterlässt ein antiker Leichentransport quer durch das Römische Reich auf den beteiligten Seidenstoffen? Ein von der Gerda Henkel Stiftung gefördertes Lehrforschungsprojekt am CICS der TH Köln widmet sich dieser Frage im interdisziplinären Austausch.
Auf einen Blick
Kategorie | Beschreibung |
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Forschungsprojekt | Verpackt in Seide: Spurensuche im Grab des Hl. Paulinus von Trier (†358) Mehr |
Leitung | Dr. Nicole Reifarth |
Fakultät | Fakultät für Kulturwissenschaften |
Institut |
CICS - Cologne Institute of Conservation Sciences Institut für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaft Mehr |
Beteiligte | Viola Costanza, Lisa Froitzheim B.A., Leonie Toggenburg, Anastasia Zitzer |
Projektpartner | Museum am Dom Trier, Prof Dr. Jens Amendt, Prof. Dr. Lukas Clemens, Dipl.-Biol. Ursula Drewello und Prof. Dr. Rainer Drewello, PD Dr. Berit Hildebrandt, Dr. Doris Oltrogge, JProf. Dr. Patrick Reinard, Dr. Ina Vanden Berghe, Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Teegen |
Fördermittelgeber | Gerda Henkel Stiftung Mehr |
Laufzeit | seit 2021 |
Forschungsfragen
Im Jahr 358 n. Chr. stirbt der Trierer Bischof Paulinus unter kaiserlicher Verbannung in Kleinasien, wird jedoch von seinen christlichen Anhängern schon kurze Zeit später – post mortem – zurück nach Trier überführt und später als Märtyrer heilig gesprochen. Welche Spuren hinterlässt ein Leichentransport über knapp 3000 km quer durch das Römische Reich? Wie wurde ein Leichnam im 4. Jahrhundert für eine Fernreise präpariert? Was verbirgt sich hinter den kostbaren Grabtextilien und wo kommen sie her? Waren sie bereits Teil der „Verpackung“ für den Transport von Kleinasien oder sind sie eher als zeremonieller Bestandteil eines feierlichen Empfangs der Trierer Christengemeinde bei Ankunft der Gebeine zu deuten? Finden sich vielleicht sogar Hinweise auf beide Orte?
Material und Methoden
Als Untersuchungsmaterial stehen unterschiedlichste Bestandteile aus dem Paulinus-Grab zur Verfügung, die im Zuge einer Graböffnung im 19. Jahrhundert als Materialproben entnommen worden sind. Dazu zählen hauptsächlich Textilien, aber auch Balsamierungsrückstände, menschliche Überreste, Pflanzenbeigaben sowie Beschlagteile und Holzreste vom Sarg bzw. der Transportkiste. Eine besondere Herausforderung sind die in jener Zeit geborgenen Fundpakete, in denen sich hunderte von Seidenfragmenten befinden. Ein riesiges Puzzle, bei dem die extrem fragilen Einzelteile zunächst behutsam entfaltet werden müssen, bevor die eigentliche Untersuchung überhaupt beginnen kann. Die Analyse, Dokumentation und Sicherung des Fundmaterials erfolgt nach dem Prinzip des sogenannten investigative conservation, also Informationserschließung und gleichzeitige Konservierung unter minimalsten Eingriffen, in Kooperation mit verschiedenen Spezialisten aus dem Bereich der Materialanalytik. Im Fokus stehen dabei nicht nur materialtechnologische Untersuchungen, sondern vor allem auch die Rekonstruktion taphonomischer Prozesse im Sinne von Alterungsphänomenen, Gebrauchs- und Kontaktspuren.
Science in Progress
Für die am Projekt beteiligten Studierenden der Studienrichtung Textilien und archäologische Fasern entsteht im Wissenschaftsportal L.I.S.A. der Gerda Henkel Stiftung ein neues Kommunikationsformat „Science in Progress“, in dem die aktuellen Arbeiten und Entdeckungen der kommenden Monate im Rahmen von Blogbeiträgen vorgestellt werden. Die Beiträge im Paulinus-Blog erscheinen hier.