KV 11, das Grabmal von Ramses III. im Tal der Könige - von Steinen, Staub und Sicherungsmaßnahmen
In diesem Jahr nahmen die Studentinnen Kathrin Bommes und Tanja Pinkale der Studienrichtung Wandmalerei und Kulturgut aus Stein der TH Köln unter der Leitung von Prof. Dr. Peter Kozub an der Sommerkampagne des „The Ramesses III (KV 11) Publication and Conservation Project“ teil. Das interdisziplinäre Projekt wird von Dr. Anke Weber geleitet und ist an die Humboldt-Universität zu Berlin angebunden.
Studienprojekt auf einen Blick
Kategorie | Beschreibung |
---|---|
Projekt | The Ramesses III (KV 11) Publication and Conservation Project |
Leitung | Dr. Anke Weber, Prof. Dr. Peter Kozub |
Studienrichtung | Wandmalerei und Kulturgut aus Stein |
Beteiligte | Kathrin Andrea Bommes und Tanja Pinkale (MA-Studierende) |
Projektpartner | Humboldt-Universität zu Berlin |
Fördermittelgeber | Deutsches Auswärtiges Amt |
Laufzeit | 29.08. - 19.09.2021 |
Bildergalerie
Studentinnen Kathrin Bommes und Tanja Pinkale der Studienrichtung Wandmalerei und Kulturgut aus Stein der TH Köln bei der Dokumentation des Bestandes und des aktuellen Zustandes zweier Pfeiler in der Grabkammer von Ramses III. im Tal der Könige. (Bild: TH Köln - CICS - Prof. Dr. Peter Kozub)
Screenshot von Pfeiler 1 auf dem angelegten DIN A3-Blatt. Zu sehen sind die abgewickelten Flächen des Pfeilers (Orthofotos), die Textblöcke und ein Beispielschlüssel. (Bild: TH Köln - CICS - Prof. Dr. Peter Kozub)
Screenshot mit 2D- und 3D-Kartierung von Pfeiler 1. Die Kartierungsgruppe "Wall painting inventory" zeigt alle Farbbefunde und die schwarzen, gerasterten Konstruktionspunkte. (Bild: TH Köln - CICS - Prof. Dr. Peter Kozub)
Screenshot der 2D- und 3D-Kartierung von Pfeiler 1. Die Kartierungsgruppe "Condition of stone support" zeigt alle Risse (rot), Brüche (orange), Schuppen (hellgrün mit linearer Schraffur) und strukturabhängige Schichtungen und Abplatzungen (olivgrün mit dreieckiger Schraffur). (Bild: TH Köln - CICS - Prof. Dr. Peter Kozub)
Links: Pfeiler 1, Ostseite. Schwarze, blaue und rote Farbreste auf dem Kalkstein im VIS. Rechts: Pfeiler 1, gleicher Ausschnitt wie auf der Abbildung links. Während die Farbreste schwarz erscheinen, gibt es einige orange-gelbliche und einige bläuliche Fluoreszenz in UVA-Strahlung. (Bild: © The Ministry of Tourism and Antiquities, The Ramesses III (KV 11) Publication and Conservation Project, photo: TP/ed. Pinkale (2021).)
Wandmalereifragment vor und nach dem Reinigungstest. (Bild: © The Ministry of Tourism and Antiquities, The Ramesses III (KV 11) Publication and Conservation Project, photo: ed. Pinkale (2021).)
Messung des Wasseraufnahmekoeffizienten (w-Wert) an der Probe A_01 (mergeliger Kalkstein, Thebes-Formation). Messpunkt 02. (Bild: © The Ministry of Tourism and Antiquities, The Ramesses III (KV 11) Publication and Conservation Project, photo: Kozub (2021))
Sechs aus dem Stein gewonnene Kornfraktionen für die Ergänzungsmassen. (Bild: © The Ministry of Tourism and Antiquities, The Ramesses III (KV 11) Publication and Conservation Project, photo: Kozub (2021))
Temporär gesicherte lose Steinfragmente an der Südostseite von Pfeiler 7. (Bild: © The Ministry of Tourism and Antiquities, The Ramesses III (KV 11) Publication and Conservation Project, photo: Kozub (2021))
Studentin Kathrin Bommes bei Reinigungsversuchen an den Wandmalereifragmenten in der Grabkammer Fa. (Bild: TH Köln - CICS - Prof. Dr. Peter Kozub)
Studentinnen Kathrin Bommes und Tanja Pinkale beim Entstauben von Pfeiler 3. (Bild: TH Köln - CICS - Prof. Dr. Peter Kozub)
Studentin Tanja Pinkale bei der Schadenskartierung von Pfeiler 3. (Bild: TH Köln - CICS - Prof. Dr. Peter Kozub)
Das Grabmal von Ramses III. im Tal der Könige (kurz: KV 11, für: King’s Valley tomb number 11) wurde ursprünglich für seinen Vater, Pharao Sethnachte (Reg.: 1186-1184 v. Chr.), angelegt. Die Anlage wurde jedoch vor ihrer Fertigstellung aufgegeben und der Pharao in KV 14, dem Grab der Königin Tauseret, beigesetzt. Die Arbeiten wurden unter Ramses III. (Reg.: 1188-1156 v. Chr.) schließlich wieder aufgenommen und zu Ende geführt. Die Grabanlage ist 113 Meter lang und bis zu Raum L vollendet. Davor befindet sich die große Grabkammer (J), von der vier kleinere Räume abgehen und, auf deren Sicherung das Hauptaugenmerk der Arbeiten in dieser Kampagne lag.
Am Ende des 19. sowie Anfang des 20. Jahrhunderts kam es im Tal der Könige zu heftigen Überflutungen durch starke Regenfälle, von denen auch KV 11 betroffen war. Die Auswirkungen dieser Ereignisse sind heutzutage in Form von massiven Schäden an den Wandmalereien und dem Steinträger sichtbar. Insbesondere im hinteren Teil des Grabes (Räume H bis L) lässt sich ein deutlicher Materialverlust verzeichnen. Für diese Bereiche soll daher im Rahmen des Projektes ein Konzept entwickelt werden, das zur Sicherung der noch bestehende Bausubstanz mit all ihren historisch wertvollen Spuren beiträgt.
Während der diesjährigen Kampagne konnten erste Grundlagen für die Erarbeitung eines Erhaltungskonzeptes geschaffen werden. Zentrales Thema war insbesondere eine erste Dokumentation des Bestandes und des aktuellen Zustandes anhand zweier Pfeiler (1 und 3) in der Grabkammer. Diese erfolgte in Form einer systematischen 3D-Kartierung anhand photogrammetrisch erstellter Modelle und zweidimensionaler Orthophotos. Die Arbeiten wurden mit der Software MetigoMAP 4.0 der Firma Fokus Leipzig GmbH erfolgreich durchgeführt.
Indem die zwei Pfeiler, die Nord- und Ostwand sowie die Decke der Halle J zusätzlich unter UV-Licht fotografisch erfasst wurden, konnte zudem ein erster Eindruck über das vorhandene Materialspektrum der Grabkammer gewonnen werden.
Zur Klärung von Schadensmechanismen und zur Vervollständigung notwendiger Informationen über die Eigenschaften des Kalksteins in der Grabkammer wurden zudem Untersuchungen des Wasseraufnahmekoeffizienten (w-Wert) durchgeführt.
Im Hinblick auf die Entwicklung eines Restaurierungskonzeptes für die Wandmalereien, erfolgten in dieser Kampagne erste Tests zur Trockenreinigung der Fassung sowie in Bereichen aufstehender Putzschollen. Auf diese Weise konnte eine Einschätzung zur Stabilität der Farbschichten und des Putzaufbaus getroffen werden, die als Hilfsmittel zur Planung zukünftiger Restaurierungsmaßnahmen genutzt wird.
Auf der Suche nach einem geeigneten Material zur Verfüllung weiter Risse und Brüche in den stark zerstörten Steinpfeilern, führten die Studentinnen erste Vorversuche zur Entwicklung von Ergänzungsmassen durch. Um eine bestmögliche Kompatibilität des Mörtels mit dem Gestein zu erreichen, wurde bereits abgefallenes Originalsteinmaterial wiederverwendet, welches nicht mehr an seine ursprüngliche Position im Grab zurückgeführt werden kann.
Des Weiteren wurden an verschiedenen Stellen Notsicherungsmaßnahmen durchgeführt, um lose Fragmente temporär vor dem Herabfallen zu sichern bis geeignete Konservierungsmaßnahmen und -materialien gefunden sind. In einer der Seitenkammern von Halle J wurde ein Fangnetz installiert, um herabfallende Deckenfragmente zu erfassen und deren spätere Positionierung zu erleichtern. Die Konsolidierungs-, Restaurierungs- und Sicherungsmaßnahmen wurden durch das „Kulturerhaltungsprogramm“ des Deutschen Auswärtigen Amtes gefördert.
November 2021