Drei Balustradenfragmente der Würzburger Residenz – Restaurierungs- und Konservierungsmöglichkeiten
Anhand der Behandlung von drei Balustradenfragmenten der Würzburger Residenz sollen unterschiedliche Herangehensweisen in der Konservierung und Restaurierung dargestellt werden, welche von minimalsten Eingriffen bis hin zur Vollrekonstruktion reichen.
Einleitung
Bei diesem Projekt handelt es sich um eine Praxisarbeit von Studenten des Studiengangs Konservierung und Restaurierung von Kunst und Kulturgut in der Studienrichtung Wandmalerei und Kulturgut aus Stein. Hierbei sollen unterschiedliche Herangehensweisen an eine konservatorische/restauratorische Maßnahme veranschaulicht werden.
Historischer Kontext
Die drei ausgestellten Fragmente stammen von der Dachbalustrade der Würzburger Residenz. Das Gebäude wurde von 1720-1744 von dem Architekten Balthasar Neumann im Auftrag der Familie Schönborn errichtet. Das Schloss zählt zu den Hauptwerken des späten Barock.
Restaurierungsgeschichte
Am 16. März 1945 wurde Würzburg und somit auch die Residenz durch einen Bombenangriff stark beschädigt. Während Wiederherstellungsmaßnahmen in den 80er Jahren erfolgte eine partielle Abnahme der Balustrade an der Nord- und Westfassade, welche durch Abgüsse ersetzt wurden. Nach einem Umdenken in dem Umgang mit historischer Substanz wurde das Maßnahmenkonzept überarbeitet, sodass nicht mehr nur der ästhetische Wert der dekorativen Form eine Rolle spielte, sondern auch der Wert der originalen Substanz. Nun sah man von einer Abnahme der Balustraden an der Süd- und Ostfassade ab. Die bereits abgenommenen Fragmente wurden in einem Depot der Fa. Pressbau in Oberhausen eingelagert. Im Zuge der Auflösung des Depots 1999 wurden sie in die Steinwerkstatt des Institutes für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaft der FH Köln gebracht.
Ab dem Wintersemester 2013/14 befassten sich Studenten umfassend mit der Konservierung und Restaurierung der Fragmente als Praxisprojekt. Im Juli 2016 wurde das Gesamtprojekt vollendet.
Konzept
Mit ihrer Abnahme verloren die Fragmente ihre ursprüngliche Funktion und den Kontext. Durch die Restaurierungsgeschichte bekamen die Objekte einen zusätzlichen historischen Wert, welcher auf dem Wandel restaurierungsethischer Zielsetzungen beruht.
Im gleichen Zeitraum erfolgte die Akademisierung des Berufes und die ersten Studiengänge für Restaurierung und Konservierung entstanden.
Die gesteigerte Wissenschaftlichkeit hatte die oben bereits erwähnte Wertschätzung von historischer Substanz zur Folge und man tendierte dazu, Original und neue Zutat erkennbar sein zu lassen. Vollrekonstruktionen werden verdrängt und man beginnt, Konzepte zu verschiedenen Ergänzungs- und Retuschemöglichkeiten zu entwickeln.
Die drei hier ausgestellten Fragmente im Innenhof des CICS der TH Köln präsentieren drei solche unterschiedlichen Konzepte.
Für jedes Teilstück wurde ein individuelles Maßnahmenkonzept entwickelt, um verschiedene Möglichkeiten der Restaurierung und Konservierung darzustellen.
Die konservatorischen Maßnahmen beinhalteten eine Reinigung, das Festigen von absandender Gesteinsoberfläche und dem Schließen und Hinterfüllen von Rissen und lockeren Gesteinslagen.
An Fragment 3 wurden nur konservatorisch notwendige Maßnahmen durchgeführt, welche ausschließlich dem Erhalt des Objektes und der Verlangsamung der Verwitterungsprozesse dienen.
Aufbauend auf diesen Maßnahmen wurde an dem Teilobjekt 2 ein erweitertes Konzept durchgeführt. Hierbei wurde eine Teilrekonstruktion in stark zurück gewitterten Bereichen durchgeführt, um ein ästhetisch gleichmäßiges Gesamtbild zu erzeugen.
Das dritte Fragment soll eine Vollrekonstruktion veranschaulichen, obwohl diese Form der Restaurierung heute nicht mehr allzu gängig ist. Hier wurden alle Fehlstellen plastisch ergänzt und sind in einem etwas helleren Ton gehalten.
April 2016