Konservatorischer Umgang mit arsenhaltigem Bibliotheksgut
Konsolidierung pudernder Farbschichten auf Buchschnitten
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Studienprojekt auf einen Blick
Kategorie | Beschreibung |
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Projekt | BA-Thesis 2021: Konservatorischer Umgang mit arsenhaltigem Bibliotheksgut |
Leitung | Prof. Dr. Andrea Pataki-Hundt |
Studienrichtung | Schriftgut, Grafik, Fotografie und Buchmalerei |
Beteiligte | Juliana Wetten, B.A. |
Betreuung | 1. Betreuerin: Marlen Börngen, M.A. |
2. Betreuerin: Prof. Dr. Andrea Pataki-Hundt | |
Projektpartner | Universitäts- und Landesbibliothek Bonn |
Laufzeit | 2021 |
Impressionen vom Studienprojekt
Objekt aus der ULB Bonn. An allen drei Schnitten findet sich das arsenhaltige Pigment Schweinfurter Grün. Die Farbschicht ist unterbunden und stellt ein erhöhtes Gesundheitsrisiko dar. (Bild: TH Köln - CICS - Juliana Wetten)
Durchführung des Abklatschtests. Der Tesafilm wurde mit einem Gewicht über eine festgelegte Zeit auf den Buchblock gedrückt. (Bild: TH Köln - CICS - Juliana Wetten)
Im Umgang mit historischem Kulturgut kommt es immer wieder vor, dass sich an einem Objekt gesundheitsschädliche Materialien befinden. In den vergangenen Jahren wurden vermehrt Funde von Büchern gemeldet, die arsenhaltige Pigmente als Bestandteil der Einbandgestaltung oder Schnittverzierung enthalten. Diese Funde werfen die Frage auf, wie die Gefährdungslage für Restaurator*innen einzuschätzen ist und ob schärfere Regeln für den Umgang mit Bibliotheksgut eingeführt werden müssen.
Im Rahmen des Forschungsprojektes „Arsenhaltige Einbände wieder nutzbar gemacht“ der Universitäts- und Landesbibliothek Bonn und dem CICS beschäftigte sich diese Bachelorarbeit mit arsenhaltigen und unterbundenen Farbschnitten an Büchern. Da abpudernde Pigmente ein erhöhtes Gesundheitsrisiko darstellen, sollten Möglichkeiten der Konsolidierung getestet und auf ihre Wirksamkeit untersucht werden.
Arsenhaltige Pigmente: Vorkommen und Toxikologie
Die wichtigsten arsenhaltigen Pigmente sind das gelbe Auripigment, sowie Scheele Grün und Schweinfurter Grün (Abb. 1). Auripigment wurde bereits seit ca. 1500 v. Chr. verwendet, häufig in einer Mischung mit Indigo um einen dunkelgrünen Farbton zu erzeugen. Die beiden Grünpigmente wurden hingegen zu Beginn des 19. Jahrhunderts entwickelt und schnell in verschiedensten Bereichen eingesetzt, bis ihre Herstellung 1887 verboten wurde.
Die Giftwirkung von Arsen war zum Zeitpunkt der Entstehung der beiden Grüntöne bereits lange bekannt. Arsen kann sich unter anderem auf das Herz-Kreislauf-System, das Magen-Darm-System, das Stoffwechselsystem und das Nervensystem auswirken. Typische Symptome sind hierbei Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen, Durchfall sowie Schlafstörungen und Kurzatmigkeit. Zudem besteht bei chronischer Exposition ein erhöhtes Krebsrisiko.
Konsoldierung pudernder Farbschnitte
Beim Umblättern der Seiten eines Buches, dem Handling der Objekte und insbesondere der Trockenreinigung mit Pinsel oder Schwämmen können abpudernde Pigmente in die Luft gelangen und an Oberflächen oder an den Händen haften bleiben. Daher wurden in einer Testreihe Möglichkeiten der Konsolidierung auf ihren Festigungserfolg überprüft. Auf Probekörper mit unterbundenen Farbschnitten wurden vier geeignete Bindemittel in unterschiedlichen Konzentrationen aufgetragen, wobei der Auftrag mit dem Pinsel, als Aerosol und mit Airbrush verglichen wurde.
Um den Erfolg bewerten zu können, wurden Abklatschtests durchgeführt. Ein Streifen Tesafilm wurde auf die Buchschnitte gedrückt und die Menge der haften gebliebenen Pigmente mithilfe eines Bildbearbeitungsprogrammes ausgewertet (Abb. 2 + Abb. 3). Die Festigung mit Klucel G in Ethanol (3% w/v) zeigte bei diesen Versuchen die beste Festigungswirkung und wurde im Folgenden an Objekten der ULB Bonn angewendet.
Ergebnisse und Fazit
Um den Erfolg der Festigung der arsenhaltigen Pigmente besser beurteilen zu können, wurde zusätzlich zu den Abklatschtests ein mikrochemischer Arsentest durchgeführt (Abb. 4). Das MQuandtTM Arsen-Testkit kann zur Analyse von wässrigen Proben verwendet werden und zeigt vorhandenes Arsen durch einen gelben bis braunen Farbumschlag an. Mit einem trockenen Wattestäbchen wurden die Schnitte vor und nach der Festigung abgerollt, die Probe in Wasser gegeben und der Farbumschlag verglichen. So konnte zusätzlich zu den Abklatschtests beurteilt werden, ob die nachgewiesenen Arsenwerte in den Proben durch die Festigung gesenkt werden konnten. Die ursprünglich ausgewählte Variante von Klucel G (3% w/v) zeigte bei den arsenhaltigen Schnitten eine geringere Festigungswirkung, eine Lösung von Klucel E in Ethanol (8% w/v) zeigte deutlich bessere Ergebnisse. Die Konsolidierung der unterbundenen Farbschnitte mit Klucel muss in Zukunft weiter getestet und die Methode verfeinert werden. Es ist jedoch bereits absehbar, dass durch die Festigung bei erwiesenermaßen arsenhaltigen Büchern die Gefährdung von Mitarbeiter*innen und Benutzer*innen deutlich reduziert werden kann.
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November 2021