Exkursion zur „Tragfähig?!“ Tagung in Dresden
Anlässlich der diesjährigen VDR-Tagung „Tragfähig?!“ reisten wir, die BA- und MA-Studierenden der Fachrichtung Gemälde, Skulptur und Moderne Kunst, nach Dresden. Durch ein spannendes Rahmenprogramm, organisiert von Prof. Dr. Tilly Laaser und Prof. Dr. Gunnar Heydenreich, erhielten wir zu der Fachtagung sozusagen einen Crashkurs zur Stadt Dresden und ihrer Museumskultur.
Studienprojekt auf einen Blick
Kategorie | Beschreibung |
---|---|
Leitung | Tilly Laaser |
Studienrichtung | Gemälde, Skulptur, Moderne Kunst (GSM) |
Beteiligte | Gunnar Heydenreich |
Laufzeit | 06. - 11.09.2022 |
Bildergalerie
Gruppenfoto der Exkursionsteilnehmer*innen der TH Köln im Hof des Zentralwerks Dresden (Bild: TH Köln - CICS - Janet Goita)
Führung durch die Gemälde-Restaurierungswerkstätten der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden mit der kommissarischen stellvertretenden Leiterin der Gemälderestaurierung Elisabeth Schlesinger (Bild: TH Köln - CICS - Tilly Laaser)
Führung im Semperbau des Zwingers. Roland Enke, Konservator für deutsche Malerei an der Gemäldegalerie Alte Meister der SKD, zeigt uns Schlüsselwerke der Gemälde- und Skulpturensammlung (Bild: TH Köln - CICS - Tilly Laaser)
Tag 1, Dresden von Albertinum bis Zwinger
Die Exkursion startete am Mittwochmorgen mit einem Fußmarsch von der Unterbringung in der Neustadt zum Albertinum in der Altstadt. Dort angekommen, wurden wir von Elisabeth Schlesinger (komm. Stellv. Leiterin Gemälderestaurierung) empfangen und durch die Restaurierungswerkstätten geführt. Während wir die beeindruckenden Räumlichkeiten besichtigten, beschrieb sie die verschiedenen Aufgabenbereiche bei der Betreuung der Galerie der Alten und Neuen Meister. Unter anderem wurde die Besonderheit der Dresdener Galerierahmen in der exklusiven Rahmenwerkstatt der Abteilung beleuchtet.
An diese Führung anschließend begaben wir uns zum Zwinger, um die Gemäldegalerie der Alten Meister im jüngst sanierten Semperbau zu entdecken. Herr Roland Enke, Konservator für deutsche Malerei an der Gemäldegalerie Alte Meister, führte uns durch einen großen Teil der Ausstellung und gab Einblicke in die verschiedenen Ausstellungskonzepte der KuratorInnen. Gekonnt griff er zudem einzelne Objekte der Sammlung heraus, um die Geschichte der Gemäldegalerie und ihrer Objekte zu präsentieren. Ausgehend von den verschiedenen Blickwinkeln von Kunsthistoriker und der zuvor gehörten Restauratorin ergaben sich spannende und anregende Diskussionspunkte.
Nach einer kurzen Pause, um das Gehörte Revue passieren zu lassen, begaben wir uns in das Deutsche Hygiene-Museum. Dort wurden wir von Julia Bienholz-Radtke, Projektleitung des Forschungsprojektes „Gläserne Figuren“, und Restaurator Jakob Fuchs empfangen und durch einen Teil der Sammlung geführt. Im Fokus stand die Konservierung der anatomisch korrekten Figuren aus Celluloseacetat, welche seit den 1930ern als „Gläserne Figuren“ eine Besonderheit der Sammlung darstellen. Die Führung stellte einen spannenden Kontrast von zuvor thematisierten klassischen Gemälden zu modernen Materialien dar und den Herausforderungen, die letztere bergen.
Die letzte Station war schließlich die Schatzkammer im Residenzschloss des Grünen Gewölbes, durch die wir von Restaurator Michael Wagner geführt wurden, der seit 1989 für die Sammlung zuständig ist. Dieser eröffnete uns einen weiteren Blick über den Tellerrand hinaus. Denn die Sammlung bietet eine Vielzahl an Materialien und feinsten kleinteiligen Ausarbeitungen, welche die RestauratorInnen seit Jahrzehnten vor Herausforderungen stellen und zahlreiche BesucherInnen faszinieren.
Knapp 20.000 Schritte später kamen wir also begeistert von der diversen und reichen Museumskultur Dresdens wieder an der Unterkunft an und ließen den Tag in Dresdens Restaurantkultur ausklingen.
Tag 2, Stadtgeschichte Dresden und Tagungsbeginn
Da wir unser Schritteziel vom Vortag nun halten wollten, begannen wir auch den Donnerstag zu Fuß. An der Dreikönigskirche empfing uns Prof. Thomas Will, Sen.-Professor für Denkmalpflege und Entwerfen an der Technischen Universität Dresden, der uns nun im Laufe der nächsten drei Stunden durch Dresden führte. Durch seinen Erfahrungsschatz in der Dresdener Denkmalpflege und Architektur, eröffnete er uns besondere Einblicke in die Stadtarchitektur und ihre Historie. Besonders der Wiederaufbau Dresdens nach dem zweiten Weltkrieg stand im Fokus und ließ viel Raum zu Diskussionen über Rekonstruktionen und deren Umsetzungen an diversen Bauwerken der Stadt.
Nach der Führung wurde dann der Weg zum Zentralwerk eingeschlagen, wo nun die VDR-Tagung „Tragfähig?!“ eröffnet werden sollte. Dort angekommen wurden wir von Nicoline Zornikau und Sven Taubert vom VDR begrüßt und kurz darauf begannen auch schon die ersten Vorträge. Themen waren aktuelle Entwicklungen in der Konservierung und Restaurierung textiler Bildträger, darunter das Thema historischer Doublierungen und die Frage nach deren Entrestaurierung; Themen, denen sich in den nächsten Tagen noch häufiger gewidmet werden sollte. Zudem spielte die generelle Frage nach dem Umgang mit originalen Aufspannsystemen und historischen Maßnahmen wie Rückseitenanstrichen eine wichtige Rolle an diesem ersten Tagungstag.
Tag 3, Tagungstag Nr. 2 – von Rissen und Verklebungen
Am Freitag erwartete uns ein volles Tagungsprogramm und die Aussicht auf einen spannenden Austausch bei einer Postersession und einem Apéro am Abend. An diesem Tag wurden – anschließend an die historischen Maßnahmen des ersten Tages – aktuelle Restaurierungsmaßnahmen textiler Bildträger vorgestellt und diskutiert. Im ersten Teil standen aktuelle Erkenntnisse zum hygrischen und mechanischem Verhalten textiler Bildträger im Vordergrund. Unvergessen bleibt mit Sicherheit die musikalische Veranschaulichung des Schwingungsverhaltens eines textilen Bildträgers durch Daniela Hedinger und Kerstin Kracht. Im Anschluss wurde der Themenblock über Methoden der Rissschließung und der damit einhergehenden Klebstoffauswahl durch Petra Demuth und Hannah Flock eingeleitet. Die nächsten Vorträge beschäftigten sich einerseits mit Celluloseethern als auch mit den Vor- und Nachteilen von Faser-Bindemittel-Gemischen. Anknüpfend wurden flächige Verklebungen thematisiert. Hierbei ging es einmal um die Doublierungsmethode des Mist-Linings, aber auch die Verbesserung der Klebstoffapplikation durch Klebstoffgitter. Abschließend wurden die Inhalte in Einzelvorträgen über Praxisbeispiele ergänzt und so zwischen Praxis und Theorie vermittelt.
Abgerundet wurde dieser informationsreiche Tagungstag durch den Austausch bei einem Apéro, während dem zusätzlich noch Zeit blieb, sich genauer den Postern zu widmen, die in Kurzvorträgen vorher vorgestellt wurden.
Tag 4, Letzter Tagungstag – Aufspannung und Großformate
Der letzte Tagungstag war insbesondere durch Vorträge aus der Praxis geprägt und behandelte weitere spannende „Randthemen“. Hiermit soll auf zwei Vorträge zur Aufspannungssituation textiler Bildträger angespielt werden. Darüber hinaus wurden spannende Praxisbeispiele für bemalte Textilien sowie Großformate präsentiert und erläutert, welche Herausforderungen sich den RestauratorInnen stellten.
Der Dresdenaufenthalt wurde schließlich durch eine Führung durch die Werkstätten der Gemälderestaurierung der HfbK Dresden inklusive weiterer spannender Projektarbeiten abgerundet.
Die Exkursion wurde uns durch die großzügige finanzielle Unterstützung des Vereins der Freunde und Förderer des Instituts für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaft (CICS) der TH Köln e.V. sowie im Rahmen des Programms zur Förderung qualitätsverbessernder Maßnahmen der TH Köln ermöglicht.
Bericht von Lisa Klossek und Pauline Krautkrämer
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Januar 2023