Ein mittelalterlicher Ablassbrief auf Pergament in Form eines Triptychons
Konservierung, Untersuchung, Holzbearbeitung
Studienprojekt auf einen Blick
Kategorie | Beschreibung |
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Projekt | BA-Thesis 2023: Ein mittelalterlicher Ablassbrief auf Pergament in Form eines Triptychons – Konservierung, Untersuchung, Holzbearbeitung. |
Leitung | Prof. Dr. Andrea Pataki-Hundt |
Studienrichtung | Schriftgut, Grafik, Fotografie und Buchmalerei |
Beteiligte | Karen Studniarz, B.A. |
Betreuung | 1. Betreuer: Prof. Dr. Andrea Pataki-Hundt |
2. Betreuerin: Bert Jacek, Dipl.-Rest. (FH), M.A. | |
Projektpartner | Kunstsammlungen und Museen Augsburg |
Catherina Koch Greiffenberger | |
Laufzeit | 2023 |
Impressionen vom Studienprojekt
Reinigung des Pergaments mit feuchten Watterstäbchen, links schon gereinigt. (Bild: TH Köln, Studniarz)
Fehlstelle im Goldbereich vor der Festigung, aufstehende Vergoldung zu erkennen (Bild: TH Köln, Studniarz)
Reinigung des Pergaments
Um die passende Reinigungsmethode für das Pergament des Ablassbriefes zu finden, wurden Trocken- und Feuchtreinigungsmethoden getestet. Die Reinigung mit einem leicht befeuchteten Wattestäbchen zeigte schnell gute und aufgehellte Ergebnisse. Das Wattestäbchen ermöglichte eine gezielte und kontrollierte Reinigung um die Buchstaben herum. Das Pergament wurde behutsam mit leicht befeuchteten Wattestäbchen abgerollt, um den Schmutz anlösen zu können. Im zweiten Durchgang wurden dann die anhaftenden Verschmutzungen entfernt. Dabei war Vorsicht geboten, um das Pergament nicht zu stark zu befeuchten, da es mit Dehnen auf Feuchtigkeit reagiert. Zudem durften keine Pigmente oder Schrift gelöst werden. Die Verschmutzungen konnten mit kleinen Wattestäbchen auch in den Zwischenräumen der Malereien und Schrift entfernt werden. Der Reinigungsfortschritt wurde regelmäßig überprüft, um ein einheitliches Reinigungsbild zu erreichen. Teilweise wurden die Malereien auch vorsichtig mit einem PU-Schwamm abgetupft. Insgesamt waren die Pigmente und die Schrift stabil, sodass Verunreinigungen von der Oberfläche entfernt und somit die Farbverfälschung reduziert werden konnten.
Festigung der Malereien
Aufgrund von Klimaeinflüssen und der Bewegung des Pergaments hat die Malschicht teilweise ihre Haftung verloren, wodurch Schollen der Malschicht abgelöst wurden. Besonders im Bereich des Blattgoldes war ein Haftverlust zu erkennen. Um die Haftung zu überprüfen, wurde mit einem weichen, trockenen Pinsel der Größe 0 aus Marderhaar in flachem Winkel über die Pigmentschichten getupft. Dadurch konnte festgestellt werden, welche Malschichten gefährdet waren und einer Konsolidierung bedurften. Eine Festigungsmaßnahme sollte nur dann angewendet werden, wenn es zur Erhaltung der Malschicht erforderlich ist. Für die Konsolidierung wurde ein Synthetikhaarpinsel von daVinci (00000) und eine 1%ige Störleimlösung verwendet. Nachdem der Pinsel in die Lösung getaucht und überschüssiger Klebstoff abgestreift wurde, floss der Störleim durch die langen Haare des Pinsels zur Spitze und wurde durch Kapillarkräfte unter die Pigmentschicht gezogen, wo er sich verteilte. Um sicherzustellen, dass das Konsolidierungsmittel ausreichend eingedrungen war, wurde nach einer Trocknungszeit von etwa 20 bis 30 Sekunden der Erfolg der Maßnahme erneut überprüft und gegebenenfalls wiederholt, bis die gewünschte Haftung erreicht war.
Holzbearbeitung
Eine große Problematik in der Nutzung des Ablassbriefes ergab sich daraus, dass die Kanten der Flügeltüren beim Öffnen und Schließen aneinanderrieben, und das Triptychon sich nicht richtig schließen ließ. Durch das stetige Aneinanderstossen der Kanten drohten das Holz und die Fassung abzuplatzen. Durch Dehn- und Zugbewegungen des Holzes hat sich mit der Zeit die rechte Rahmenleiste der Mitteltafel nach rechts außen verschoben. Dort ist die Problematik besonders deutlich. Da bereits einige Millimeter ausreichten, um die Funktion der Flügeltüren wiederherzustellen und die Reibungspunkte größtenteils an ergänzten Materialien lagen, wurde beschlossen, das Material vorsichtig mit Schleifpapier abzutragen. Mit einem Handschleifer und feinem Schleifpapier wurde das überstehende Holz in den Ecken erschütterungsfrei reduziert, um ein mögliches Ausbrechen des Wurmfraßes zu verhindern. Auf diese Weise wurde an drei ergänzten Leisten Material entfernt, bis die Türen wieder ohne schädliches Reiben schließen konnten. Auf die offenliegenden Schleifstellen wurde eine Sperrschicht aus Schellack aufgebracht und mit lichtechten Acrylfarben retuschiert.
November 2023