Restaurierung eines Dresdner Aufsatzschranks und Überführung nach Schloss Nossen
Innerhalb eines Studienprojektes wurde der sächsische Barockschrank durch zwei Studentinnen der Studienrichtung HOM aufwändig restauriert. Die größten Herausforderungen ergaben sich im Hinblick auf die Restaurierung der Buntpapiere im Inneren des Oberschranks und der krepierten Überzüge auf den Außenseiten. Nach dem Rücktransport ist der Schrank nun in Schloss Nossen zu besichtigen.
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Studienprojekt auf einen Blick
Kategorie | Beschreibung |
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Projekt | Objektpraxis im Studium: Alle Studierenden der Studienrichtung HOM führen während des Bachelorstudiums praktische Arbeiten an ihnen anvertrauten Objekten aus öffentlichen wie auch privaten Sammlungen durch. Der Barockschrank wurde durch zwei Studentinnen aufeinanderfolgend bearbeitet und war schließlich auch Thema der beiden Bachelor-Abschlussarbeiten. |
BA-Arbeit 2017: Konservierung und Restaurierung des historischen Buntpapierbestandes an einem Dresdner Aufsatzschrank des 18. Jahrhunderts - Erstellung eines Maßnahmenkonzepts und Möglichkeiten der Präsentation. | |
BA-Arbeit 2021: Konservierung und Restaurierung des transparenten Überzugs eines Dresdener Barockschranks – Erstellung eines Maßnahmenkonzepts und Möglichkeiten einer Rekonstruktion | |
Studienrichtung | Objekte aus Holz und Werkstoffen der Moderne |
Beteiligte | Fee Johanna Walter, Lea Schwarte |
Partner |
Von Schönberg'sche Stiftung, vertreten durch die Vorsitzende Marion von Sahr-Schönberg
Von Schönberg'sche Stiftung |
Betreuung | Prof. Dr. Friederike Waentig, Melanie Dropmann, Dipl.-Rest. (FH) M.A., Lisa Burkart M.A., Andreas Krupa, Dipl.-Rest. (FH) M.A. |
Laufzeit | 2017 bis 2022 |
Einleitung
Der Dresdner Schrank ist im Zuge der Bodenreformenteignung 1945 in Schloss Reichstädt enteignet worden. Seit der Rückgabe steht er im Eigentum der von Schönberg'schen Stiftung, die den Schrank nun in Schloß Nossen ausstellt.
Viele Möbel des Dresdener Barock zeichnen sich durch ihre gleichermaßen künstlerische und eine dem Nutzen entsprechende Gestaltung aus. Auch am Barockschrank der Schönberg'schen Familie kann das nachvollzogen werden. Beschlagwerk und Dekor sind zwar zurückhaltend, aber durch die flächige und geometrische Präsentation prachtvoller Nussbaumfurniere, die ursprünglich durch einen hochglänzenden, transparenten Schleiflack überfangen wurden, entsteht das imposante Erscheinungsbild des um ca. 1725 datierten Schranks.
Im Laufe der Jahrhunderte haben sich einige Alterungs- und Abnutzungserscheinungen eingestellt. Auch zeigen sich Spuren früherer Restaurierungen sowie Veränderungen. Die ursprüngliche Gestaltungsidee des Dresdener Schranks war zu Anfang der Restaurierungsarbeiten nurmehr schwach abzulesen. Eine Schicht schlicht-weißen Makulaturpapiers verdeckte ältere, dekorative Buntpapiere und ein stark krepierter, sekundärer Klarlacküberzug lag nicht mehr transparent und mit flächigen, trüben, opak-gelblichen Bereichen auf dem Furnier auf.
Diese beiden Probleme - und weitere - wurden von zwei Studentinnen der Spezialisierungsrichtung "Objekte aus Holz und Werkstoffen der Moderne" im Laufe einer mehrjährigen Beschäftigung während der Objektpraxis in den Kölner Ateliers und im Zuge der beiden Bachelor-Abschlussarbeiten behoben. In Form einer stark verkürzten Dokumentation werden folgend die Untersuchungen und Hauptarbeitsschritte skizziert.
Bitte beachten Sie auch die Bildergalerie!
Impressionen zum Studienprojekt und der Rückgabe in Nossen
Der Schrank in seiner Ausstellungssituation auf Schloss Nossen. Im Erdgeschoss des Westflügels ist er in der Dauerausstellung "Spurensuche in Sachsen - 800 Jahre Familie von Schönberg" zu betrachten. (Bild: TH Köln - CICS - Andreas Krupa)
Im Bild ist der Schrank in einem Zwischenzustand und mit geöffnetem Aufsatzschrank zu sehen. Nach der Beseitigung des weißen Makulaturpapiers im Oberschrank - mit Ausnahme der rechteckigen Fläche mit früheren Inschriften im Bereich der rechten Innentüre - zeigten sich drei verschiedene Lagen an Buntpapieren. Das dunkelbraune Modeldruckpapier hat sich am besten erhalten und wurde zur Ziellage für die Konservierung-Restaurierung bestimmt. (Bild: TH Köln - CICS - Lea Schwarte)
Der Blick in den Oberschrank zeigt die Buntpapiere. Zuunterst liegt ein rotes Kleisterpapier, welches hier im Bild nur im Bereich der Ausrisskanten punktuell zu sehen ist. Das dunkelbraune Modeldruckpapier deckt die Reste des Kleisterpapiers ab und zeigt ein Ornament bestehend aus amorphen, nicht mit Farbe bedruckten Flächen. In den besser erhaltenen Bereichen kann man sehen, dass das Model eine quadratische Form hatte und kachelartig immer wieder aufgesetzt wurde, damit am Ende das gesamte Papier bedruckt war. Die Schäden liegen in der Fragmentierung der Papiere und der Ablösung vom Holzträger. (Bild: TH Köln - CICS - Lea Schwarte)
An der Kommode lassen sich die Schäden des Überzugs gut ablesen. Die Flächen zeigen sich fleckig mit nur noch wenigen Bereichen, in denen die natürliche Farbe und die Textur des Nussbaumfurniers zu sehen ist. Der gegilbte und "krepierte" Überzugsfilm liegt wie ein milchig-trüber Film über den Holzoberflächen und entstellt das Möbel. (Bild: TH Köln - CICS - Lea Schwarte)
Eine Detailaufnahme zeigt den zerstörten Zustand des transparenten Überzugs und eine quadratischen, dunklere Fläche, die durch einen Regenerierungsversuch entstanden ist. Alle Versuche den erhaltenen, sekundären Überzug zu retten schlugen fehl. Weder Wärme- noch Lösemitteleinsatz in Kombination mit mechanischem Andrücken führten zu einheitlichen Flächen. In der Testfläche im Bild wurde versucht mit einem Heizspatel den Film anzudrücken und zu komprimieren. Es ist deutlich zu erkennen, dass dies im Prinzip funktioniert hat, aber die Oberfläche am Ende doch fleckig zurückbleibt, weil z.B. die Bereiche um die Holzporen sich anders verhalten als jene ohne Poren. Deshalb wurden die Regenerierungsansätze letztlich verworfen. (Bild: TH Köln - CICS - Lea Schwarte)
Die UV-Fluoreszenz-Aufnahme dokumentiert den gealterten Zustand der sekundären Schellackbeschichtung. Unterhalb der beiden abgenommenen Schubkastenbeschläge leuchtet der Überzug in dem für nicht gebleichten Schellack typischen Orangefarbton. Alle dem Licht ausgesetzten Flächen fluoreszieren dem entgegen hell-orange bis lachsfarben und bis ins grünliche hinein - ein deutliches Zeichen für die krepierungsbedingte Lichtstreuung im leuchtenden Film. (Bild: TH Köln - CICS - Lea Schwarte)
Dem Entschluss zur Opferung des schlecht erhaltenen und nicht regenerierbaren Sekundärfirnis folgte die schonende Abnahme. Hierbei wurde auf abrasive Methoden verzichtet und somit die überkommene Holzoberfläche in ihrem Relief und mit vielen kleinen Fehlern bewahrt. In den freigelegten Bereichen sind die teils gekitteten, teils offen liegenden Fraßgänge gut zu erkennen. Desweiteren zeigen sich Kratzer. Im Zuge einer vorausgegangenen Restaurierung wurde das Furnier vor der Neubeschichtung mit Schellack offenbar dünner geschliffen. (Bild: TH Köln - CICS - Lea Schwarte)
Ein Vorher-Nachher-Vergleich zeigt in diesem aus zwei Fotografien zusammengesetzten Bild den Unterschied zwischen dem Schrank im Vorzustand (links) und dem restaurierten Objekt. Für die Neubeschichtung wurde in Annäherung an historische Rezepturen des 18. Jahrhunderts ein alkoholischer Sandarak-Lärchenterpentin-Lack gewählt. Das Sandarakharz hat kaum eine Eigenfarbe und das Lärchenterpentin sorgt für einen hohen Glanz. (Bild: TH Köln - CICS - Lea Schwarte, Andreas Krupa)
Zur Ergänzung des fragmentarisch erhaltenen Modeldruckpapiers wurde von den Mustern eines intakten Bereiches des alten Papiers ein Foto gemacht und dieses anschließend maßstäblich skaliert auf ein alkalisch gepuffertes Archivpapier gedruckt. Es wurde nur in Grauwerten gedruckt, damit jedes Intarsienstück für den Einsatz am definierten Ort mit Aquarellfarben koloriert werden konnte. (Bild: TH Köln - CICS - Lea Schwarte)
Nach der Wiederbefestigung der alten Papiere und den Ergänzungen präsentiert sich der Schrank in der intendierten Geschlossenheit. Die Ergänzungsstücke wurden passgenau in die Lücken zwischen den Fragmenten eingefügt und bedecken lediglich die weißen Ausrisskanten des alten Papiers. (Bild: TH Köln - CICS - Lea Schwarte)
Objektbeschreibung
Bei dem Objekt handelt es sich um einen Aufsatzschrank, bestehend aus einer dreischübigen Kommode und einem zweitürigen Aufsatz, der sich dem Dresdener Barock zuordnen lässt. Der Oberschrank wird durch einen wellenförmigen, gesprengten Giebel mit einem profiliertem Vasenpodest abgeschlossen. Seine Maße sind 223,1 cm x 122,4 cm x 59,4 cm.
Die Konstruktion besteht aus Fichtenholz, welches an den sichtbaren Außenseiten mit Nussbaum furniert wurde. Die Furniere sind als vollflächige Marketerien angelegt und zeigen am Oberschrank in der Form von Kreuzfugen gefügte Maserfurniere, die mit schlichten Furnierfriesen gerahmt werden. Auch an den Schubkastenfronten der Kommode sind umrahmte Maserfurnierflächen verarbeitet. Alle Korpusseiten sind schlicht und durchgehend furniert.
Die an dem Objekt befindlichen Beschläge, Schlüsselschilder und Handhaben an den Schubladen der Kommode, bestehen aus Messing.
Schadensbeschreibung
Neben den bei alten Möbeln häufig auftretenden und mit gewisser Routine zu behandelnden Schäden (Staub und Schmutz auf allen Oberflächen, Furnierablösungen, geöffnete Verbindungen am Korpus, eingeschränkte Funktionalität durch abgenutzte Laufleisten der Schubläden, weitere Nutzungsspuren, Risse durch größere Flächen) stachen am Dresdner Schrank vor allem zwei Problemfelder hervor, die besonderen Lösungen erforderten. In beiden Fällen ging es um Schäden, die ein gestörtes Erscheinungsbild des Schrankes hervorriefen.
Zum einen war das Innere des Oberschranks komplett mit einem beige-weißen Papier ausgeschlagen, welches wiederum ältere, dekorative Buntpapierlagen verdeckte und damit das Erscheinungsbild des geöffneten Schranks gegenüber der ursprünglichen Gestaltungsidee stark veränderte. Bei dem Kaschierpapier handelt es sich um ein modernes Holzschliffpapier wie durch eine Faseranalyse und die Bestimmung des Ligningehalts festgestellt werden konnte. Holzschliffpapiere wurden erst ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hergestellt. Alle drei unterliegenden Buntpapiere (Abb. 3) sind dagegen handgeschöpfte Hadernpapiere, wie aus den Analysen hervorging. Das dunkelbraune Modeldruckpapier, welches die zweite Buntpapierschicht bildet (Abb. 9), war noch in großen Flächen vorhanden, wie bereits vor der Abnahme des Kaschierpapiers mithilfe von Infrarot-Aufnahmen festgestellt werden konnte.
Das zweite herausfordernde Problemfeld betraf den stark zerstörten Überzugsfilm auf den Furnierflächen (Abb. 4, 5 und 6). Die Untersuchungen ergaben, dass es sich bei diesem erhaltenen Überzug um einen schellackbasierten Klarlack handelt und damit um eine sekundäre, nicht ursprüngliche Beschichtung. Die Schellackpolitur kommt erst um das Jahr 1800 auf. Kratzer im Furnier und offen liegende und gekittete Fraßgänge von Insekten (Abb. 7) zeugen zudem von einer älteren, abrasiven Behandlung der Holzoberflächen. Der Schellackfilm präsentierte sich weitgehend zerstört. Die Vergilbung des gealterten Überzugs, Ablösungen des Films von der Furnieroberfläche, ein Sprungkrakelee und flächige Krepierungen machten den Überzug gelb, trübe bzw. intransparent und damit äußerst unansehnlich (Abb. 5). Genannte Schäden gingen hauptsächlich auf photochemische Alterungsprozesse zurück, wie auch die UV-Fluoreszenzuntersuchung (Abb. 6) zeigen konnte. Die Beeinträchtigung des Erscheinungsbildes des zweiteiligen Schranks ging so weit, dass die Idee der Nussbaummarketerien beinahe nicht mehr zu erkennen war. Die Schäden dominierten das Bild.
Konzeptfindung und Durchführung der Maßnahmen
Die zwei oben ausgeführten Schadensbilder beeinträchtigen das Erscheinungsbild des Aufsatzschranks sehr.
Das beige-weiße Kaschierpapier hat keinerlei dekorativen Charakter und verändert die ursprüngliche Gestaltungsidee. Zwar kann nicht mit Sicherheit gesagt werden, zu welchem genauen Zeitpunkt die älteren Buntpapierlagen an den Innenflächen des Oberschranks appliziert wurden, aber recht sicher erscheint, dass die blanken Blindholzflächen, auf welche sie aufgebracht wurden, schon ursprünglich nicht sichtbar waren, da sie einen sehr starken Kontrast zu den benachbarten, furnierten und hochglanzlackierten Innenflächen bilden.
Durch die Schäden des Überzugs lässt sich die ursprüngliche Idee der mit lebendig texturiertem Nussbaummaserfurnier und kontrastierend schlichtem Furnier gestalteten Marketerien nicht mehr gut ablesen. Die für diese Art der sächsischen Möbel so charakteristische Gestaltung ist massiv gestört. Der durch Licht degradierte Überzugsfilm stellt auch für sich genommen keine erhaltenswerte Alterungspatina dar.
Aus den oben genannten Gründen wurde in ständiger Absprache mit der Objektgeberin der Entschluss getroffen sowohl das weiße Kaschierpapier als auch den Sekundärüberzug zu entfernen. Bei der Entscheidungsfindung halfen u.a. digitale Illustrationen des möglichen Nachzustands und eine Reihe an Tests. Vor der Abnahme des Überzugs wurde versucht den sekundären Überzug restauratorisch zu behandeln. Das Unterfangen musste aber aufgegeben werden, da die im ersten Augenblick vielversprechenden Ergebnisse der Regenerierungsversuche in der Fläche nicht zu befriedigenden Ergebnissen führten (Abb. 5).
Festigung der Buntpapiere: Nachdem sämtliche Farben der Buntpapiere sich als wasserlöslich herausstellten musste für die Verklebung der hochstehenden Papiere eine nichtwässrige Klebelösung verwendet werden. Die Wahl fiel auf Klucel G in Ethanol. Die Lösung wurde mit einem Pinsel unter die losen Bereiche gegeben. Darauf wurden dann ein Polyestervlies und ein Löschkarton gelegt und dieser Bereich schließlich mit Gewichten beschwert. Die losen und hochstehenden Bereiche konnten auf diese Weise wieder fest an den Träger angelegt und fixiert werden. Es ließen sich keine negativen Veränderungen an der Farbigkeit oder der Beschaffenheit der verschiedenen Buntpapiere feststellen.
Ergänzung der Fehlstellen im Buntpapier: Das dunkelbraune Modeldruckpapier soll in Zukunft die Innenraumgestaltung des Oberschranks bestimmen. Von einer intakten Stelle des vorhandenen Papiers wurde ein Foto gemacht und dann in richtiger Skalierung ausgedruckt. Hierbei wurden Monosafe Zwischenlagepapier und Epson DURABrite Pigmenttinte schwarz genutzt. Das Papier wurde ausgewählt, da es sich um alkalisch gepuffertes Archivpapier handelt, welches säure- und ligninfrei, frei von optischen Aufhellern und P.A.T.-zertifiziert1 ist. Pigmenttinte wurde genutzt, da diese ein detailliertes Druckbild, sowie eine hohe Lichtbeständigkeit und Langlebigkeit der Farben aufweist. Die Ergänzungsrohlinge wurden nur in Graustufen gedruckt, ohne die Wiedergabe der Vergilbung des originalen Papiers. Anschließend konnte jede einzelne Ergänzung farblich durch Aquarellfarben an seine Umgebung angepasst werden. Die gefärbten Papiere wurden dann präzise zugeschnitten, sodass die Fehlstellen, Risskanten und auch die in den Fehlstellen sichtbaren Teile des roten Kleisterpapiers vollständig überdeckt wurden. Zur Fixierung wurde eine als Klebemittel eingestellte Klucel G-Ethanol-Lösung verwendet.
Abnahme des Sekundärüberzugs: Zur Entfernung des schadhaften Schellackfilms wurde aus den schon bekannten Materialien Klucel G und Ethanol ein Lösemittelgel hergestellt, welches über Kompressen appliziert wurde. Der Überzug löste sich bereitwillig und konnte mit den Kompressen weitgehend abgenommen werden. Bei der Nachreinigung mit Ethanol wurden die letzten Reste von Klucel und Überzugsmaterial beseitigt (Abb. 7). Zurück blieb die durch eine frühere Restaurierung und Nutzungsspuren bereits veränderte Nussbaumoberfläche.
Neubeschichtung: Für die Auswahl des neuen Überzugs wurden historische Überzugsrezepte aus der Entstehungszeit des Objektes untersucht und getestet. Hierbei wurde sich auf Überzüge konzentriert, bei welchen Sandarak die Basis des Lackes darstellt. Dieser war typisch für weiße Firnisrezepte des 17. und 18. Jahrhunderts und zählt zu deren Hauptbestandteilen. Nach der Herstellung verschiedener Rezepte und der Verarbeitung dieser Lacke, wurde ein Sandarak-Lärchenterpentin-Lack als neuer Überzug für den Aufsatzschrank ausgewählt (Harzanteil: etwa 70 % Sandarak mit 30 % Lärchenterpentin; Lösemittel: Ethanol) hat. Zur Verarbeitung mit dem Pinsel wurde die Lacklösung noch weiter mit Ethanol verdünnt, um den Applikations- und Trocknungsprozess zu optimieren. Es wurden zunächst 10 Pinselaufträge mit einer Trockenzeit von jeweils mindestens 12 Stunden durchgeführt. Danach folgten noch 2 bis 4 Schichten, die mit einem Ballen aufgetragen wurden. Dies sollte dazu dienen den Duktus des Pinsels leicht zu reduzieren, sowie den gewünschten Glanzgrad des Lackes herzustellen. Im Ergebnis zeigt sich eine beinahe farblos lackierte Nussbaumoberfläche mit schwachem Duktus und hohem Glanz. Die originale Gestaltungsidee, die durch die stark krepierten Bereiche so lange verdeckt wurde, ist nun wieder für die Betrachter*innen erfahrbar. Der Vorher-Nachher-Vergleich in Abb. 8 zeigt den Gewinn deutlich.
Danksagung
Am 23.6.2022 wurde der Schrank auf Schloss Nossen übergeben (Abb. 1, 11 und 12). Dort ist er der Öffentlichkeit im Rahmen der Dauerausstellung "Spurensuche in Sachsen - 800 Jahre Familie von Schönberg" im Erdgeschoss des Westflügels nun zugänglich.
Das Team der Studienrichtung "Objekte aus Holz und Werkstoffen der Moderne" dankt der Repräsentatin der von Schönberg'schen Stiftung Marion von Sahr-Schönberg sehr herzlich für das Vertrauen und die Geduld. Wir hoffen, dass die Stiftung und die Besucher*innen von Schloss Nossen noch viel Freude an dem prachtvollen Stück sächsischer Tischlerkunst haben werden!
1 Bei dem "Photographic Activity Test" (P.A.T.) handelt es sich um eine internationale Norm (ISO 18916) bzw. einen Zertifizierungsprozess der die Auswirkungen von Archivmaterialien auf die Alterungsbeständigkeit von Fotografien (Filme und Fotopapiere) streng beurteilt.