Die Rezeption des Bildersturms in der Kunst der südlichen und nördlichen Niederlande (1566 - 1830)
Darstellungen des niederländischen Ikonoklasmus von 1566, die im Laufe von ca. 300 Jahren geschaffen wurden, sind keine Sachberichte, sondern Narrative des Ereignisses. Sie werden im Projekt nach ihren Erzählstrategien und Deutungsmustern befragt.
Auf einen Blick
Kategorie | Beschreibung |
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Forschungsprojekt | Narrative des Ikonoklasmus. Die Rezeption des Bildersturms in der Kunst der südlichen und nördlichen Niederlande zwischen 1566 und 1830 |
Leitung | PD Dr. Esther Meier |
Fakultät | Fakultät für Kulturwissenschaften |
Institut |
CICS - Cologne Institute of Conservation Sciences Institut für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaft |
Fördermittelgeber | Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) Mehr |
Laufzeit | bis April 2023 |
Der Bildersturm in den südlichen und nördlichen Niederlanden war ein einschneidendes Ereignis, das über Jahrhunderte erinnert und kontrovers diskutiert wurde. Das Projekt will die Aneignung und Modellierung des reformatorischen Bildersturms im Medium des Bildes eingehend untersuchen und nach seinen Narrativen befragen.
Der Untersuchungszeitraum beginnt mit den ikonoklastischen Aktionen im Jahr 1566, auf die zwei Jahre später der Achtzigjähre Krieg folgte, der zu Unabhängigkeit der nördlichen Provinzen führte, und reicht bis zur Gründung des belgischen Staates 1830, wenige Jahre nach der Etablierung der niederländischen Monarchie. Im Laufe der Jahrhunderte wandelten sich wiederholt die politische, konfessionelle und soziale Situation sowie die Bildmedien, die den Ikonoklasmus reflektieren.
Zwar war der Bildersturm des 16. Jahrhunderts Ausdruck eines auch theologischen Konflikts, der zur Trennung der Konfessionen führte, doch wird die Erzählung des Ikonoklasmus nicht allein durch die Dichotomie katholisch und protestantisch bestimmt, sondern offenbar stärker durch die verschiedenen Rezeptionskontexte. So beschränkt sich auch die bildliche Wiedergabe keineswegs auf das 16. und 17. Jahrhundert, die gewöhnlich im Mittelpunkt der kunsthistorischen Forschung stehen, sondern erlangte im 18. und frühen 19. Jahrhundert eine hohe Aktualität. Diese zeitliche Schwerpunktsetzung verweist auf die politische Situation, die im Norden und im Süden um 1800 durch Instabilität, Abhängigkeiten und die Bildung der niederländischen und der belgischen Monarchie geprägt ist.
Die Rezeption eines gleichen Geschehens in wechselnden Rezeptionskontexten lässt vermuten, dass kein uniformes Bild tradiert, sondern variierende Erzählungen geschaffen wurden, die innerhalb von Partikulargruppen oder einem größeren Kollektiv kursierten, deren Deutungsmuster dem zerstörerischen Geschehen im Nachhinein einen je eigenen Sinn zuschrieben.